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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Einleitung.<br />

I.<br />

Im Mai des Jahres 1833 kam der Doktor der Theologie Herm<strong>an</strong>n Friedrich <strong>Kohlbrügge</strong> zum ersten<br />

Mal nach Elberfeld. Es war ihm der Ruf vorausgeg<strong>an</strong>gen, daß er in seinem Vaterl<strong>an</strong>de Holl<strong>an</strong>d<br />

um der Wahrheit willen unsagbar viel gelitten habe. Er war in Amsterdam am 15. August 1803 geboren.<br />

Sein Vater, ein Seifensieder, war Mitglied der dortigen lutherischen Gemeinde, seine Mutter<br />

gehörte zur reformierten Gemeinde, in der K. auch getauft war. In der Gemeinde seines Vaters hatte<br />

er sein Glaubensbekenntnis abgelegt (am 22. Dezember 1825) <strong>und</strong> war dort auch, nachdem er seine<br />

Studien unter viel Schwierigkeiten <strong>und</strong> m<strong>an</strong>cherlei Entbehrung beendigt, auch sein Proponentsexamen<br />

vor dem Kirchenrat seiner Gemeinde best<strong>an</strong>den hatte, zum Hilfsprediger <strong>an</strong> derselben berufen<br />

worden (29. Oktober 1826). Die Predigten, die er hielt, waren aus der eigenen inneren Erfahrung<br />

der Sünde des Menschen <strong>und</strong> der Gnade Gottes herausgeboren: darum machten sie auch tiefen<br />

Eindruck auf seine Zuhörer. Seine erste Predigt in Loenen a. d. Vechte hatte Römer 5, Vers 1 zum<br />

Text <strong>und</strong> zum Thema: „Die seligen Folgen der <strong>Recht</strong>fertigung eines Sünders durch Jesus Christus“.<br />

Eine zweite, in Amsterdam gehaltene, zeigte <strong>an</strong> der H<strong>an</strong>d <strong>von</strong> 1. Joh. 5, Vers 4-10 „den Triumph des<br />

Geistes der Wiedergeburt <strong>und</strong> des Glaubens im Kampf gegen die Welt“. Das Zeugnis des jungen<br />

Hilfspredigers war ein <strong>an</strong>deres als das des ältesten Predigers der Gemeinde, des Pastors Ückerm<strong>an</strong>n.<br />

Als dieser in einer Predigt über Joh. 16, Vers 5-15 die Gottheit Christi leugnete, wurde K. <strong>von</strong> verschiedenen<br />

ernst gesinnten Mitgliedern der Gemeinde dazu gedrängt wider ihn eine Anklage wegen<br />

falscher Lehre beim Kirchenrat einzureichen. Die nun beginnenden Verh<strong>an</strong>dlungen führten, da K.<br />

sich wohl entschuldigen wollte, wo er zu heftig gegen den älteren M<strong>an</strong>n vorgeg<strong>an</strong>gen sei, aber um<br />

der Wahrheit willen nichts widerrufen konnte, zur Absetzung desselben (19. Juli 1827). Sein Wahlspruch<br />

wurde <strong>von</strong> da <strong>an</strong> Luthers herrliches Wort: Perfer et obdura! [Halte aus! Werde hart!] Sechzehn<br />

mal hatte er gepredigt, als ihm die K<strong>an</strong>zel der lutherischen Kirche Holl<strong>an</strong>ds für immer verschlossen<br />

wurde.<br />

Um ein seinem Vater auf dessen Sterbebett gegebenes Versprechen einzulösen, begab sich K.,<br />

völlig mittellos, aber auf die Durchhilfe Gottes vertrauend, nach Utrecht, wo er durch eine Dissertation<br />

über Psalm 45 den Grad eines Doktors der Theologie zu erwerben suchte. Wie w<strong>und</strong>erbar ihm<br />

Gott oft in dieser Zeit der Armut <strong>und</strong> Not auf sein Gebet durchgeholfen, beweist folgende Geschichte,<br />

die er dem Schreiber dieses am 29. März 1874 in Gegenwart seiner Schwiegertochter, der Frau<br />

Gerhard <strong>Kohlbrügge</strong> <strong>und</strong> der Frau Professor <strong>Wichelhaus</strong> erzählte, <strong>und</strong> die kürzer in K.’s Buch: „Het<br />

lidmaatschap“ Seite 38 mitgeteilt ist.<br />

„Heute, es war am 29. März 1874, haben wir den Sonntag Palmarum. Da denke ich jedesmal <strong>an</strong><br />

diesem Tage dar<strong>an</strong>, wie es mir im Jahre 1828 erg<strong>an</strong>gen ist, wie väterlich Gott damals für mich sorgte.<br />

Ich war 24 Jahre alt, war im Jahre vorher meines Amtes als Hilfsprediger der lutherischen Gemeinde<br />

in Amsterdam entsetzt worden, <strong>und</strong> lebte in Utrecht, um mir den Grad eines Doktors der<br />

Theologie zu erwerben, wie ich meinem Vater auf seinem Sterbebett versprochen hatte. Die lutherische<br />

Gemeinde war <strong>an</strong> sich schon sehr groß, außerdem kamen aus allen Gemeinden der Stadt viele<br />

Leute zur Kirche, die mich hören wollten, Reformierte, Luther<strong>an</strong>er, Mitglieder kleinerer christlichen<br />

Gemeinschaften, ja selbst Römisch-Katholische <strong>und</strong> auch Juden wollten mich hören, so daß ich vor<br />

mehreren tausend Menschen predigte.<br />

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