Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Heute haben wir den ersten Stein des Pastorats gelegt. Herrn de Weerth waren vor einiger Zeit 2<br />
Taler pro Fuß für das Gr<strong>und</strong>stück geboten worden. Als vor kurzem Jäger [unser Baumeister], zu<br />
ihm kam, um das Gr<strong>und</strong>stück zu kaufen, schlug er es kategorisch ab <strong>und</strong> sagte, niem<strong>an</strong>d auf der<br />
Welt bekommt etwas <strong>von</strong> meinem Garten. Des <strong>an</strong>deren Tages ließ er Jäger wieder zu sich rufen <strong>und</strong><br />
fragte, für wen es wäre? Für jem<strong>an</strong>d in der Niederländischen Kirche! O, sagte er, für den Pastor <strong>und</strong><br />
die Frau Pastorin! Antwort: Ja! Frage: Ist die H<strong>an</strong>d der v. d. Heydt’s in dieser Sache? Antwort: Nein.<br />
Frage: Weiß der Pastor etwas darum? Antwort: Nein. Seine Frau gedenkt, ihn damit zu überraschen.<br />
Antwort: Eine brave Frau, ich ehre diese Leute. Die Frau Pastorin soll es haben. Und darauf nahm<br />
er ein Stück Papier, schrieb darauf 83 zu 43 Fuß für die Baronin v. Verschuer, Ehefrau <strong>von</strong> Pastor<br />
<strong>Kohlbrügge</strong>, für den Preis <strong>von</strong> 14 Gr. den Rheinischen Fuß, sage vierzehn Groschen. Einige Tage<br />
darnach, als ich das Gr<strong>und</strong>stück sah, sagte ich zu Jäger, er solle um 6 Fuß mehr in der Breite <strong>an</strong>fragen.<br />
Auch diese gab er, <strong>und</strong> war selbst beim Ausmessen gegenwärtig. „Da geht mein schöner Apfelbaum<br />
auch“, sagte er, „aber sie sollen ihn haben“. Und er ließ ausmessen <strong>von</strong> dem Zaun <strong>an</strong>, wodurch<br />
wir das Stück noch um die 50 oder 60 Taler billiger haben.<br />
Es war gestern ungemein voll in der Kirche; auch die Gänge waren besetzt. Ich predigte am ersten<br />
Ostertage über 1. Buch Mosis Kap. 1,1-13 <strong>und</strong> nach Anleitung da<strong>von</strong> gab ich eine Beschreibung<br />
<strong>von</strong> der Erschaffung des neuen Himmels <strong>und</strong> der neuen Erde. Dein Ohm, der Minister, <strong>und</strong><br />
der alte de Weerth waren auch in der Kirche. – Am zweiten Ostertage war mein Thema: „Der dritte<br />
Tag“. Ich ging alle die Schriftstellen durch, wo derselbe vorkommt, <strong>und</strong> brachte diese in Verbindung<br />
mit der Auferstehung, wie ich es in der Katechismusfrage ausgeführt habe.<br />
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –<br />
Ich habe bereits einen Teil Deines Heftes de Templo et Sacerdote [Über den Tempel <strong>und</strong> den<br />
Priester] mit großer Freude <strong>und</strong> Übereinstimmung mit Dir gelesen. Namentlich freut es mich, wie<br />
Du die Schrift zu Gr<strong>und</strong>e legst <strong>und</strong> wie Du alles klar <strong>und</strong> einfach, kurz zusammen gefaßt, wiedergibst,<br />
nicht zu viel, nicht mehr als m<strong>an</strong> tragen k<strong>an</strong>n, aber auch nicht zu wenig, <strong>und</strong> daß Du gar nicht<br />
mit der Wahrheit hinter dem Berge gehalten hast. Wir haben Besuch aus Utrecht. Wolff ist nach<br />
Rotterdam. Er wird hier vor Pfingsten <strong>von</strong> mir getraut werden, zu gleicher Zeit auch Gustav L<strong>an</strong>gen.<br />
Gerhard ist gewiß schon nach Berlin.<br />
Die Gnade mit Dir, mein lieber Joh<strong>an</strong>nes.<br />
G<strong>an</strong>z Dein <strong>Kohlbrügge</strong>.<br />
Elberfeld, den 22. April 1851.<br />
Bemerkung: Siehe zu diesem Brief die Antwort <strong>von</strong> W. in der Anlage 5.<br />
Mein lieber Joh<strong>an</strong>nes!<br />
______<br />
46.<br />
Den katechetischen Unterricht 45 , den Du <strong>von</strong> mir hast, bringe doch ja mit, wenn Du herüberkommst.<br />
Es ist das einzige Exemplar, welches ich habe. Es ist mir selbst bisweilen lästig, daß ich es<br />
nicht zur H<strong>an</strong>d habe. Gib mir doch gütigst <strong>an</strong>, wie viele Hefte Predigten Du <strong>von</strong> mir hast. Haßel ist<br />
sehr eifersüchtig, weil er den Katechismus nicht gedruckt hat, <strong>und</strong> behauptet nunmehr, er würde es<br />
für denselben Preis get<strong>an</strong> haben. Das Papier sei schön, aber die Typen alt. So sind die Menschen.<br />
Ich will das Drucken etwas einstellen, bis meine Frau mich überrascht, oder ich dazu mich <strong>an</strong>geregt<br />
45 Siehe die Anmerkung 2 zu Brief 14.<br />
91