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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Rat, Sie <strong>an</strong>derswohin zu stellen, so wird er doch auch für die Gemeinde sorgen, <strong>und</strong> es geht vielleicht<br />

m<strong>an</strong>ches später auf, was jetzt nicht zu keimen scheint.<br />

Es hat mich in der letzten Zeit öfters beschäftigt, auch zur Belehrung für mich selbst, der Tempel<br />

mit seinen Vorhöfen. Das Wort <strong>und</strong> der Altar haben doch verschiedene Kreise um sich, <strong>und</strong> so l<strong>an</strong>ge<br />

das Irdische mit seinen Ordnungen besteht, gehören auch solche Vorhöfe zum Heiligtum. So ist der<br />

Herr selbst unter den Tausenden. Da gibt’s Tore mit Kammern, schönen Ecken <strong>und</strong> Fenstern, <strong>und</strong><br />

dort ergehen die Einladungen, die Erzählungen <strong>von</strong> dem, was drinnen ist usw. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n auch die<br />

Geschichte der g<strong>an</strong>zen Schrift schwer begreifen, wenn m<strong>an</strong> darauf nicht acht hat. In der Praxis wird<br />

es mir aber noch sehr schwer, verschiedenen Menschen gegenüber die rechte Stellung einzuhalten.<br />

Die herzlichsten Grüße <strong>an</strong> die lieben Ihrigen, auch <strong>an</strong> unsere Geschwister <strong>und</strong> <strong>an</strong> Künzli. Pauline<br />

macht sich fertig zu einem Spazierg<strong>an</strong>g, den schönen Frühlingstag zu genießen.<br />

In innigster Liebe Ihr Joh. <strong>Wichelhaus</strong>.<br />

Halle, den 17. Mai 1851.<br />

Lieber Herr Pastor!<br />

______<br />

Anlage 21 zum Brief 77.<br />

Es lag in meinem Herzen, Ihnen gleich nach unserer Rückkehr hierher zu schreiben. Wir hatten<br />

so frohe Tage bei Ihnen verlebt <strong>und</strong> waren so d<strong>an</strong>kbar für die väterliche <strong>und</strong> mütterliche Liebe, die<br />

uns unbeschreiblich wohl get<strong>an</strong> hatte. Wir zogen getrost <strong>und</strong> gestärkt wieder hierher, <strong>und</strong> als wir am<br />

Abend um 9 Uhr in unser trautes Stübchen heimkehrten, fühlte ich mich <strong>an</strong> der Seite meiner lieben,<br />

süßen Frau g<strong>an</strong>z mutig <strong>und</strong> glücklich.<br />

Inzwischen sind Ihre fre<strong>und</strong>lichen Zeilen gekommen mit dem Auftrag wegen der Bücher, wofür<br />

ich Sorge tragen werde; k<strong>an</strong>n ich selbst nicht hingehen, so gebe ich meinem Antiquar die Preise auf,<br />

wie hoch er gehen k<strong>an</strong>n. Er ist ein ordentlicher M<strong>an</strong>n.<br />

Mich hat die Arbeit gleich stark in Anspruch genommen. Vorige Woche Donnerstag habe ich die<br />

Kollegien begonnen, <strong>und</strong> da ich den Hebräerbrief zum ersten Mal lese, muß ich täglich das Heft dafür<br />

ausarbeiten. Ich habe große Freude dar<strong>an</strong>. Zuhörer habe ich nur sehr wenige, 6 <strong>an</strong> der Zahl, es<br />

sind aber brave Leute, welche Interesse <strong>an</strong> der Sache haben <strong>und</strong> mich keinen Widerwillen fühlen<br />

lassen, wie ich es im vorigen Semester hatte, – Böhl, Johner <strong>und</strong> etliche Bek<strong>an</strong>nte <strong>von</strong> diesen. Ich<br />

sehe aber dabei <strong>von</strong> neuem, wie knapp es herumgeht, <strong>und</strong> daß die Welt, die wissenschaftliche wie<br />

die fromme, die jüdische wie die heidnische, das Wort <strong>und</strong> uns nicht leiden mag. Es ist noch immer<br />

ein W<strong>und</strong>er Gottes, daß ihrer etliche sind (Jes. 1,9), welche der unsichtbare König der Herzen sich<br />

erübrigt. Wenn ich so die Erfahrungen der letzten Zeiten zusammen nehme, so will es mir scheinen,<br />

daß das Wort immer mehr Scheidung macht, <strong>und</strong> daß sich das Wort erfüllen wird: Ein armes <strong>und</strong><br />

geringes Volk, die auf den Namen des Herrn hoffen.<br />

Ich habe Ihnen aber noch einiges zu berichten. Als ich nämlich unsern Fre<strong>und</strong> Neuenhaus, den<br />

Hauptpfarrer der hiesigen reformierten Kirche (sie heißt Schloß- <strong>und</strong> Domkirche), besuchte, fragte<br />

er mich, als ich <strong>von</strong> Elberfeld erzählte: „Können wir denn den Pastor <strong>Kohlbrügge</strong> nicht einmal hierher<br />

bekommen?“ Ich sagte, daß Sie bereits mehrmals die Absicht gehabt hätten, uns zu besuchen,<br />

<strong>und</strong> wenn er Sie einmal zur Predigt auffordere, so werde das vielleicht ein Gewicht zu Gunsten des<br />

Besuchs in die Waagschale werfen. Darauf <strong>an</strong>twortete er gleich: „Das wird mir die größte Freude<br />

sein!“ <strong>und</strong> dasselbe wiederholte seine Frau einige Tage nachher <strong>an</strong> Pauline. Sie sehen daß hier noch<br />

mehr Leute sind, die einmal nach Ihnen verl<strong>an</strong>gen <strong>und</strong> da die Eisenbahnwagen hierher sehr bequem<br />

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