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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Mein lieber, teurer Joh<strong>an</strong>nes!<br />

78.<br />

Gott grüße Dich, das ist, er sage zu Dir: „Ich bin Dein Heil, Dein allgenugsames Teil. Fürchte<br />

Dich nicht!“ Menschen sind Heu; aber der Herr ist ein lebendiger Gott <strong>und</strong> gibt uns sein Wort nicht<br />

vergebens. Was Er tut, ist wohlget<strong>an</strong>, <strong>und</strong> wir wissen nichts. Er allein ist weise <strong>und</strong> gerecht in allem<br />

seinem Tun. Wir haben ihm ged<strong>an</strong>kt <strong>und</strong> werden ihm d<strong>an</strong>ken für seine Wege, seine väterliche <strong>und</strong><br />

königliche Führung. Mit seinem Gruß, mit dem er endlich uns willkommen heißt in des Vaters<br />

Haus, ist es uns wohl <strong>und</strong> alles für uns wohl gemacht. Gegen sein „also“ sehen wir düster <strong>an</strong>, ach<br />

wie l<strong>an</strong>ge, <strong>und</strong> möchten darunter hinschwinden. Wohl uns, daß er sein „also“, <strong>und</strong> „dies ist der<br />

Weg“ [Jes. 30, Vs. 21] bei uns <strong>und</strong> für uns h<strong>an</strong>dhabt <strong>und</strong> uns in seinem „also“ hält, so werden wir in<br />

den Schr<strong>an</strong>ken gehalten <strong>und</strong> in dem Lauf zu dem Kleinod vor<strong>an</strong>getrieben. 79<br />

Gott behüte Dich! Seien wir mit ihm zufrieden <strong>und</strong> mit seinen Gaben; er ist es um seines Christus<br />

willen auch mit uns. Simus crucifixi cum amore nostro crucifixo. [Laß uns gekreuzigt sein mit<br />

unserer gekreuzigten Liebe.]<br />

Wie ich vernehme, kränkelst Du etwas, <strong>und</strong> will es mit den Kräften nicht nach Wunsch vor<strong>an</strong>.<br />

Schlage dem Teufel ein Schnippchen, wo er Dir auf den Leib reiten will <strong>und</strong> mit seinen Rädern Dir<br />

über die Seele fährt. Der Herr ist unsere Lebenskraft, <strong>und</strong> was ihm gefällt, durch uns in unserer<br />

Schwachheit zu tun, hält er uns fein verborgen, ja selbst, wenn wir <strong>an</strong> den Tag kommen müssen, hat<br />

er in seiner Gnade der Mittel genug, uns arm <strong>und</strong> elend zu halten, daß der Ruhm sein bleibe <strong>und</strong> wir<br />

<strong>von</strong> Herzen beten: „Deinem Namen gib Ehre!“<br />

Perfer et obdura! <strong>und</strong> sieh in das Herz Deiner Professorin <strong>und</strong> treuesten Lebensgefährtin! Welch<br />

ein Schatz <strong>von</strong> Gottes H<strong>an</strong>d! Ach wie wird Adam fortwährend vom Teufel gehetzt, um nach einem<br />

sichtbaren Lebensbaum zu verl<strong>an</strong>gen! Terra durissima nobis colenda est, ar<strong>an</strong>dum est nobis et serendum<br />

[Eine sehr harte Erde müssen wir bebauen. Wir müssen pflügen <strong>und</strong> säen]. Ich habe <strong>an</strong> dem<br />

treuen Künzli allerlei Freude. 80 – Bula schrieb dieser Tage <strong>an</strong> mich einen in Geist <strong>und</strong> Wahrheit abgefaßten<br />

Brief, Wolfensberger bleibt treu auf der Warte, <strong>und</strong> Huber, der nach seiner Meinung nichts<br />

k<strong>an</strong>n, scheint nunmehr doch zu können.<br />

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –<br />

In Utrecht hatte ich mit einem Utrechter Prediger <strong>und</strong> einem Professor, abends <strong>von</strong> 8-12 Uhr,<br />

eine Unterredung. Die Folge da<strong>von</strong> war, daß 14 Tage d<strong>an</strong>ach 10 Kinder, die bis dahin liegen gelassen<br />

waren, mit Verlesung des g<strong>an</strong>zen Taufformulars getauft worden sind. Kein Wörtlein im Gebetsformular<br />

<strong>und</strong> in der D<strong>an</strong>ksagung wurde weggelassen. Die Kirche war gedrängt voll <strong>und</strong> eine allgemeine<br />

Freude in der Gemeinde eines solchen Ereignisses wegen. So etwas ist in einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

nicht geschehen.<br />

Meinen herzlichen D<strong>an</strong>k, mein lieber Professor, für die treue Herausgabe <strong>und</strong> Bearbeitung meiner<br />

ersten Predigten. Leb wohl, <strong>und</strong> sei stark am Geist <strong>und</strong> ebenso am Körper, im Herrn, der nun-<br />

79 Vergleiche zu dem „also“ 1. Kor. 9, Vs. 24-27: „Wisset ihr nicht daß die, so in den Schr<strong>an</strong>ken laufen, sie laufen alle,<br />

aber einer erl<strong>an</strong>get das Kleinod? Laufet nun also, daß ihr es ergreifet. Ein jeglicher aber, der kämpfet, enthält sich<br />

alles Dinges; jene also, daß sie eine vergängliche Krone empf<strong>an</strong>gen, wir aber eine unvergängliche. Ich laufe aber<br />

also, nicht als der in die Luft streichet; sondern ich betäube meinen Leib <strong>und</strong> zähme ihn, daß ich nicht <strong>an</strong>deren<br />

predige, <strong>und</strong> selbst verwerflich werde“.<br />

80 Julius Künzli, K<strong>an</strong>d. theol. aus Zürich, hatte am 4. J<strong>an</strong>uar 1857 zum ersten Mal in Elberfeld über Luk. 2 Vs. 34<br />

gepredigt <strong>und</strong> war am 11. J<strong>an</strong>uar durch Gemeindeversammlung zum Hilfsprediger <strong>an</strong> Bula’s Statt, der sich am 19.<br />

Oktober 1856 mit einer Predigt über die 1. Frage des Heidelberger Katechismus verabschiedet hatte, berufen<br />

worden.<br />

123

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