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Wolfgang Luutz ◆ Neue territoriale Grenzziehungen im Zeichen einer Politik der Sicherheit<br />
In der politischen Philosophie wurde der staatlich-politische Raum seit Hobbes als exklusiver<br />
Sicherheitsraum konzeptualisiert. Dieses Sicherheitskonzept ist am Ausgang des 20. Jh. mitsamt<br />
seinem Vehikel, dem territorial abgegrenzten Nationalstaat, vom intellektuellen Mainstream <strong>für</strong> obsolet<br />
erklärt worden. Wenig in den Focus des theoretischen Interesses gerät dabei allerdings, dass in<br />
der Gegenwart nicht nur Grenzen überschritten, sondern im Zeichen einer Politik der Sicherheit<br />
auch neu geschaffen werden. Dabei werden in den Medien solche Grenzen schlaglichtartig durchaus<br />
beleuchtet, denken wir etwa an einprägsame Fotos vom israelischen Sperrgürtel. Hinzu kommen jedoch<br />
räumliche Grenzziehungen neuer Art. Nicht mehr das Bild der Mauer, eher schon Bilder eines<br />
scheinbar offenen Raums, der an ausgewählten Brennpunkten mit elektronischen Augen überwacht<br />
wird, erscheinen hier als angemessen. Um diese neuen räumlichen Grenzziehungen im Rahmen einer<br />
Politik der Sicherheit begrifflich zu erfassen, bedarf es aus meiner Sicht nicht einer Verabschiedung<br />
des Territorialitätskonzepts politischer Macht, sondern seiner Fortentwicklung. Die notwendigen<br />
Modifikationen betreffen die Prozessualisierung und Molekularisierung des Verständnisses von<br />
territorialen Grenzziehungen. Im Kontext dieser Aufgabenstellung sollen im Beitrag exemplarisch<br />
zwei Prozesse näher untersucht werden: Zum einen geht es um die Verschiebung staatlicher Grenzen:<br />
Grenzen werden nach außen, ins Vorfeld der Staaten verlagert. Zugleich werden sie als Binnendifferenzierungen<br />
neu etabliert. Zweitens kommt zu einer Flexibilisierung und Temporalisierung<br />
von Grenzen: Statt durch Grenzziehung einen stabilen innerstaatlichen Raum zu etablieren, werden<br />
Grenzen eher kleinräumig, problembezogen, errichtet. Das übergreifende Anliegen dieser Analysen<br />
besteht in einem Beitrag zur Ausarbeitung einer Mikrophysik territorial organisierter politischer<br />
Macht. ◆<br />
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