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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Meine Frau <strong>und</strong> ich sind indes seit zehn Wochen <strong>von</strong> allerlei Besuchen <strong>und</strong> allerlei auf unsere Gefühle<br />

mächtig einwirkenden Erlebnissen überflutet worden.<br />

Wir warten Tag für Tag auf unsern Sohn Jakobus. Er schreibt nicht, w<strong>an</strong>n er kommen wird, <strong>und</strong><br />

ich fühle es seinem g<strong>an</strong>zen Benehmen ab, daß <strong>und</strong> wie er uns das erleichtern will, worüber uns allein<br />

eine allmächtige H<strong>an</strong>d hinwegsetzen wird. Von allen Seiten kommen <strong>an</strong> mich Gratulationen,<br />

daß er so ehrenvoll zum Offizier befördert worden ist. Die Lehrer der Akademie können nicht aufhören,<br />

bei <strong>an</strong>dern ihn zu loben; auch meine Schwäger sind g<strong>an</strong>z besonders <strong>von</strong> seiner Haltung eingenommen.<br />

47<br />

Gerhard ist g<strong>an</strong>z zufrieden, <strong>und</strong> wenn es nichts <strong>an</strong>deres gibt, wird er sich diesen Winter in Wiesbaden<br />

<strong>an</strong> einer ökonomischen Anstalt aufhalten.<br />

Unsere Anna war mit noch fünf <strong>an</strong>dern Mädchen um <strong>und</strong> um beschlagen, das Bekenntnis der<br />

Lehre des Heils abzulegen. Es machte mir eine himmlische Freude, <strong>von</strong> ihr vor der Gemeinde mehrere<br />

Fragen aus dem geistlichen Leben, die mir so augenblicklich einfielen, <strong>und</strong> die ich ihr vorlegte,<br />

richtig be<strong>an</strong>twortet zu erhalten. Das Kind selbst war außer sich vor Freude <strong>und</strong> doch kindlich naiv<br />

<strong>und</strong> bescheiden. Die Kirche war sehr besetzt.<br />

Es wird meiner lieben Frau am besten auskommen, wenn Du den letzten Teil Deiner Ferien bei<br />

uns verbringst. Indes wird es mir lieb sein, wenn Du im voraus ein paar Predigten oder Entwürfe<br />

fertig machst, auf daß ich, falls ich diesen oder den kommenden Monat irgendwo sonst sein muß,<br />

des Dienstes <strong>an</strong> der Gemeinde wegen ohne Sorgen sein k<strong>an</strong>n.<br />

Warum ist unser junger Schweizer nicht mitgekommen?<br />

Es freut mich, daß Du mitunter fleißig Syrisch treibst. Bisweilen lese ich auch einmal einen syrischen<br />

Psalm <strong>und</strong> freue mich d<strong>an</strong>n, daß ich da<strong>von</strong> noch mehr verstehe, als ich glaubte.<br />

Der allmächtigen Gnade mit Deiner lieben Mutter befohlen. Nochmals <strong>an</strong> sie meinen d<strong>an</strong>kbaren<br />

Gruß!<br />

G<strong>an</strong>z Dein <strong>Kohlbrügge</strong>.<br />

Elberfeld, den 26. August 1851.<br />

Du weißt nicht welchen El<strong>an</strong> [neuen Antrieb] es Deiner Großmutter gegeben hat, daß sie sich <strong>an</strong><br />

unsere Gemeinde <strong>an</strong>geschlossen hat. 48<br />

Meine Predigten gehen gegenwärtig auf dem L<strong>an</strong>de <strong>und</strong> auf den Dörfern Holl<strong>an</strong>ds stark ab. Von<br />

der Übersetzung meines Katechismus verl<strong>an</strong>gt ein M<strong>an</strong>n in Delft 150 Exemplare. Meine Predigten<br />

über Nikodemus finden in dem L<strong>an</strong>de <strong>von</strong> Dortrecht starke Abnahme.<br />

Die erste Leiche, welche wir auf dem neuen Friedhof bestattet haben, war die eines jungen Kindes,<br />

Benjamin Rheinfeld. Dieses Kind war bei allen Nachbarfrauen sehr beliebt. Ich ging mit dem<br />

Presbyterium auf dem Kirchhof vor der Leiche her. Am Grabe s<strong>an</strong>gen wir alle Psalm 84, Vs. 3 <strong>und</strong><br />

4. Sod<strong>an</strong>n hielt ich eine Anrede. Es hatte sich eine große Schar eingef<strong>und</strong>en. Zum Schlusse s<strong>an</strong>gen<br />

wir Psalm 68. Vs. 10, <strong>und</strong> ich sprach sod<strong>an</strong>n den Segen aus. – Ich muß eine außergewöhnlich starke<br />

Stimme gehabt haben, so daß mich alle gut verst<strong>an</strong>den.<br />

______<br />

47 Jakob <strong>Kohlbrügge</strong>, welcher als Kadett auf die Militär-Akademie zu Breda gekommen war, ging nach Vollendung<br />

seiner Ausbildung <strong>und</strong> seiner Beförderung zum Offizier nach Java, wo er 1858 auf Solo in Ostindien starb.<br />

48 Frau Wwe. Wilhelmine <strong>von</strong> der Heydt, geborene Kersten, eine gottesfürchtige, theologisch gebildete Frau, die <strong>von</strong><br />

G. D. Krummacher reichen Segen für ihr inneres Leben empf<strong>an</strong>gen hatte, eine Fre<strong>und</strong>in <strong>von</strong> Anna Schlatter in St.<br />

Gallen (Schweiz) trat am 26. Juni 1851 der niederländisch-reformierten Gemeinde bei. Siehe über sie Zahn, Aus<br />

dem Leben eines reformierten Pastors. Barmen. Hugo Klein 1871. S. 313.<br />

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