Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
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die Bedenken geschw<strong>und</strong>en. Soviel Antwort für heute auf des lieben Schreys Brief. Über einige<br />
Tage schreibe ich wohl wieder <strong>und</strong> habe bis dahin vielleicht mit Joh<strong>an</strong>nes darüber sprechen können.<br />
Der lieben Frau Pastorin <strong>und</strong> allen Lieben Gruß. In der innigsten Liebe Ihre<br />
Pauline <strong>Wichelhaus</strong>.<br />
______<br />
Anlage 23 zu Brief 79.<br />
Brief K.’s <strong>an</strong> D. v. d. Heydt über seine Predigt in Halle a. d. Saale nach dem Tode <strong>von</strong> Professor<br />
<strong>Wichelhaus</strong> auf Einladung <strong>von</strong> Domprediger Neuenhaus am 25. April 1858 über Apostelgesch. 10,<br />
Vs. 42 u. 43.<br />
Es ist geschehen! Habe wirklich gepredigt in Halle in der Schloß- <strong>und</strong> Domkirche. Viele Studenten<br />
waren gegenwärtig, auch Professoren der Universität. Das Singen des Liedes: „Wachet auf, ruft<br />
uns die Stimme“ erkl<strong>an</strong>g wie Engelruf durch den Dom <strong>und</strong> hatte mich mächtig ergriffen. Es ist das<br />
Lied meines Knabenalters. Ich s<strong>an</strong>g es oft mit meinem seligen Vater. Die Liebe <strong>und</strong> Zuvorkommenheit<br />
vieler hier geht über alle Beschreibung. Die Studenten unseres seligen Joh<strong>an</strong>nes habe ich einen<br />
Abend bei mir gehabt <strong>und</strong> verließen mich dieselben hochbeglückt. Donnerstag war ein Essen mit<br />
zwei Superintendenten <strong>und</strong> zwei Predigern, die mich wirklich beh<strong>an</strong>delten, als wäre ich ihr Papa.<br />
Im Gedächtnis <strong>an</strong> unsern Joh<strong>an</strong>nes empf<strong>an</strong>d ich bei der Predigt, daß es einen Namen gibt hoch über<br />
alle Namen <strong>und</strong> ein Wort, das mächtiger ist, als alle Vernunft mit ihrer Kritik <strong>und</strong> Philosophie. Zum<br />
Schluß erzähle ich Ihnen noch einen Spaß.<br />
Ich traf in Giebichenstein bei Pastor Zahn Professor Leo <strong>und</strong> b<strong>an</strong>d mit ihm ein wenig <strong>an</strong>. Er hat<br />
d<strong>an</strong>n gesagt: er habe einen groben Holzschnitt in mir erwartet, habe aber einen feinen Kupferstich<br />
gef<strong>und</strong>en.<br />
Gestern sahen wir in der Marien-Bibliothek ein Wachskonterfei <strong>von</strong> Dr. Martin Luther <strong>an</strong>, <strong>von</strong><br />
dem treuen Zeugen genommen, da seine Leiche in der Kirche übernachtete. Er saß bedeckt mit der<br />
Doktorkappe in einem Talar vor seinem Tisch, darauf eine Bibel. So muß er ausgesehen haben. Sehr<br />
l<strong>an</strong>ge blieb ich vor dem Bilde stehen! Das tat mir wohl, – o so wohl! „Auch ich, auch ich werd einst<br />
erlöset sein!“ Ich umarme Sie in der Treue der Liebe, womit ich Sie so sehr liebe in dem Herrn.<br />
(Zahn, der Großvater. S. 145.)<br />
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