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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Es geht uns <strong>und</strong> unsern Kindern recht gut. – Ribbeck hat sich durch Untertauchen wiedertaufen<br />

lassen <strong>und</strong> tritt nun in Barmen als Prediger der Wiedertäufer auf, <strong>und</strong> wie ich vernehme, strömt es<br />

sonntags aus Elberfeld dahin. Auf unsere Gemeinde hat das keine Einwirkung, außer zum Guten.<br />

Ich habe indes zwei Predigten über die h. Taufe unter der Presse.<br />

Alwine <strong>und</strong> der Bürgermeister sind vorläufig sehr glücklich zusammen. Er kommt vormittags in<br />

unsere Kirche. Halte aus <strong>und</strong> werde hart! Laß uns beten <strong>und</strong> uns selbst demütigen!<br />

Lebe wohl! <strong>Kohlbrügge</strong>.<br />

Habe doch die Güte <strong>und</strong> sieh mal für mich nach, was Herr Pulshard jetzt macht, denn ich vernehme<br />

gar nichts mehr <strong>von</strong> ihm, nachdem ich einen beträchtlichen Teil seiner so sehr guten Übersetzung<br />

meiner Paraphrase [ausführlichen Umschreibung] <strong>von</strong> Römer Kap. 7 erhalten <strong>und</strong> ihm zurückgeschickt<br />

habe.<br />

Elberfeld, den 29. November 1853.<br />

Siehe zu diesem Brief die Antwort <strong>von</strong> W. in der Anlage 8.<br />

______<br />

An den Herrn <strong>Wichelhaus</strong>, außerordentlicher Professor der Theologie in Halle!<br />

65.<br />

Mein lieber teurer Joh<strong>an</strong>nes!<br />

Mein glücklicher Professor!<br />

Der liebe Wolfensberger hat Dir unsere Glückwünsche gebracht <strong>und</strong> Dir erzählt, wie wir Tränen<br />

des D<strong>an</strong>kes zu dem treuen Gott unsers Heils geweint haben, als wir die frohe Botschaft Deiner Bestallung<br />

<strong>von</strong> Dir erhielten. Ich habe es sofort allen den Deinigen mitgeteilt. 55 An demselben Tage erhielt<br />

Dein Ohm D<strong>an</strong>iel ein eigenhändig geschriebenes, zugemachtes <strong>und</strong> versiegeltes Billet <strong>von</strong> Sr.<br />

Majestät, durch welches dem Herrn Oberbürgermeister <strong>von</strong> Sr. Majestät die goldene Halskette geschenkt<br />

wurde. Das war ein königliches <strong>und</strong> doch allerherzlichstes Briefchen, wie <strong>von</strong> dem intimsten<br />

Fre<strong>und</strong> <strong>an</strong> seinen Fre<strong>und</strong>. Dabei gedachte Seine Majestät auch Deiner lieben Großmutter. 56<br />

Du scheinst <strong>von</strong> ihrem Befinden nichts zu wissen. Vorgestern ist Dein lieber Vater hierhin gekommen;<br />

er war gestern abend in unserer Kirche. Text: Ebr. 10, 21. – Deine liebe Großmutter ist<br />

seit etlichen Tagen wie eine, welche aufgelöst wird <strong>und</strong> mit dem Tode ringt. Sie liegt zu Bette. Heute<br />

nachmittag hatte sie einen Augenblick, in dem sie wie aufgewacht war. Sonst liegt sie wie schlafend<br />

<strong>und</strong> kennt fast niem<strong>an</strong>d mehr, versteht auch nichts mehr <strong>von</strong> dem, was zu ihr gesagt wird.<br />

Ich nahm bei ihr einen inneren heißen Kampf wahr. Sie trocknete mehrere Male den Schweiß<br />

<strong>von</strong> der Stirn. Sie sagte d<strong>an</strong>n zu mir: „Fragen Sie mich etwas!“ Ich fragte sie nach dem Gr<strong>und</strong>. Sie<br />

<strong>an</strong>twortete darauf etwas, was ich nicht verst<strong>an</strong>d. D<strong>an</strong>n sagte ich: „Tod, wo ist dein Stachel?“ „Hölle,<br />

wo . . .?“ Sie weiter: „dein Sieg? Gott sei gelobt, der uns den Sieg gegeben hat durch Christum Jesum“.<br />

Darauf folgten etliche Strophen aus dem Liede: „O Tod, wo ist dein Stachel nun?“ – So hat<br />

sie in diesen Tagen, <strong>an</strong> denen ich sie viel besuchte, vieles hergesagt, während sie doch sonst nichts<br />

mehr <strong>von</strong> dem begriff, was m<strong>an</strong> ihr sagte. Bei all dem kämpfte <strong>und</strong> kämpft es in ihr gewaltig.<br />

Ihr Aufkommen würde demnach wie ein W<strong>und</strong>er sein; es hat mehr den Anschein, daß sie nicht<br />

wieder aufkommen wird.<br />

55 W. wurde am 4. Februar 1854 <strong>von</strong> dem Minister <strong>von</strong> Raumer gegen den Wunsch der theol. Fakultät zum außerordentlichen<br />

Professor der Theologie in Halle a. d. Saale ern<strong>an</strong>nt.<br />

56 Das Schreiben hat Dr. Ad. Zahn am Schluß seines Buches: „Der Großvater“, in Facsimile wiedergegeben, vergl.<br />

daselbst auch S. 83 <strong>und</strong> 84. Wir geben den Brief in der Anlage 9.<br />

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