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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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sehr gern tun, aber er könne es jetzt nicht“. Er erk<strong>und</strong>igte sich d<strong>an</strong>n noch nach meinen Kollegien; er<br />

war darüber erfreut, <strong>und</strong> glaubte, daß ich eine nützliche Person in Halle sei etc.<br />

Es gel<strong>an</strong>g mir <strong>an</strong> demselben Tage noch, diejenigen Räte zu sprechen, die ich zu sprechen<br />

wünschte. Es hat jedes einzelne Ressort seinen besonderen Rat <strong>und</strong> Referenten; die Universitäten<br />

hat Geheimrat Schulze, der mir sehr gewogen ist aber persönlich weniger Einfluß hat; er hält mich<br />

unter den außerordentlichen Professoren Halles für den tüchtigsten <strong>und</strong> sagte mir: „Sie können in<br />

allem auf mich rechnen!“<br />

Der Referent für die Kirchensachen, Geheimrat Bindewald, ist Schwiegersohn der Familie, in<br />

deren Hause ich hier wohne; derselbe nahm mich mit zu Tische. Referent für Gymnasien ist Geheimrat<br />

Wiese, den ich auch im Ministerium <strong>an</strong>traf. Darauf ging ich noch zu Professor Hengstenberg.<br />

Diese Herren waren sämtlich sehr fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> cordial gegen mich, <strong>und</strong> namentlich sagte mir<br />

Hengstenberg, daß mich der Minister zum professor ordinarius in Königsberg mit gutem Gehalt<br />

habe machen wollen, daß er das aber widerraten habe, weil ich mich in Halle einmal durchgekämpft;<br />

auch sprach er mir zu, da ich ihm meinen Wunsch, mich zu verheiraten, mitteilte, ich möge<br />

damit nicht warten; es könne sich bald ein Gehalt finden.<br />

So weit war ich nun beruhigt, daß ich sah: meine Vorgesetzten waren mir geneigt <strong>und</strong> mit mir zufrieden.<br />

– Ich ging d<strong>an</strong>n zu Ohm D<strong>an</strong>iel, <strong>und</strong> es war ½12 Uhr nachts, als ich in mein Logis zurückkam.<br />

Ich will hier abbrechen mit meiner Erzählung <strong>von</strong> Berlin <strong>und</strong> gleich weiter berichten, um d<strong>an</strong>n<br />

nachher noch ein Gespräch mit dem Geheimrat Bindewald über die Gemeinde mitzuteilen.<br />

W<strong>und</strong>erbar scheint Gott selbst inzwischen es <strong>an</strong>gebahnt zu haben, daß ein kleines Gehalt für<br />

mich vak<strong>an</strong>t werden wird. Ein Professor nämlich, der mir gerade vor<strong>an</strong> geht <strong>und</strong> 400 Taler Gehalt<br />

hat, hat ein paar Tage, nachdem ich in Berlin war, den Minister dringend gebeten, ihn <strong>von</strong> hier zu<br />

versetzen, weil er nämlich nicht reüssieren k<strong>an</strong>n. Es war da<strong>von</strong> schon in Berlin die Rede; diese Versetzung<br />

wird nun wahrscheinlich bald geschehen, <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n für mich Luft werden. – Auch hat Pastor<br />

Zahn jüngst <strong>an</strong> Hengstenberg geschrieben, daß es Pflicht der Regierung sei, mir unter die Arme<br />

zu greifen.<br />

Nun hat es sich auch hier mit meinen Vorlesungen gut gemacht; ich habe in den Psalmen 27, im<br />

Brief Jakobi stark 40 Zuhörer.<br />

So sehe ich denn, daß ich im Namen des, der Himmel <strong>und</strong> Erde gemacht, der Treue hält ewiglich<br />

<strong>und</strong> läßt nie fahren die Werke seiner Hände, es wagen darf, mich zu verheiraten.<br />

Und auch für unsern lieben Bruder Pätzoldt scheint Gott selbst die Sorge in die H<strong>an</strong>d genommen<br />

zu haben. Er soll nämlich den Posten eines Auktionators in hiesiger Stadt erhalten, der ihn <strong>und</strong> seine<br />

Familie ordentlich ernähren würde.<br />

Inzwischen bin ich <strong>von</strong> all den Sorgen <strong>und</strong> Kämpfen <strong>und</strong> den Arbeiten die mich nun wieder überfallen,<br />

doch so marode <strong>und</strong> beschwert, daß ich nur Tag für Tag vorwärts denken k<strong>an</strong>n. Sie glauben<br />

nicht wie schwer mir die Ausübung meines Berufes wird. Wie wohl wird es mir da tun, wenn meine<br />

liebe Pauline mit ihrer Ruhe, Heiterkeit <strong>und</strong> Herrlichkeit mir einmal zur Seite sein wird. Wie erquicklich<br />

sind mir ihre <strong>Briefe</strong>.<br />

Nun noch eine Frage. Als ich auf dem Waisenhaus die Druckkosten bezahlen wollte, war zu meinem<br />

Erstaunen mein Buch noch nicht, wie ich glaubte <strong>und</strong> <strong>an</strong>geordnet hatte, eingestampft, sondern<br />

lag noch in bester Form aufbewahrt. Ich hatte es Gott in die Hände gegeben, <strong>und</strong> so entst<strong>an</strong>d in mir<br />

die Frage, ob ich nicht, was bis jetzt gedruckt ist, mit einer einfachen Vorrede versehen <strong>und</strong> als<br />

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