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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Als ich den Namen des Stückes hörte: „Am Schafstall“, da wurde es mir gewiß: „Das ist der Platz<br />

für unsern Kirchhof“.<br />

Nun bat ich meinen Begleiter, daß er sogleich zu dem Besitzer des Gr<strong>und</strong>stückes gehen <strong>und</strong> ihn<br />

ersuchen möchte, ihm dasselbe zu verkaufen; nur dürfe er dabei nicht sagen, daß er es kaufen wolle,<br />

um daraus einen Kirchhof für die niederl<strong>an</strong>disch-reformierte Gemeinde zu machen, sondern er solle,<br />

wenn er nach dem Zweck gefragt werde, sagen, daß m<strong>an</strong> Vieh darauf treiben wolle. Da aber wurde<br />

mein lieber, alter Fre<strong>und</strong> g<strong>an</strong>z böse <strong>und</strong> sagte: „Nein, Herr Pastor, lügen k<strong>an</strong>n ich nicht“. Ich <strong>an</strong>twortete<br />

ihm sehr ernst: „Dafür werden Sie noch einmal Rechenschaft abzulegen haben, daß Sie<br />

mich zum Versucher stempeln. Wenn Sie dies dem M<strong>an</strong>ne nicht sagen, so machen Sie ihn zum<br />

Dieb, denn er wird uns das Feld für einen ungeheuren Preis verkaufen wollen, wenn er hört, daß es<br />

für uns sei, während wir ihm den wahren, guten Preis geben können, wenn wir sagen, es solle eine<br />

Weide daraus gemacht werden“.<br />

Mein Begleiter ging aber nicht hin. Die Folge war, daß wir gegen einen zehnmal höheren Preis<br />

das Stück erwerben mußten, denn der M<strong>an</strong>n sagte: „Die reichen Herren <strong>von</strong> der Heydt <strong>und</strong> Frowein<br />

können es bezahlen“. Aber das Geld, das er auf die Weise bekam, war ihm nicht zum Segen sondern<br />

zum Fluch. Seine Kinder haben noch darunter leiden müssen“.<br />

J. J. L<strong>an</strong>gen.<br />

______<br />

Anlage 7 zum Brief 62.<br />

Brief des Privatdozenten Joh. <strong>Wichelhaus</strong> in Halle a. d. Saale <strong>an</strong> Professor Hengstenberg in Berlin<br />

aus dem Jahre 1853.<br />

Hochgeehrter Herr Professor!<br />

Meinen allerherzlichsten D<strong>an</strong>k für Ihre wiederholte treue <strong>und</strong> warme Bemühung für mich. Der<br />

Gott alles Trostes lohne Ihnen die <strong>an</strong> mir bewiesene brüderliche Liebe.<br />

Der Herr Minister erwartet <strong>von</strong> mir, wie Sie schreiben, eine neue Erklärung. Nun ist aber auf<br />

meine <strong>von</strong> Liverpool aus datierte, <strong>an</strong> den Herrn Minister gerichtete Eingabe keine Antwort <strong>an</strong> mich<br />

gekommen, worin ich zu einer <strong>an</strong>deren Erklärung aufgefordert würde. Ich habe deshalb noch diese<br />

Tage hindurch seit Empf<strong>an</strong>g Ihres <strong>Briefe</strong>s gewartet in der Erwartung, es möchte noch ein Schreiben<br />

einkommen, bin nun aber auf den Ged<strong>an</strong>ken gekommen, daß sich der Herr Minister möglicherweise<br />

auf eine Mitteilung beziehen möchte, die durch den Herrn Ober-Consistorialrat <strong>von</strong> Mühler <strong>an</strong> mich<br />

gel<strong>an</strong>gt ist. Es verhält sich damit folgendermaßen:<br />

Mein Schwager Busse, ein Jugendfre<strong>und</strong> des Herrn <strong>von</strong> Mühler, hat in guter Meinung für mich<br />

durch seinen Vater denselben <strong>an</strong>fragen lassen, was beim Oberkirchenrat meiner Professur im Wege<br />

stehe. Der Präsident Busse schreibt darauf <strong>an</strong> seinen Sohn folgendes als Antwort des Herrn <strong>von</strong><br />

Mühler: „Ob er bei dem Concluso des Oberkirchenrats mitgestimmt habe, erinnere er sich nicht; er<br />

kenne aber die Sache. Es sei in Erfahrung gebracht, daß der Lizentiat W. zu der Sekte der Kohlbrüggi<strong>an</strong>er<br />

in Elberfeld gehöre <strong>und</strong> bei derselben das Abendmahl genossen habe; es bedürfe also<br />

nur seiner freien <strong>und</strong> unumw<strong>und</strong>enen Erklärung proprio motu [aus eigenem Antrieb], daß er der<br />

L<strong>an</strong>deskirche <strong>an</strong>gehöre, sich zu derselben halte <strong>und</strong> in keine Sekte neben derselben getreten sei oder<br />

sich darin befinde“.<br />

Ich k<strong>an</strong>n bei so vielen vor Augen liegenden Beweisen <strong>von</strong> dem Gerechtigkeitsgefühl des Herrn<br />

Ministers unmöglich glauben, daß diese Worte in seinem Sinn gesprochen, diese Zumutung <strong>von</strong> ihm<br />

<strong>an</strong> mich gestellt sei.<br />

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