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Dirk von Boetticher ◆ Mentalisierung und starke Wertung. Überlegungen zur<br />
Entwicklung eines integrativen Intersubjektivitätsbegriffs<br />
Der Begriff der Intersubjektivität ist sowohl innerhalb neuerer psychodynamischer Entwicklungspsychologien<br />
des Selbst als auch innerhalb neuerer sozialphilosophischer Theorien des Selbst<br />
und seiner Genese von zentraler Bedeutung. Beide Wissenschaftsbereiche entwickelten elaborierte<br />
Konzepte mit je unterschiedlichen Akzentuierungen und Bedeutungen, die weitgegend unverbunden<br />
nebeneinander stehen. Am Beispiel des Mentalisierungs-Modells von Fonagy et al. (Affect<br />
Regulation, Mentalization and the Development of the Self, 2002) und der Theorie des Selbst von C. Taylor<br />
(Sources of the Self. The Making of Modern Identity, 1989) werden Unterschiede im entwicklungspsychologischen<br />
und sozialphilosophischen Verständnis von Intersubjektivität und ihrer Bedeutung <strong>für</strong> die<br />
Genese des Selbst vergleichend dargestellt und kritisch aufeinander bezogen. Die Besonderheiten der<br />
jeweiligen Konzepte beachtend, soll der Vergleich aufzeigen, welche Aspekte in der jeweils anderen<br />
Konzeption unberücksichtigt geblieben sind. In einem zweiten Schritt werden mögliche Konvergenzen<br />
beider Modelle als Bausteine <strong>für</strong> die Entwicklung eines integrativen Intersubjektivitätskonzepts<br />
diskutiert. Eine kritische Verknüpfung von Befunden psychodynamischer Entwicklungspsychologie<br />
und sozialphilosophischer Entwicklungstheorie zu einem stärker integrativen Intersubjektivitätsbegriff<br />
soll ein Beitrag sein zu einem vertieften Verständnis von Psychodynamik und Moralität. ◆<br />
Johannes Waldmüller ◆ Development Ethics: Politisch-ethische Überlegungen zu<br />
partizipativen Ansätzen und Capability Approach<br />
Zwei selten zusammen gesehene, jedoch wechselseitig beeinflussende Disziplinen werden<br />
grenzüberschreitend thematisiert: Entwicklungszusammenarbeit – als Mittel zur Erreichung des<br />
jeweiligen „guten Lebens“ – und Philosophie in ihrer Frage nach dem ethischen Gehalt dieses<br />
Ziels, sowie den (politischen) Mitteln zu seiner Erreichung. Development Ethics, aus dem französischen/anglo-amerikanischen<br />
Raum kommend, werden diskutiert, wie ebenso die Frage nach<br />
der Schwelle zu einem erfüllten Leben (im Anschluss an Nussbaum, Sen, Crocker). Argumentiert<br />
wird, dass auf Grund der ökonomischen und technologischen Verflochtenheit der Welt („Übermacht“),<br />
heute auch die moralische Komponente immens an Wichtigkeit gewonnen hat – auf individueller<br />
wie kollektiv-politischer Ebene. Letztere aber, finde in den bisherigen Überlegungen<br />
(Agency, Development Ethics, Capability/-ies Approach) zu wenig Beachtung („Ohnmacht“). Wie<br />
ist in diesem Zustand globaler Übermacht-Ohnmacht-Dialektik das Paradigma partizipativer Erarbeitung<br />
ordnungspolitischer Vorstellungen zu denken? Wäre ein interkulturelles Prinzip <strong>für</strong><br />
globale/kollektive Epistemologie nicht besser im Bereich des Moralisch-Rechtlichen angesiedelt,<br />
wie z.B. bei einer partizipativen Implementierung von Menschenrechten im nationalen Kontext?<br />
Zum Zwecke näherer Erläuterung berichte ich von einem Pilotprojekt in Ecuador, wo Regierung,<br />
UN OHCHR und lokale Menschenrechtsinstitutionen an der Einführung von Menschenrechtsindikatoren<br />
arbeiten. Zu bestimmende Benchmarks könnten dabei partizipativ (d. h. im breiten<br />
Dialog) ermittelt werden. Diese innovative Rahmengebung <strong>für</strong> Menschenrechtsbemühungen als auch<br />
Entwicklungspolitik birgt dabei, einerseits philosophisch interessante Einblicke in die Bedeutung<br />
und Entwicklung von moralischen Normen <strong>für</strong> <strong>Gesellschaft</strong>en, andererseits in den theoretischen<br />
Zusammenhang von ethischer Fragestellung und politischer Gestaltung auf der Suche nach dem „erfüllten<br />
Leben“. ◆<br />
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