Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
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Sehr hübsch hat mir die T<strong>an</strong>te unseres seligen Meier geschrieben. Gott tröstet <strong>und</strong> erquickt sie in<br />
ihrer Verlassenheit mit seinem Geist <strong>und</strong> Wort. Sie läßt sehr herzlich grüßen <strong>und</strong> nimmt <strong>an</strong> allem,<br />
was sie <strong>von</strong> Ihnen <strong>und</strong> den Ihrigen hört, innigen Anteil. Sie schreibt, daß sie <strong>von</strong> den holländischen<br />
Predigten 3 „Zwölfzahlen“ habe; <strong>von</strong> den deutschen, die seit Herbst herausgekommen sind, hat sie<br />
noch keine. Wollen Sie nun die Güte haben, <strong>von</strong> den holländischen Predigten die 4. <strong>und</strong> 5. Zwölfzahl<br />
Schrey zu geben <strong>und</strong> denselben beauftragen, sie nebst den deutschen Predigten, die seit dem<br />
Herbst erschienen sind, <strong>und</strong> einem Katechismus in ein Paket zu packen <strong>und</strong> <strong>an</strong> die Adresse des<br />
Fräulein Wilhelmine Stock, Stift Bassum bei Bremen, per Post zu versenden. Da ich die holländischen<br />
Predigten, auch die letzte über das 10. Gebot hier nicht habe, ist es kürzer, alles zusammen<br />
<strong>von</strong> Elberfeld zu schicken. Die T<strong>an</strong>te schreibt mir, ich solle den Preis dafür durch Postvorschuß entnehmen;<br />
ich weiß aber, daß es Ihnen Freude macht, dieser stillen Seele mit den Predigten ein Geschenk<br />
zu machen.<br />
Aus einer Nota des Antiquars schließe ich, daß ich Vitringa’s Kommentar zum Jesaias für 2 Taler<br />
5 Silbergroschen für Sie erst<strong>an</strong>den habe; ich werde, wenn es <strong>an</strong> dem ist, die 2 Bände Ihnen zuschicken.<br />
Grüßen Sie alle die Ihrigen <strong>und</strong> Unseren herzlich. Unser großer Gott <strong>und</strong> Durchbrecher schaffe<br />
seinem Worte Raum, er ist der Allmächtige; er mache mich fest im Trost <strong>und</strong> Trotz des Worts seiner<br />
Wahrheit.<br />
Von g<strong>an</strong>zem Herzen Ihr Joh<strong>an</strong>nes <strong>Wichelhaus</strong>.<br />
______<br />
Anlage 6 zu Brief 46.<br />
Im April 1874 erzählte mir Pastor <strong>Kohlbrügge</strong> unaufgefordert, wie er den schönen Platz für den<br />
Kirchhof gef<strong>und</strong>en habe. Da diese Erzählung für ihn sehr bezeichnend ist <strong>und</strong> zugleich verständlich<br />
macht, woher es kommt, daß selbst Fre<strong>und</strong>e ihn oft nicht verst<strong>an</strong>den, gebe ich sie wörtlich wieder,<br />
so wie ich sie damals niederschrieb:<br />
„L<strong>an</strong>ge hatte ich mich bemüht, für unsere Gemeinde einen eigenen Kirchhof zu bekommen, da<br />
alle Kirchhöfe Eigentum der Kirchengemeinden waren. Ich konnte aber keinen geeigneten Platz dafür<br />
finden. Endlich wurde mir nachts im Traum ein schöner Platz für den Kirchhof so deutlich gezeigt,<br />
daß ich mich <strong>an</strong>dern Tags sofort aufmachte, um zu einem einfachen M<strong>an</strong>n unserer Gemeinde<br />
zu gehen, der Elberfeld sehr gut k<strong>an</strong>nte, mich ungemein verehrte <strong>und</strong> alles, was er <strong>von</strong> der K<strong>an</strong>zel<br />
hörte, als ein Wort Gottes, geredet durch den M<strong>und</strong> eines Propheten, <strong>an</strong>nahm. Zu ihm sagte ich<br />
denn, er möge mit mir nach dem „Brill“ gehen, dort sei mir unser Kirchhof in der Nacht gezeigt<br />
worden. Mein Fre<strong>und</strong> <strong>an</strong>twortete mir aber: „Nein, Herr Pastor, wir brauchen uns nicht zu bemühen,<br />
dorthin zu gehen, denn alle Felder am Brill gehören dem alten reichen Herrn Platzhoff, der gibt<br />
nichts da<strong>von</strong> ab“. Ich wiederholte ihm nun, daß gerade dort mir unser Kirchhof gezeigt sei, aber er<br />
weigerte sich beharrlich mitzugehen, weil alle Felder jenem reichen M<strong>an</strong>n gehörten, <strong>und</strong> ein G<strong>an</strong>g<br />
dahin g<strong>an</strong>z umsonst sei. Endlich wurde ich ärgerlich <strong>und</strong> sagte zu ihm: „Ziehen Sie Ihre P<strong>an</strong>toffeln<br />
aus <strong>und</strong> Ihre Stiefel <strong>an</strong> <strong>und</strong> halten Sie mich nicht länger auf!“ So ging er denn mit, aber auf dem<br />
g<strong>an</strong>zen Weg murrte er, daß alles dem reichen Platzhoff gehöre <strong>und</strong> für unsern Kirchhof kein Platz<br />
da sei.<br />
Wir sahen uns nun die Felder auf dem Brill <strong>an</strong>. Alles gehörte Platzhoff. Endlich kamen wir <strong>an</strong><br />
eine Stelle mit einem Baum. Ich fragte meinen Begleiter, wem das Stück L<strong>an</strong>d gehöre. Und siehe<br />
da, es gehörte nicht Platzhoffs, sondern einem fremden M<strong>an</strong>n. Das war der Ort, der mir gezeigt war.<br />
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