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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Mein lieber Joh<strong>an</strong>nes!<br />

19.<br />

Soeben erhalte ich einliegenden Brief <strong>von</strong> Meier. Habe die Güte, dahin zu sehen, daß das Paket<br />

Predigten nicht <strong>an</strong> Löwensteins Adresse, sondern <strong>an</strong> mich abgehe. Dir <strong>und</strong> dem lieben Meier kommen<br />

jedem 6 Exemplare zu als Geschenk der D<strong>an</strong>kbarkeit für Eure Liebe <strong>und</strong> Mühe. Daß Ihr dazu<br />

noch Geld auslegt, k<strong>an</strong>n ich nicht zugeben. Solltet Ihr mehr Exemplare für <strong>an</strong>dere begehren, so können<br />

diese in Halle gegen die Druckkosten zurückbleiben. Ich würde aber jetzt nicht wissen, wer sie<br />

in Halle begehren sollte <strong>und</strong> ich k<strong>an</strong>n dazu nicht raten, daß Ihr sie <strong>an</strong>bieten solltet. Oder Ihr möchtet<br />

meinen, daß doch etliche da sind, die Exemplare nehmen würden. Rumpel wird wohl <strong>von</strong> Euch ein<br />

Exemplar bekommen. Schreibst Du noch <strong>an</strong> Meier, so erteile ihm noch <strong>von</strong> meinetwegen diese Antwort:<br />

daß wir uns mit der Politik gar nicht abzugeben haben. Wir haben im allgemeinen die Wahrheit<br />

zu sagen, auch im besonderen, mit Weisheit, Mäßigung <strong>und</strong> Bescheidenheit. Wir haben aber<br />

nicht dafür zu sorgen, wie wir uns morgen oder übermorgen in gewissen Fällen zu benehmen haben;<br />

wir können das der Leitung des Geistes überlassen, sollen nur <strong>an</strong>halten im Gebet: „Leite Du mich!<br />

Lehre mich Deine Wege!“ Überlassen wir es Gott, wie <strong>und</strong> durch wen er die Welt regieren <strong>und</strong><br />

heimsuchen will. Behalten wir das Wort des Herrn im Gedächtnis: „Mein Reich ist nicht <strong>von</strong> dieser<br />

Welt“, <strong>und</strong> „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist“. – Wenn ein König eine Konstitution will, so ist<br />

es unseres Amtes nicht, zu sagen: „Ich will sie nicht“. Ich bin der Obrigkeit untert<strong>an</strong>, welcher Gott<br />

die Gewalt über uns gibt. Mit meinem Geiste bin ich frei, <strong>und</strong> wenn wir die Wahrheit sagen, sagen<br />

wir die Wahrheit aus Liebe, nicht um auch nur im entferntesten selbst regieren zu wollen. Unser<br />

W<strong>an</strong>del, d. i. unser Bürgertum, ist nicht hier, sondern im Himmel.<br />

Deinen lieben Eltern unsern herzlichen Gruß.<br />

G<strong>an</strong>z Dein <strong>Kohlbrügge</strong>.<br />

Donnerstag abends (Datum des Poststempels) 6. April 1848.<br />

Mein lieber Joh<strong>an</strong>nes!<br />

______<br />

20.<br />

Eine kurze Antwort auf Deinen mir wertvollen Brief. Ich habe Deine Grüße <strong>an</strong> Frowein <strong>und</strong> die<br />

übrigen Verw<strong>an</strong>dten bestellt. Hier sind die Antworten auf Deine Fragen. Ich bitte Dich, Dich des<br />

Nippels besonders <strong>an</strong>zunehmen, <strong>und</strong> wenn Ihr meine Predigten zusammen leset, ihn auch zum Zuhörer<br />

zu machen. Dieser junge M<strong>an</strong>n beschäftigt mich, darum will ich wissen, ob er zunimmt <strong>und</strong><br />

Stich hält. Ich freue mich über Deine Vorlesungen.<br />

Den 9. Mai habe ich alle M<strong>an</strong>nsglieder zusammenkommen lassen. Dein Ohm D<strong>an</strong>iel hat ihnen<br />

den Herg<strong>an</strong>g aller unserer Bemühungen beim Gouvernement mitgeteilt. Die zwei Fragen wurden<br />

ihnen d<strong>an</strong>n vorgelegt: 1. Ob sie sich für konstituiert hielten, infolge eines Schreibens <strong>von</strong> dem Minister<br />

Schwerin 24 , als Niederländisch-reformierte Gemeinde? 2. Ob ich sofort <strong>von</strong> den Ältesten die<br />

H<strong>an</strong>dauflegung empf<strong>an</strong>gen sollte? Herzergreifend war das wiederholte Ja. Nachdem ich die H<strong>an</strong>dauflegung<br />

empf<strong>an</strong>gen, ordinierte ich die Ältesten <strong>und</strong> Diakonen, <strong>und</strong> lud die Familienväter zur Taufe<br />

ihrer Kinder auf den 14. Mai ein. Ich hielt eine Anrede, welche alle ergriff. Wir schlossen mit<br />

dem Singen des letzten Verses aus Psalm 147. Mein Lebtage hörte ich so nicht singen. Die Gemein-<br />

24 Siehe Anlage 2 b .<br />

61

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