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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Geist eine neue wahrhaftige, ungeheuchelte Überzeugung <strong>von</strong> seiner Wahrheit, seinem Heil, seiner<br />

Herrlichkeit in den Herzen wecke <strong>und</strong> Fürst <strong>und</strong> Volk mit dem Glauben seines Namens in dem Gehorsam<br />

<strong>und</strong> der Furcht seines Wortes erfülle. Sollte so etwas noch möglich sein? fragt das zweifelnde<br />

Herz. Was sollte denn bei ihm unmöglich sein, der seinen Geist über ein Feld toter Gebeine daher<br />

rauschen läßt <strong>und</strong> siehe, sie leben! O meine Nieren, wie verl<strong>an</strong>gen sie in meinem Schoße [Hiob<br />

19, Vs. 17] nach einer Erfüllung solcher Verheißung! Und sind nicht Luthers <strong>und</strong> so vieler gottseliger<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen Leiden <strong>und</strong> Gebete als ein Segen im L<strong>an</strong>de? Ist das Blut Jesu Christi, des<br />

Sohnes Gottes, nicht auch jetzt noch eine Versöhnung der Sünden? Aber Eines ist gleichwohl gewiß:<br />

Gottes Gnade kommt im Wege der Gerechtigkeit. Soll er uns gnädig sein, in dessen H<strong>an</strong>d es allein<br />

steht, zu heilen <strong>und</strong> lebendig zu machen, so k<strong>an</strong>n ihm nur damit der Weg gebahnt werden, daß<br />

m<strong>an</strong> recht tue, das Unrecht nicht bemäntele, die Gewissen der <strong>Recht</strong>schaffenen nicht quäle, nicht<br />

Gesetz auf Gesetz gebe, <strong>von</strong> denen das eine das <strong>an</strong>dere aufhebt, sondern in wahrhaftigem Verl<strong>an</strong>gen<br />

<strong>von</strong> Oben das Heil <strong>und</strong> die Hilfe erflehe. – Und was nun endlich mich selbst betrifft, – ja, ich bekenne<br />

mich ohne Vorbehalt zu der reformierten Lehre. Ist es denn nicht eben daher, daß ich <strong>an</strong>gefeindet<br />

<strong>und</strong> als Sektierer verdächtigt werde? Das Blatt der Groninger Schule „Waarheid en Liefde“<br />

nennt den Dr. <strong>Kohlbrügge</strong> den einzigen Niederländer, welcher noch <strong>an</strong> den Dortrechter Beschlüssen<br />

festhalte, <strong>und</strong> die Vorrede einer englischen Übersetzung der Predigten desselben über 1. Petri 1 beginnt<br />

mit dem Satze, daß die so oft aufgeworfene Frage: „K<strong>an</strong>n irgend etwas streng Orthodoxes <strong>und</strong><br />

tief Geistliches aus der deutschen Schule der biblischen Theologie hervorgehn?“ eine triumphierende<br />

Antwort in diesem Buche erhalte. Gibt es wohl heut zu Tage in unserem L<strong>an</strong>de noch eine einzige<br />

Gemeinde, in der das reformierte Bekenntnis in so lebendigem Bewußtsein wäre, wie in jener Gemeinde<br />

in Elberfeld, die eine Sekte gen<strong>an</strong>nt wird, so daß ich wohl mit des Apostels Worten mich<br />

ver<strong>an</strong>tworten könnte: „Nach diesem Wege, den sie eine Sekte heißen, diene ich dem Gotte meiner<br />

Väter“. Hier in Halle will kein einziger reformiert sein, <strong>und</strong> die Lehre der Prädestination hat die moderne<br />

Theologie so greulich entstellt <strong>und</strong> ins Geschrei gebracht, daß m<strong>an</strong> jem<strong>an</strong>d nur als Prädestinati<strong>an</strong>er<br />

zu bezeichnen braucht, um alles <strong>von</strong> ihm wegzuscheuchen. An den Früchten soll m<strong>an</strong> aber<br />

eine Lehre erkennen, <strong>und</strong> so blicke m<strong>an</strong> denn nur auf Genf, auf die Niederl<strong>an</strong>de <strong>und</strong> auf Schottl<strong>an</strong>d<br />

in dem 16. <strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>ert!<br />

Die L<strong>an</strong>deskirche birgt so vieles in sich, was sich ein <strong>Recht</strong> in ihr <strong>an</strong>gemaßt hat, – <strong>und</strong> das reformierte<br />

Bekenntnis sollte sie ausstoßen, in meiner Person für rechtlos erklären wollen? Denn was<br />

m<strong>an</strong> auch wider mich sagen möge, so stehen doch meine Gegner selbst als Zeugen für mich da, daß<br />

sie keine Ursach wider mich finden können als meine H<strong>an</strong>dhabung <strong>und</strong> Liebe des reformierten Bekenntnisses.<br />

Sie werden es fühlen, teurer Herr Professor, daß ich mich g<strong>an</strong>z so ausgesprochen habe, wie es<br />

mir ums Herz ist. Will mich der Herr Minister zum Professor ernennen, so werde ich die Professur<br />

als einen Akt des Vertrauens aus seinen Händen empf<strong>an</strong>gen. Was habe ich denn verbrochen <strong>und</strong> was<br />

habe ich get<strong>an</strong>, daß sich mir alles in die Quere wirft? Das Wohlwollen des Herrn Ministers <strong>und</strong> Ihre<br />

Liebe hat mich oft ermutigt <strong>und</strong> getröstet. Der Fakultät gegenüber ist der Herr Minister vollkommen<br />

gedeckt durch meine Erklärung, daß ich Glied der L<strong>an</strong>deskirche bin <strong>und</strong> zur reformierten Lehre<br />

mich bekenne. Hat denn die L<strong>an</strong>deskirche aufgehört, eine Kirche Gottes <strong>und</strong> Christi zu sein, <strong>und</strong><br />

soll es mir verwehrt sein, Gottes Wort auszulegen <strong>und</strong> den jungen Gemütern aus den Schriften Jesum<br />

Christum vorzuhalten, während alles frech auf sein <strong>Recht</strong> pocht, was Gottes Wort beseitigt <strong>und</strong><br />

den Glauben Jesu untergräbt? Ist denn der lebendige Gott tot? Und bedarf es etwas mehr, als daß er,<br />

der Allmächtige, sich nur ein einziges Mal erhebe <strong>und</strong> nur ein wenig seinen Arm entblöße (Jes.<br />

52,10.), damit die g<strong>an</strong>ze gleißnerische Opposition zerstiebe <strong>und</strong> alle beschämt dastehen, welche<br />

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