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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Mein lieber teurer Joh<strong>an</strong>nes!<br />

28.<br />

Gott der Herr ist doch gnädig <strong>und</strong> gut, <strong>und</strong> tut immerdar überschwenglich! Welch ein Trost für<br />

unser elterliches Herz, daß unser Gerhard <strong>an</strong> Dir einen so treuen Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> verständigen Ratgeber<br />

in der Fremde haben darf. W<strong>und</strong>ervoll hängt doch alles zusammen in dem allein weisen Rat des<br />

Herrn. Von dem ersten Tage <strong>an</strong>, da Du Dich in Utrecht einf<strong>an</strong>dest, bis auf diesen Tag, wo wir nun<br />

unseren ältesten Sohn in Deiner Nähe wissen, sehen wir nur die H<strong>an</strong>d des treuen Gottes, welche alles<br />

so lenkt <strong>und</strong> zusammenfügt, daß sein heiliger Wille geschehe, <strong>und</strong> sein Name groß gemacht sei.<br />

Gerhards Brief erhielt meine liebe Frau, währenddem ich in Wermelskirchen war (wo ich mich vom<br />

23. bis 27. April aufhielt). Er machte ihr vielen Kummer, sodaß sie in zwei Nächten nicht schlief.<br />

Mich ergriff es auch, <strong>und</strong> es verdarb mir den heiteren Eintritt in unsere neue Wohnung. Erst am Bettage<br />

nachmittags las ich den Brief <strong>und</strong> f<strong>an</strong>d die Sache doch nicht so arg. Indes hat uns Dein <strong>und</strong> des<br />

lieben Bruders Meier näheres Schreiben bald aller Sorgen überhoben. Von Deiner lieben Schwester<br />

Maria bekamen wir ein schönes K<strong>an</strong>apeekissen zum Geschenk in die neue Wohnung, was für meine<br />

Frau ein sehr wohltuendes Gefühl war.<br />

Ich freue mich, daß das Wort <strong>und</strong> die Überzeugung, was das Wort ist, in Halle so durchbricht. Ich<br />

habe <strong>an</strong> Dich vor Monaten geschrieben: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“. Das<br />

Wort erfüllt sich jetzt. Es wird mir lieb sein, stets Details über Gerhard <strong>von</strong> Dir zu vernehmen. Sein<br />

Bruder Jakob schreibt g<strong>an</strong>z naiv <strong>an</strong> ihn. Wie wird Dir alles, alles gefallen, wenn Du hierhin<br />

kommst. Wie hübsch <strong>und</strong> bequem hat meine liebe Frau alles eingerichtet! Die Frau aus Delft ist<br />

auch gekommen <strong>und</strong> ist g<strong>an</strong>z auf ihrem Schick „met het vrolyke huis“ [mit dem fröhlichen Haus].<br />

Frau Schwaiger 36 fühlt sich hier namentlich glücklich, denn sie wohnt hier, als wohnte sie noch in<br />

ihrer vorigen Wohnung. So können wir es gegenseitig jahrel<strong>an</strong>g aushalten. Meine Studierstube ist<br />

auch g<strong>an</strong>z nach meinem Sinn eingerichtet. Ich lasse das <strong>Licht</strong> hauptsächlich <strong>von</strong> der linken Seite auf<br />

das Papier fallen. Dein Ohm D<strong>an</strong>iel war zweimal in dem Neubau der Kirche <strong>und</strong> ist über alles äußerst<br />

zufrieden. Das geht mit Macht vorwärts <strong>und</strong> setzt alle in Staunen. 37 In Holl<strong>an</strong>d ist alles über<br />

die Maßen glücklich mit Wilhelm III., – <strong>und</strong> o wie glücklich ist unser Wolff! Dem Herrn befohlen,<br />

mein treuer Joh<strong>an</strong>nes. Tausendmal D<strong>an</strong>k für all Deine Liebe <strong>und</strong> Treue. Das Faß Wein ist aus Bonn<br />

<strong>an</strong>gekommen. Ich muß schließen. Der Herr Jesus mit Deinem Geiste! Amen.<br />

Dein Dich liebender <strong>Kohlbrügge</strong>.<br />

Elberfeld, 5. Mai 1849.<br />

Mein lieber Joh<strong>an</strong>nes!<br />

______<br />

29.<br />

Ich teile Dir Einliegendes mit. Klementine Schumacher <strong>und</strong> Pauline Seyler sind noch bei uns,<br />

<strong>und</strong> beide eben mutig <strong>und</strong> gefaßt. So auch meine liebe Frau. Seit 8 Tagen hieß es, die L<strong>an</strong>dwehr sei<br />

einberufen. Da traten etliche zusammen, <strong>und</strong> es hieß, m<strong>an</strong> wolle sich dem Ausziehen der L<strong>an</strong>dwehr<br />

widersetzen. Mittwoch um 1 Uhr war alles noch ruhig Da hieß es, es rückt Militär ein!, <strong>und</strong> das<br />

Volk wogte über die Königstraße dem entgegen. In der Nachmittagsst<strong>und</strong>e wurden schnell Barrika-<br />

36 Frau Schwaiger, eine Verw<strong>an</strong>dte der Familie <strong>von</strong> der Heydt, die eine Etage in dem <strong>von</strong> K. gemieteten Hause<br />

bewohnte, hatte in selbstverleugnender, opferwilliger Weise ihr Vermögen zum Bau der Kirche gegen mäßige<br />

Zinsen der Gemeinde geliehen.<br />

37 Am 19. März konnte der Sockelstein der Kirche gelegt werden.<br />

75

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