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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Laß Dich das Leiden, <strong>von</strong> dem Du schreibst, nicht groß <strong>an</strong>fechten. Daß Du den Glauben solltest<br />

dr<strong>an</strong>geben, darauf ist die finstere Macht aus. Darum bewirft sie uns mit ihrem Geifer <strong>und</strong> Spuck. Du<br />

kennst 2. Kor. 12, Vs. 8 <strong>und</strong> 9. Je weniger Du solches <strong>an</strong>schlägst, um so weniger hat die Anfechtung<br />

Macht. Bedenke weiter, daß die Natur solches mit sich bringt, gerade als wenn m<strong>an</strong> einen Schnupfen<br />

oder sonst was bekommt, wie auch Schwindel im Kopf, Zahnweh <strong>und</strong> dergleichen. Es k<strong>an</strong>n uns<br />

solche Anfechtung den Schluß machen lassen auf das, was wir innerlich sind, <strong>und</strong> wie alles in <strong>und</strong><br />

<strong>an</strong> uns darauf aus ist, daß wir den Glauben dr<strong>an</strong>geben: Ich habe einen gnädigen Gott im Himmel<br />

durch Jesum Christum, meinen lieben Herrn. „Anfechtung lehrt aufs Wort merken“, <strong>und</strong> nachdem<br />

Du wirst getröstet sein, wirst Du umsomehr die Angefochtenen zu trösten verstehen. Halte nur ja im<br />

Gedächtnis Jesum Christum, erweckt <strong>von</strong> den Toten, <strong>und</strong> vergiß die Parole „dennoch“ nicht. Neid<br />

<strong>und</strong> Mißgunst werden auch wohl weichen <strong>und</strong> sich legen, wenn wir durch allerlei Stöße <strong>und</strong> Anfälle<br />

einen Strich durch unsern Namen haben machen lernen, daß nur der Name Gottes erhöht <strong>und</strong> verherrlicht<br />

sei. Das Lamm allein ist Preis <strong>und</strong> Ehre wert. Das wird mein glücklichster Tag sein, wenn<br />

ich einen höre, der mir im Mut wider die Goliaths menschlicher Gerechtigkeit über den Kopf gewachsen<br />

ist <strong>und</strong> noch kühner Gottes Gerechtigkeit erhöht, als ich es redlich get<strong>an</strong> habe <strong>und</strong> tue,<br />

ohne etwas für mich zu begehren. Es mag wohl einerlei sein, wer es tut, wenn’s nur get<strong>an</strong> wird.<br />

Ich habe Deine Predigt gelesen. 32 Es ist alles Wahrheit, was Du der Gemeinde vorgehalten hast,<br />

auch ist der Text nach der Meinung des Geistes ausgelegt. Weshalb aber derjenige, der etwas tiefer<br />

grub, eine Lücke fühlte, die nicht ausgefüllt war, liegt darin, daß der Gr<strong>und</strong> Deiner Predigt der gewesen<br />

ist: das sind wir, so machen wir es, <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong> hätte sein sollen: so ist Gott, so macht er<br />

es! Die Gnade Jesu Christi <strong>und</strong> die Liebe Gottes muß der Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden jeglicher Predigt sein,<br />

<strong>und</strong> was wir sind <strong>und</strong> tun, muß dagegen gehalten werden, auf daß die Gnade umsomehr hervorleuchte,<br />

wie wenn m<strong>an</strong> ein Bild zeichnet, <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n einen tüchtigen Schatten dazu macht, auf daß<br />

das Bild um so herrlicher hervortrete. Aber: „docendo discimus“. [Durch Lehren lernen wir.] Denke<br />

ja in keinem Stücke: „Hätte ich es doch besser gemacht!“ Laß uns heute <strong>und</strong> morgen vergessen, was<br />

hinter uns ist.<br />

A propos, [nebenbei gesagt] gibt es denn gar keine Möglichkeit, daß Du heiratest? Gibt’s denn<br />

keine Jungfrau, die Dich würde glücklich machen können? Schwebt Dir keine vor den Ged<strong>an</strong>ken?<br />

Wieviel Geld gebraucht m<strong>an</strong> in Halle für eine Haushaltung, <strong>und</strong> wieviel hast Du dazu? 1. Kor. 7,9.<br />

Der Pastor in Breda hat <strong>von</strong> Jacobus den Schein, daß er hier Mitglied geworden ist, <strong>an</strong>genommen,<br />

er wollte aber, Jacobus sollte sich nunmehr noch öffentlich in der holländischen Kirche befestigen<br />

lassen. Er hat aber den Jacobus nicht dazu bringen können. Wo steckt nicht überall die Wiedertäuferei!<br />

Das wird Streit geben! Anna ist recht munter. Augenblicklich logiert bei uns Julia<br />

Westendorp <strong>und</strong> wird wohl den Winter über hier bleiben. Heute Mittag haben wir Fräulein Pauline<br />

Seyler zu Tisch. Wolff wird dem kleinen D<strong>an</strong>iel v. d. Heydt lateinischen Unterricht erteilen. So wie<br />

ich höre, hat sich Peter Schumacher entschieden, um die H<strong>an</strong>d <strong>von</strong> Fräulein Emilie Rittershaus, vor<br />

der Haardt <strong>an</strong>zuhalten.<br />

Es gibt Augenblicke, in welchen ich schrecklich wegen des Kirchbaues leide. Dein Ohm Carl<br />

schlug gestern vor, wir sollten uns noch ein Jahr mit dem jetzigen Lokal behelfen. Es kam ihm etwas<br />

zu Ohren <strong>von</strong> Deinen Klagen <strong>an</strong> mich, deshalb wollte er gerne wissen, was Du geschrieben.<br />

Schlage es nicht <strong>an</strong>, wenn er etwas zu ungnädig <strong>und</strong> hart über Leiden urteilt, die er nicht hat.<br />

32 W. hatte in Elberfeld über die Worte gepredigt: „Darum sollt ihr mir heilig sein, denn ich, der Herr, bin heilig“ (3.<br />

Mose 20 Vs. 26). Siehe Neuen Predigten aus dem Nachlaß des verewigten Professors der Theologie in Halle, Joh.<br />

<strong>Wichelhaus</strong>. Bonn. Adolf Marcus 1859. Sechste Predigt.<br />

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