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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Was d<strong>an</strong>n in Vs. 4 u. 5 aufgezählt wird [einmal erleuchtet-sein, die himmliche Gabe geschmeckt<br />

haben, des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sein, das gütige Wort Gottes <strong>und</strong> die Kräfte der zukünftigen<br />

Welt geschmeckt haben], sind hohe geistliche Erfahrungen bis ins Paradies hinein, aber<br />

etwas fehlt dar<strong>an</strong>: zerschmetterte Gebeine <strong>und</strong> Barmherzigkeit. Der Apostel treibt die Aufzählung<br />

der Sachen auf den Höhepunkt, sodaß fast keiner glauben k<strong>an</strong>n, er könne, dort <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt, wieder<br />

herunter fallen oder d<strong>an</strong>ebenher fallen. [Luth. wo sie abfallen].<br />

Das: „Wo sie wiederum ihnen selbst den Sohn Gottes kreuzigen“ Vs. 6 geschah, wenn sie den<br />

Apostel <strong>und</strong> sein Wort dr<strong>an</strong>gaben; denn alsbald kamen sie in eine <strong>an</strong>dere Gesellschaft, in die des<br />

Egoismus <strong>und</strong> der Egoisten wider Gottes Ich.<br />

Ich hoffe, daß ich Sie hiermit befriedigt habe; wenn nicht, so wollen Sie nochmals fragen. Das<br />

Fremdartige im 1. u. 2. Verse liegt darin, daß m<strong>an</strong> meint, die Leute hätten sich doch wohl mehr <strong>von</strong><br />

der Schale einnehmen lassen; es ging aber damit, wie es auch jetzt noch geht, wo m<strong>an</strong>cher, wenn er<br />

so dahin spricht, sich den Anschein gibt, als sei er nur <strong>von</strong> dem Unsichtbaren eingenommen, während<br />

es bei ihm nur auf der Oberfläche liegt, im Herzen aber ist sein g<strong>an</strong>zer Gott nur dies, daß er die<br />

Kirche verlassen hat, daß er seine Kinder nicht taufen läßt, daß er die Agende verabscheut. 3 Seine<br />

Gemeinde besteht aus solchen, die darin mit ihm übereinstimmen. Dem Sichtbaren ist das Herz<br />

nicht abgestorben, sondern es macht sich daraus noch m<strong>an</strong>ches, wenn nicht alles. Wohl dem, der<br />

sich selbst genau prüft!<br />

Joh. 19, Vs. 11 erklären Sie auf eine Weise, die mir g<strong>an</strong>z neu vorkommt; doch scheint sie auch<br />

mir richtiger zu sein. 4<br />

Zu Joh<strong>an</strong>nes 21, Vs. 15-17. Hast du mich lieb? 5<br />

Die Frage unseres Herrn <strong>an</strong> Petrus geschah, um alle Ged<strong>an</strong>ken bei ihm auszumerzen, als sei er in<br />

irgend welchem Sinn auch etwas für den Herrn, <strong>und</strong> damit er wüßte, daß der Herr alles für ihn sei.<br />

Die weitere Frage: „Liebst du mich mehr als diese?“ sollte zur Ausrottung des Ged<strong>an</strong>kens dienen,<br />

als liebe er den Herrn mehr als z. B. Joh<strong>an</strong>nes, Jakobus, Nath<strong>an</strong>ael ihn liebten. Petrus hatte ja früher<br />

gesagt: „Wenn auch alle sich <strong>an</strong> dir ärgerten, so will ich mich doch nicht <strong>an</strong> dir ärgern“. Es ist dem<br />

Menschen so eigen, zu glauben, er sei ein Gott Liebender vor <strong>an</strong>dern <strong>und</strong> er meine es am besten mit<br />

dem Herrn. Wenn er aber das nicht vollhalten will, sondern <strong>an</strong>dererseits zugibt, daß es doch wohl<br />

heiligere wie er gebe, so liebt er wenigstens dennoch auch den Herrn. So fragt denn deshalb der<br />

Herr den Petrus: „agapas me?“ [hast du mich lieb?] An seine bejahende Antwort kehrte sich der<br />

Herr nicht, sondern sprach nur: „Weide meine Schafe“, <strong>und</strong>: „Sei ein Hirt meiner Schäflein!“ denn<br />

dar<strong>an</strong> sollte er es erweisen, daß er den Herrn liebe, daß er den Armen, Elenden <strong>und</strong> Schwachen Lab-<br />

3 K. hatte damals schon Fühlung mit denen, die in Elberfeld um der dort eingeführten Agende willen, die Kirche<br />

mieden <strong>und</strong> ihre Kinder nicht taufen ließen. Er teilte ihre Bedenken, aber er fürchtete für ihre Seelen. (Siehe: Zur<br />

Feier des 25jährigen Bestehens der Gesellschaft „Vereinigung“, Ansprache K.’s <strong>an</strong> die Jugend der Gemeinde bei<br />

seinem Jubiläum 1871 S. 9 u. 11).<br />

4 In dem Kommentar zum Joh<strong>an</strong>nesev<strong>an</strong>gelium <strong>von</strong> <strong>Wichelhaus</strong>, herausgegeben <strong>von</strong> A. Zahn (Halle, bei Julius<br />

Fricke, 1884) erklärt Zahn, wohl W. folgend, die Stelle so: Die neueste Erklärung <strong>von</strong> de Wette: „Du bist nur ein<br />

willenloses Werkzeug in der H<strong>an</strong>d der Vorsehung. Darum haben aber die Juden eine viel größere Schuld“. (Ne<strong>an</strong>der,<br />

Tholuck) legt einen g<strong>an</strong>z fremden Ged<strong>an</strong>ken der Entschuldigung in diese Worte. Pilatus steht da als die rechtmäßige,<br />

<strong>von</strong> Gott verordnete Obrigkeit; (das „<strong>von</strong> oben herab“, ist ohne Zweifel <strong>von</strong> Gott gemeint) eben deshalb hat der,<br />

welcher Jesum ihm über<strong>an</strong>twortete, eine größere Sünde, nicht etwa als Pilatus, sondern eine um so größere Sünde<br />

darin, daß er das <strong>von</strong> Gott zur Rache des Bösen geordnete Schwert dazu aufruft, den Reinen <strong>und</strong> Unschuldigen zu<br />

töten. So lag in diesen Worten die schärfste Mahnung für Pilatus selbst.<br />

5 K. gebraucht wie bei vielen Stellen die griechischen Worte, die wir hier mit lateinischen Buchstaben wiedergeben<br />

mußten. <strong>Wichelhaus</strong> sagt in seinem Kommentar zu dieser Stelle: philein ist die fre<strong>und</strong>schaftliche, zärtliche Liebe,<br />

mehr gewöhnlich, menschlich einfacher, weiter als agap<strong>an</strong>, welches als ein besonderes N. T.-Wort die heilige<br />

hingebende Liebe bedeutet, mit der m<strong>an</strong> Gott <strong>und</strong> die Brüder umfaßt.<br />

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