Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
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Künzel erhalten mit der Aufforderung meine sonntäglichen Versammlungen einzustellen, worauf ich<br />
Samstag ge<strong>an</strong>twortet, daß ich dieses nicht täte <strong>und</strong> habe sie auf 4. Mose 11,26-29 verwiesen.<br />
Seit 8 Tagen ist mir <strong>und</strong> meiner lieben Frau die Geschichte wie vom Halse abgenommen, <strong>und</strong><br />
wir befinden uns sehr gestärkt in dem Herrn.<br />
Die Repräsent<strong>an</strong>ten haben sich, nachdem sie meine Anfrage um Aufnahme zur Einsicht gefordert,<br />
da<strong>von</strong> überzeugt, daß ich Union <strong>und</strong> Agende nicht <strong>an</strong>genommen habe, wiewohl dieses in den<br />
Palmblättern behauptet worden ist.<br />
Da Dein Ohm Dr. Strauß bei Deiner T<strong>an</strong>te Frowein in Hamburg sich dahin aussprach, daß m<strong>an</strong><br />
mir in Berlin wohl Dispens <strong>von</strong> dem gewöhnlichen Examen, wie auch <strong>von</strong> der Verpflichtung auf die<br />
Agende etc. würde erteilen wollen, habe ich sofort nach meiner Aufnahme in die Gemeine <strong>an</strong> ihn<br />
geschrieben. Er hat mir darauf die Antwort zukommen lassen, das Examen hätte nichts zu sagen,<br />
<strong>und</strong> gegen die Agende würde ich kein Bedenken haben, wenn ich das Ding genauer kennte. Er wäre<br />
der Meinung gewesen, ich wollte im g<strong>an</strong>zen <strong>von</strong> der protest<strong>an</strong>tischen Kirche nichts wissen, ich sollte<br />
ihm doch auch mitteilen, wie meine <strong>und</strong> meiner Fre<strong>und</strong>e Stellung zu der L<strong>an</strong>deskirche wäre; auch<br />
fragte er mich, ob <strong>und</strong> inwiefern er meinen Antrag dem Minister mitteilen dürfte. Nach Rücksprache<br />
mit Deinen Ohms habe ich ihm die g<strong>an</strong>ze hiesige Sachlage, sod<strong>an</strong>n auch die Motive <strong>und</strong> die<br />
Weise meines Eintrittes in die ev<strong>an</strong>gelisch-reformierte Gemeine ausführlich <strong>und</strong> getreulich berichtet,<br />
auch wie wir zur L<strong>an</strong>deskirche stehen, weshalb ich mich um die Wahlfähigkeit bewerbe, <strong>und</strong> sod<strong>an</strong>n<br />
darum nachgefragt, ob die Gemeine, falls sie darum <strong>an</strong>trüge, g<strong>an</strong>z oder teilweise <strong>von</strong> der Kirchenordnung<br />
könnte befreit werden. Was die Agende <strong>an</strong>geht, so habe ich eine freiwillige Agende<br />
vorgeschlagen, das ist, wie sie in den holländischen <strong>und</strong> fr<strong>an</strong>zösischen reformierten Gemeinden <strong>von</strong><br />
jeher üblich gewesen ist. Ich habe ihn endlich um Mitteilung meines Gesuchs <strong>an</strong> Dr. Snethlage <strong>und</strong><br />
<strong>an</strong> den Herrn Minister gebeten. Erwarte nunmehr Antwort. 17 Schade, daß die hiesigen Prediger die<br />
Sache so verkehrt <strong>an</strong>greifen <strong>und</strong> hier alles verdorben haben. Es ist ihnen alles g<strong>an</strong>z einerlei, wenn<br />
ich nur aus dem Tale fort wäre. – Kr. hat besonders bei vielen in der Gemeinde sich sehr geschadet.<br />
Übrigens, mein lieber Joh<strong>an</strong>nes, das ist mir eine Stadt, das Elberfeld! Was da nicht alles geschwätzt<br />
wird! Glücklicherweise vernehmen wir sehr wenig da<strong>von</strong> <strong>und</strong> geben auch keinen Raum zum<br />
Schwätzen. Was haben wir mit den Menschen zu tun? Wir haben Gottes Rat zu dienen. Ich werde<br />
mich so l<strong>an</strong>ge gegen Separation stellen, als es mir nur irgendwie möglich wird gemacht werden.<br />
Ich will, sobald ich dazu Gelegenheit finden werde, das Lexicon Hebraicum et Chaldaicum m<strong>an</strong>uale<br />
cura Everardi Scheidii et J. J. Groenewoud ap. Luchtm<strong>an</strong>ns 1805, 2 Th. für Dich aus Holl<strong>an</strong>d<br />
kommen lassen. Würde dieses aber nicht besser via Leipzig gehen? Kemink in Utrecht hat doch so<br />
ausgebreiteten H<strong>an</strong>del mit Leipzig. Das g<strong>an</strong>ze Ding kostet höchstens 2 Taler 8 Groschen. Wenn Du<br />
auch <strong>von</strong> mir einen nachgeschriebenen Kommentar zu dem Brief des Jacobus <strong>von</strong> dem Leydschen<br />
Professor A. E. Borger haben willst, so will ich ihn Dir gern leihen. Wie soll ich ihn Dir aber zukommen<br />
lassen?<br />
Unsere gute Sienchen ist etwa 14 Tage hier gewesen. Wie waren wir glücklich, sie in unserer<br />
Mitte zu haben! Das Haus in Utrecht ist bis dahin so unbeschadet erhalten daß trotz aller Stürme<br />
nicht einmal ein Steinchen da<strong>von</strong> Befallen ist. Meine Auslegung <strong>von</strong> Psalm 50 wird in Holl<strong>an</strong>d <strong>von</strong><br />
vielen gelesen. Wieviele Bogen hast Du da<strong>von</strong> mitgenommen? – Mein Buch „Wozu das alte Testament?“<br />
ist bald vergriffen Das Thema des zweiten Teils wird sein: „Gott gerecht in seinen Wegen<br />
<strong>und</strong> Worten.“<br />
17 Siehe Anlage 1 b .<br />
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