Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die Auslegung der Rabbis über Gerechtigkeit Gottes ist nicht vollständig. Ein <strong>an</strong>gefochtenes Gemüt<br />
muß wissen, wie Gott zu seinem <strong>Recht</strong>e kommt. Das wird geoffenbart in dem Ev<strong>an</strong>gelio Christi,<br />
der die Person des Sünders <strong>an</strong> sich genommen hat.<br />
Ich muß diesen Brief schließen, der schon mehrere Male abgebrochen wurde.<br />
Wie ich vernehme, gibt es einen Pastor in Limburg, der meiner Schriften stets habhaft zu werden<br />
sucht, <strong>und</strong> sie alsd<strong>an</strong>n für Geld oder unentgeltlich unter seine Gemeine verteilt. Auch gibt es in Holl<strong>an</strong>d<br />
einen Pastor, das Haupt der Partei, welche sich gegen die Haagsche Synode erhoben hat, der<br />
soll mich sogar einen Fürsten nennen. Niem<strong>an</strong>d habe es je gewagt, aller menschlichen Gerechtigkeit<br />
so allen Boden einzuschlagen <strong>und</strong> Gottes Gerechtigkeit die Ehre zu geben. So vernehmen wir doch<br />
mitunter, daß unser Leiden nicht vergeblich ist.<br />
Nur mutig vor<strong>an</strong>, <strong>und</strong> der Gnade befohlen mit unsern herzlichsten Grüßen!<br />
Dein Dich liebender H. F. <strong>Kohlbrügge</strong>.<br />
Elberfeld, den 23. Oktober 1848.<br />
Fräulein Pillera hat <strong>an</strong> uns einen recht <strong>an</strong>genehmen Brief geschrieben, <strong>und</strong> ihr lithographiertes<br />
Bild geschickt, das br<strong>an</strong>dähnlich ist. Der Pastor <strong>von</strong> Illenau schrieb zu gleicher Zeit etliche Zeilen<br />
<strong>an</strong> mich <strong>und</strong> erwähnte darin <strong>an</strong>erkennend das Büchlein: „Wozu das Alte Testament?“<br />
Ich bin g<strong>an</strong>z einverst<strong>an</strong>den mit der Weise, wie Du den kleinen Katechismus drucken lassen<br />
willst. Ich hoffe nur, daß das Ding nicht über 1½ Gr. komme.<br />
Sähest Du nur einmal, wie ich gestern <strong>und</strong> heute in Anspruch genommen bin, <strong>und</strong> meine liebe<br />
Frau nicht weniger. Sie fiel gestern Abend mehrere Male in Ohnmacht.<br />
Der Pl<strong>an</strong> der Kirche ist soeben eingereicht, w<strong>und</strong>erschön, aber noch kein Kosten<strong>an</strong>schlag.<br />
Hast Du auch noch ein Heft Predigt-M<strong>an</strong>uskripte <strong>von</strong> mir außer den Jonaspredigten? Ich vermisse<br />
mein Heft, worin die Weihnachtspredigten sich befinden, <strong>und</strong> ich k<strong>an</strong>n mich gar nicht erinnern,<br />
wer dieses Heft in Händen hat. – Ich muß doch in betreff Gerhards noch bemerken, daß es am wünschenswertesten<br />
für ihn ist, wenn er etwa solche Leute irgendwo wiederfindet, wie die Rittershaus<br />
auf Oberheid sind, wo er in der Familie aufgehoben ist: schlichte, redliche Leute, denn Gerhard ist<br />
etwas schwerfällig, ruhig <strong>und</strong> gelassen; er muß aber mehr oder weniger, wo er ist, gut aufgehoben<br />
sein. Du wirst mich wohl verstehen, wie ich das meine; bei hochtrabenden Leuten würde er nicht <strong>an</strong><br />
seinem Platze sein.<br />
Heute haben wir über den Kirchbau gesprochen. Der Pl<strong>an</strong> ist w<strong>und</strong>erschön. Die innere Einrichtung,<br />
Gallerien, Wände, Fenster, Stukaturwerk – alles übertrifft jede Beschreibung. Aber die Kosten<br />
könnten doch 4 bis 5000 Tal. mehr belaufen, als die 12000, über welche ich verfügen k<strong>an</strong>n. Darum<br />
ist beschlossen worden, daß Bertram für 4000 Tal. eine Kirche in Fachw<strong>an</strong>d bauen soll, welche für<br />
etwa tausend Zuhörer Sitz- <strong>und</strong> Stehplätze haben <strong>und</strong> stark genug gebaut werden soll, um später<br />
noch Gallerien hineinbringen zu können. Ich bin damit äußerst zufrieden. Diese Kirche wird natürlicher<br />
Weise höchstens 15 Jahre gebraucht werden können, aber das ist doch eine l<strong>an</strong>ge Zeit. 33 – Wir<br />
mieten ein schönes Haus in der Deweerthstraße, der Kirche schräg gegenüber, zu 450 Tal.<br />
Und nun, mein lieber Joh<strong>an</strong>nes, dem Gott aller Gnade befohlen! Wir denken täglich <strong>an</strong> Euch!<br />
______<br />
33 Diese Notkirche wurde glücklicherweise nicht gebaut.<br />
68