Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
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hung gültiger Ehen seither im Wege gest<strong>an</strong>den haben. Die Beteiligten sind dadurch in den St<strong>an</strong>d gesetzt,<br />
ihre Ehe lediglich durch einen bürgerlichen Akt mit rechtlicher Wirkung eingehen zu können,<br />
<strong>und</strong> bleibt es ihnen überlassen, in welcher Weise sie einen ihrer Überzeugung entsprechenden religiösen<br />
Akt <strong>an</strong> die erfolgte zivilrechtliche Schließung der Ehe <strong>an</strong>schließen wollen.<br />
3. Was die Erteilung <strong>von</strong> Korporationsrechten, behufs der Erwerbung <strong>von</strong> Kapitalien <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>stücken auf den Namen der neuen Gemeinschaft <strong>an</strong>betrifft, so bleibt hierüber die Entscheidung<br />
bis auf vorgängigen Nachweis des Bedürfnisses <strong>und</strong> der zu dessen Befriedigung verfügbaren<br />
Mittel vorbehalten.<br />
4. Dagegen befinde ich mich in der mir <strong>an</strong>vertrauten amtlichen Stellung nicht in der Lage, den<br />
Beteiligten eine positive Beihilfe in der Weise <strong>an</strong>gedeihen zu lassen, daß einer der öffentlich <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten<br />
Geistlichen <strong>von</strong> hieraus ver<strong>an</strong>laßt werden könnte dem <strong>von</strong> den Getrennten neu erwählten<br />
Geistlichen die Ordination zu erteilen; vielmehr muß es den Beteiligten selbst überlassen bleiben,<br />
die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen, daß ihrem Geistlichen die gewünschte Ordination zuteil<br />
werde.<br />
Ew. Hochwohlgeboren ersuche ich, die <strong>von</strong> Ihnen vertretenen Interessenten <strong>von</strong> dem Inhalte dieser<br />
Eröffnung in Kenntnis zu setzen.<br />
Berlin, den 20. April 1848.<br />
Der Minister der geistlichen pp. Angelegenheiten gez. Graf <strong>von</strong> Schwerin.<br />
An den Herrn D<strong>an</strong>iel <strong>von</strong> der Heydt Hochwohlgeboren, z. Z. hierselbst.<br />
______<br />
Anlage 3 zum Brief 22.<br />
<strong>Wichelhaus</strong> hatte mit seinem Fre<strong>und</strong>, dem Lizentiaten Dr. Meier einen Besuch bei <strong>Kohlbrügge</strong><br />
gemacht. Nach demselben schrieb Meier den nachfolgenden Brief <strong>an</strong> diesen.<br />
Halle, den 9. Oktober 1848.<br />
Geliebter Herr Pastor!<br />
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –<br />
Ich muß Ihnen, unserm geliebten Pastor <strong>und</strong> treuem Hirten, der Sie uns alle <strong>an</strong> väterlicher H<strong>an</strong>d<br />
wie Aeneas seinen Sohn Ask<strong>an</strong>ias durch die Welt hinleiten, ziehen, hindurchreißen <strong>und</strong> tragen, wie<br />
es eben gehen will, gleich schreiben. Sie werden sich mit mir freuen, daß es wirklich wahr ist, daß<br />
meine Verkehrtheit Gott nicht zu groß gewesen ist, als daß er sie nicht zurecht zu bringen gewußt<br />
hätte. Wie Schuppen fällt es mir <strong>von</strong> den Augen: <strong>an</strong> Gott lag es nicht, daß ich nicht schon l<strong>an</strong>ge so<br />
glücklich gewesen; sein Wort lag vor mir, durch mein g<strong>an</strong>zes Leben geht ein einziger Strom seiner<br />
Liebe <strong>und</strong> Güte. Als Vater <strong>und</strong> Mutter mir starben, hatte Gott mir schon in meiner geliebten Großmutter<br />
<strong>und</strong> in meiner T<strong>an</strong>te Vater <strong>und</strong> Mutter, Heimat <strong>und</strong> Arme der Liebe gegeben, die sich immer<br />
wieder belebend um das arme Herz legten; hier in Halle führte er mir d<strong>an</strong>n <strong>Wichelhaus</strong> zu, der mich<br />
zwei Jahre l<strong>an</strong>g schon mit der treuesten Liebe trägt, obgleich bei mir gar keine Frucht, kein Leben<br />
heraus will, der d<strong>an</strong>n jeden Funken wieder <strong>an</strong>bläst, wenn er schon fast verglommen ist.<br />
Ich wußte auch, daß alle solche Liebe nicht aus dem Menschenherzen herauskommt, dennoch<br />
verblendete ich mich. Dort waren es ja die B<strong>an</strong>de der Natur, worauf ich zuletzt noch etwas schieben<br />
konnte, hier die Nachsicht der Fre<strong>und</strong>schaft. Sah ich auch in tausend einzelnen Punkten Gottes Güte<br />
<strong>und</strong> Barmherzigkeit, es blieben immer nur einzelne Punkte <strong>und</strong> wurden wieder vergessen. Ich fühl-<br />
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