20.11.2013 Aufrufe

Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ihr Fre<strong>und</strong> in Wahrheit <strong>und</strong> Liebe, wie es in Christo Jesu ist, H. F. <strong>Kohlbrügge</strong>.<br />

Utrecht, 22. Juni 1842.<br />

______<br />

2.<br />

Das Kistchen mit getrocknetem Obst erhielten wir, lieber <strong>Wichelhaus</strong>, <strong>und</strong> sagen Ihnen unsern<br />

D<strong>an</strong>k, daß Sie in einer solch artigen Weise <strong>an</strong> uns gedacht haben, wie wir denn aus allem ersehen,<br />

daß Sie unser eingedenk sind. Ihre Liebe, die Sie in zarten Zügen aussprechen <strong>und</strong> k<strong>und</strong>machen, ist<br />

uns lieblich, <strong>und</strong> lieblich-häuslich werden wir genießen, was Sie uns vom Ihrigen mitgeteilt haben.<br />

Auch Ihrer lieben Schwester soll für ihr zartes Andenken <strong>an</strong> Annchen D<strong>an</strong>k gesagt sein. Wie sehr<br />

ich bei diesem allen <strong>an</strong> Sie, <strong>an</strong> Ihre Mutter, <strong>an</strong> die Ihrigen, <strong>an</strong> Ihr Haus <strong>und</strong> Ihren Garten <strong>und</strong> im<br />

G<strong>an</strong>zen <strong>an</strong> Ihre Lage <strong>und</strong> Ihr Wesen denke, können Sie wohl erraten.<br />

Es geht bei uns, wie Sie es kennen; auch um unsere Ges<strong>und</strong>heit steht es wohl, nur ist es mir nicht<br />

erlaubt, viel zu schreiben oder zu lesen, so daß es für mich seit 4 oder 5 Wochen eine wahre Aufgabe<br />

ist, etwas auszurichten. Ich darf nur 1½ Stündchen am Tage arbeiten, <strong>und</strong> dennoch habe ich vieles<br />

zu schreiben gehabt, <strong>und</strong> es liegt noch mehr vor mir. Das <strong>Licht</strong> meiner Augen verläßt mich<br />

schnell, <strong>und</strong> das Auge fängt <strong>an</strong> zu stechen, wenn ich nur etwas gelesen habe. Es ist für mich indessen<br />

dabei sehr erheiternd, daß meine gute Frau mir den g<strong>an</strong>zen Abend hindurch etwas vorliest. Und<br />

aus welchem Werke? Ja, das erraten Sie einmal! Aus einem sehr, sehr interess<strong>an</strong>ten, aus – dem Robinson,<br />

den Sie uns hinterließen. Es kommt ungemein viel zusammen, daß diese Reisebeschreibung<br />

mich so erheitert. Machen Sie sich aber meines Augenübels wegen keine Sorge. Ich halte es für etwas<br />

Vorübergehendes, muß aber deshalb kurz sein.<br />

Lassen Sie sich nicht zum öffentlichen Predigen verleiten. So l<strong>an</strong>ge Sie Ihren Licentiaten nicht<br />

hinter dem Rücken haben, muß ich es Ihnen durchaus abraten. Wir brauchen den Leuten nicht zu<br />

zeigen, was wir dürfen, können, wollen oder sind. Der Teufel beabsichtigt immerdar, den Treuen zu<br />

stürzen mit einem: „Bist du ein solcher, so tue dies oder das!“ Die, welche in Bonn wohnen <strong>und</strong> Sie<br />

kennen, können ohnehin die Wahrheit aus Ihrem M<strong>und</strong>e laut vernehmen, sitzen Sie auch im Schlafrock.<br />

Es bedarf die Wahrheit des Lärmens nicht; alles hat seine Zeit. Es wäre jetzt nur ein Versuch<br />

der Finsternis, etwas Öffentliches aus Ihrem M<strong>und</strong>e zu erhalten, um Sie ungerechterweise in Anklagest<strong>an</strong>d<br />

zu bringen, <strong>und</strong> sich selbst darüber zu entschuldigen.<br />

Was ich über den Eid 2 <strong>an</strong>merkte, haben Sie richtig verst<strong>an</strong>den <strong>und</strong> so ausgelegt, wie ich es<br />

wünschte. An der Stelle, wohin wir nach der Ordnung Gottes gestellt sind, das Eine wie das Andere<br />

so zu tun, wie er uns die Anweisung gibt, das ist Gerechtigkeit. Die Frage ist dabei für einen Jeden<br />

nur die, ob er da, wo er steht, nach der Ordnung Gottes steht, <strong>und</strong> ob er im Heiligen Geiste sich unter<br />

Bitten <strong>und</strong> Flehen recht benimmt.<br />

Sie teilen mir viele liebliche Bemerkungen mit in betreff des geliebten N. N., dem Gott, unser<br />

Heil, die W<strong>und</strong>er seiner Gnade zeigen wolle, daß er ihn aus einem Wesen herausgerissen hat, das<br />

für ihn nicht taugte. Weshalb sehen wir nicht ein, daß dieses Herausreißen ein größeres Heil ist, als<br />

wenn Gott mit einem Schlage sein Geschäft zu einem der bedeutendsten hätte emporkommen lassen?<br />

Was Sie bemerken, daß er im Hause der Mutter am Gewissen <strong>und</strong> Leben durch das faule Wesen<br />

der <strong>an</strong>dern befleckt wurde, gibt einen guten Kommentar zu dem, was Paulus sagt <strong>von</strong> einer, die<br />

2 Für die Erl<strong>an</strong>gung des Licentiatengrades war eine Eidesformel vorgeschrieben, durch die das <strong>Recht</strong> der Union<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt werden sollte. W. trug Bedenken, den Eid zu leisten. (Siehe A. Zahn in der Vorrede zu <strong>Wichelhaus</strong>, Die<br />

Lehre der Schrift etc. Seite 21.)<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!