Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
hat während der Predigt etwas <strong>von</strong> meiner Kr<strong>an</strong>kheit gespürt. Ich habe abends wieder gepredigt <strong>und</strong><br />
d<strong>an</strong>ach kopuliert, <strong>und</strong> bin sod<strong>an</strong>n noch 4 Tage kr<strong>an</strong>k geblieben. Der liebe Wolfensberger teilt mir<br />
m<strong>an</strong>ches Erhebende <strong>von</strong> der Wirkung der Predigten bei seiner Familie mit. So habe ein 80jähriger<br />
schneeweißhaariger Greis Gott ged<strong>an</strong>kt, daß er ihn noch habe leben lassen, die Predigten <strong>von</strong> <strong>Kohlbrügge</strong><br />
zu lesen, <strong>und</strong> so mehreres, was hier viele erbaut <strong>und</strong> erfreut hat, als sie es vernommen haben.<br />
Ich habe vor 14 Tagen wieder mit den Petripredigten <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen. Die Predigt <strong>an</strong> die Weiber<br />
hat eingeschlagen; aber alles ist <strong>von</strong> einer Taufpredigt erfüllt, die ich letzten Sonntag über Genesis<br />
17 gehalten habe. Was darin ausgesprochen ist, wurde mir erst auf der K<strong>an</strong>zel gegeben. Diese Predigt<br />
hat deshalb so gewaltig auf alle gewirkt, weil die Wiedertäufer hier so zunehmen, daß sie im<br />
Begriffe sind, sich in diesem Tale kirchlich zu org<strong>an</strong>isieren. – Jetzt geht’s mit meiner Ges<strong>und</strong>heit<br />
wieder gut, ebenso mit der Ges<strong>und</strong>heit meiner lieben Frau <strong>und</strong> meiner lieben Anna. Von Jakobus erhielten<br />
wir Ende vorigen Monats zwei <strong>Briefe</strong>. Er schreibt: „Papa, es ist mit mir noch ebenso, wie<br />
damals, als ich Dich verließ“. Dieses hat mich sehr beruhigt. Der liebe Gerhard ist noch in Kuilenburg<br />
bei Utrecht. Seine Aussichten auf Anstellung scheinen sich aber noch nicht zu bessern.<br />
Ich habe sieben Predigten drucken lassen unter dem Titel: „Der verheißene Christus“. In Paris erscheint<br />
Ende dieses Monates eine sehr gute Übersetzung meiner Petripredigten, <strong>und</strong> eine nicht weniger<br />
gute englische in London. Grüße <strong>von</strong> mir den lieben Huber. Ich freue mich, daß Du nunmehr<br />
drei treue Seelen um Dich hast. Was Deine Arbeit, um den Doktor der Theologie zu erhalten, <strong>an</strong>geht,<br />
so habe ich darin kein <strong>Licht</strong>. Gott der Herr wird Deinen Geist wohl zu dem treiben, was in seinen<br />
Augen gut ist. Es kommt mir vor, daß es <strong>von</strong> ihm abhängt, daß, ob <strong>und</strong> w<strong>an</strong>n Du zum Professor<br />
befördert wirst.<br />
Ich könnte Dir m<strong>an</strong>ches Erfreuliche <strong>von</strong> hier mitteilen, hätte ich nur die Zeit dazu. Dabei bleibt<br />
es, was auch Dich, mein lieber Joh<strong>an</strong>nes, trösten <strong>und</strong> Dir immerdar Mut machen soll: „Mein Wort<br />
wird nicht leer wieder zu mir kehren, sondern es soll ausrichten, wozu ich es ges<strong>an</strong>dt habe“.<br />
Ich habe nunmehr einen Luther, Walch’sche Ausgabe, für 35 Taler, aus Berlin durch Schmitz bekommen;<br />
inwendig ist er rein <strong>und</strong> gut, aber der Einb<strong>an</strong>d gefällt mir nicht. Die Titel auf dem Rücken<br />
sind fast unleserlich.<br />
Wie übersetzest Du Apostelgeschichte 19 Vs. 5: „Da sie das hörten“, sagt das Paulus oder<br />
Lukas?<br />
Peter Schumacher läßt die Predigten über Joh. 1 drucken <strong>und</strong> will zu dem Druck 30 Tal. beitragen.<br />
Es geht hier den Deinen allen recht wohl, nur Deine T<strong>an</strong>te Karl v. d. Heydt muß noch das Zimmer<br />
hüten. Deine Großmutter ist, wie Du sie gesehen <strong>und</strong> verlassen hast.<br />
Wir grüßen Dich aufs herzlichste. Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit Dir, mein lieber<br />
Joh<strong>an</strong>nes!<br />
Dein Dir im Herrn treuer Pastor <strong>Kohlbrügge</strong>.<br />
Elberfeld, 8. Dezbr. 1852.<br />
13. Dezember. Ich will diesen Brief jetzt auf die Post bringen. Ich wollte Dir noch vieles schreiben,<br />
aber es geht nicht. Heute ist Deine Schwester, die Braut, hier bei der Familie zu Besuch. Deine<br />
Großmutter ist zwar noch ziemlich wohl, nimmt aber doch sichtlich ab. Hoße ist in Bonn gar nicht<br />
zufrieden; er schreibt, das sei keine Theologie, was er da höre.<br />
Wenn Du <strong>an</strong> Deine liebe Schwester, Frau Springm<strong>an</strong>n, schreibst, so grüße sie doch recht herzlich<br />
<strong>von</strong> mir. Wir sind ihr sehr d<strong>an</strong>kbar, allererst für ihren lieben Brief, <strong>und</strong> sod<strong>an</strong>n für den kostbaren<br />
Käse. Ich habe etwas da<strong>von</strong> genommen. Er schmeckt vortrefflich, aber mehr durfte ich nicht essen.<br />
104