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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Nun noch etwas. Wieviel kosten 600 oder 700 Exemplare, wenn 500 per Bogen 7 Taler kosten?<br />

Erk<strong>und</strong>ige Dich d<strong>an</strong>ach <strong>und</strong> teile mir solches gütigst mit, (Du brauchst dafür <strong>an</strong> mich keinen l<strong>an</strong>gen<br />

Brief zu schreiben; <strong>an</strong>tworte ich darauf nicht, so ist solches ein Beweis, daß ich nichts dagegen habe<br />

–), auf daß ich mich entschließe, wie viele Exemplare ich in dem H<strong>an</strong>del lasse, denn ich bin gewillt,<br />

400 oder 500 Exemplare <strong>an</strong> diejenigen auszuteilen, die sich unter ein<strong>an</strong>der verb<strong>und</strong>en haben das<br />

Geld dafür herzugeben. Die Übrigen können d<strong>an</strong>n ebenso gut durch den Drucker <strong>und</strong> Verleger in<br />

Halle, welchen Du gewählt hast, verkauft <strong>und</strong> in Kommission gegeben werden, als daß solches<br />

durch Löwenstein geschehe. Den Ertrag da<strong>von</strong> k<strong>an</strong>n er nach Jahr <strong>und</strong> Tag <strong>an</strong> uns überweisen.<br />

Die Angabe der gesungenen Lieder <strong>und</strong> der Tage <strong>an</strong> denen die Predigten gehalten worden sind,<br />

kommt jedesmal <strong>an</strong> den Fuß. In der vorletzten Predigt über Vs. 9 habe ich besonders Seite 11 etwas<br />

viel durchgestrichen <strong>und</strong> verbessert, <strong>und</strong> deshalb ein Blättchen beigelegt, worauf ich es noch einmal<br />

abgeschrieben habe. Als ich diese Predigt gehalten hatte, meinte Dein lieber Ohm Carl, die Auslegung<br />

wäre nicht richtig, der Stein sei der Tempel, die sieben Augen die Bewachung Gottes, <strong>und</strong> der<br />

Schmuck (ich will ihn aushauen) Christus. Er behauptete, m<strong>an</strong> habe im Altertum so nicht gebaut,<br />

wie ich es dargestellt hatte. Ich lege etwas bei aus Vitruv <strong>und</strong> aus Goguet; mehr k<strong>an</strong>n ich nicht beweisen.<br />

Dein Ohm D<strong>an</strong>iel dagegen erzählte mir, er habe allerdings auf seinen Reisen in Ruinen<br />

große Steine mit solchen Löchern, die durch Keile zusammen verb<strong>und</strong>en wurden, gef<strong>und</strong>en, <strong>und</strong><br />

m<strong>an</strong> baue auch jetzt noch so. Dein Ohm Carl meinte, wenn dieses auch alles wahr sei, so habe es<br />

doch bei dem Tempelbau nicht stattgef<strong>und</strong>en.<br />

K<strong>an</strong>nst Du noch etwas auffinden zum Belege der Richtigheit meiner Auslegung, so wird es mir<br />

sehr lieb sein. Ob am R<strong>an</strong>de daselbst die Note <strong>von</strong> Noldius, Vitruv <strong>und</strong> Goguet bleiben oder wegfallen<br />

soll, stelle ich Dir <strong>an</strong>heim. Ich weiß gewöhnlich wohl, auf welchem Gr<strong>und</strong>e ich baue, verberge<br />

<strong>und</strong> verdecke aber, wenn nur immer möglich, die Gelehrsamkeit.<br />

Und nun sei vor allen Dingen Dir <strong>und</strong> Deinem treuen Gefährten Meier die allererste Predigt, sod<strong>an</strong>n<br />

die folgenden, zu allerlei Trost, wie ich denn glaube <strong>und</strong> darum rede. Ich weiß, daß es die<br />

Wahrheit ist.<br />

Die Gnade unseres Herrn <strong>und</strong> hochgelobten Heil<strong>an</strong>des sei mit Euch! Wir grüßen Euch herzlich.<br />

G<strong>an</strong>z Dein <strong>Kohlbrügge</strong>.<br />

Elberfeld, 12. J<strong>an</strong>uar 1848.<br />

Die beiden Presbyterien benehmen sich sehr kindisch. – Allen Dürftigen, die mich nur ein- oder<br />

zweimal gehört haben, verweigern sie jede Arbeit <strong>und</strong> Unterstützung, falls sie es wieder tun, <strong>und</strong> bei<br />

den Lutherischen müssen sie sich noch bestimmt dahin erklären, daß sie lutherisch bleiben wollen,<br />

wenn sie länger auf Unterstützung Ansprüche machen wollen.<br />

Von Jacobus haben wir fortwährend gute Nachrichten bekommen. Dem Gerhard geht es auch<br />

gut; es wird aber für seine fernere Ausbildung als Ökonom Zeit werden, daß er eine Unterverwaltungsstelle<br />

bekomme. Daß er beim Herrn Rittershaus ist, ist für ihn <strong>von</strong> unbezahlbarem Wert, <strong>und</strong><br />

für uns ist es sehr tröstlich, ihn daselbst zu wissen, denn er ist ein g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>derer Mensch geworden in<br />

m<strong>an</strong>cherlei Beziehung, höchst einfach, bescheiden <strong>und</strong> sparsam. Er ist aber in m<strong>an</strong>chem etwas über<br />

sein Alter hinaus, weiß oft zu viel <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n doch wieder zu wenig; er muß durchaus mehr in Anspruch<br />

genommen <strong>und</strong> in seinem Fach mehr ausgebildet werden, auch mehr gehorchen lernen, um<br />

mit um so mehr Erfahrung <strong>und</strong> Einsicht <strong>an</strong>dere komm<strong>an</strong>dieren zu können. Aber wo ist eine für ihn<br />

passende Unterverwaltungsstelle zu finden? Das macht mir wohl Sorge. Was mich betrifft, so sähe<br />

ich ihn noch gern l<strong>an</strong>ge bei Herrn Rittershaus. Ich sehe aber wohl ein, daß er mehr durchgebildet<br />

werden muß, um später ohne Gefahr selbständiger Ökonom oder Verwalter zu werden.<br />

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