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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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Halle, den 6. Oktober 1855.<br />

Lieber Herr Pastor!<br />

Anlage 14 zu Brief 71.<br />

Nachdem wir häuslich so weit eingerichtet sind, daß ich heute morgen zuerst meines Berufes<br />

wieder gedacht <strong>und</strong> Gott um die Darreichung seines Geistes <strong>und</strong> Lebens in meinem Tode <strong>und</strong> meiner<br />

Widerspenstigkeit <strong>an</strong>gerufen habe, ist mein erster Brief die Antwort auf die Anfrage des lieben<br />

Hilfspredigers wegen der Wahl eines neuen Gehilfen für Sie am Dienst des Wortes in der teuren Gemeinde.<br />

Es hat mir sehr viel Sorge <strong>und</strong> Nachdenken gemacht, daß Sie des lieben Wolfensberger beraubt<br />

werden sollten, <strong>und</strong> ich habe für Sie den lebhaften Wunsch gehegt, es möge so bleiben wie es ist;<br />

als ich aber in Elberfeld die letzten Predigten über die Gottheit Christi las, konnte ich mich des dringenden<br />

Ged<strong>an</strong>kens nicht erwehren: „Möchte doch auch der liebe Bula in diese Schule des Predigtamts<br />

kommen <strong>und</strong> in gleicher Weise gefördert daraus hervorgehen“. Es war ja <strong>von</strong> Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> unser<br />

Wunsch, daß der eine oder der <strong>an</strong>dere <strong>an</strong> Ihrer Seite ausgebildet, in die Welt als Sendbote unseres<br />

himmlischen Königs ausgehen möchte. Wolfensberger ist so weit gereift, daß er jetzt selbständig<br />

auftreten k<strong>an</strong>n; aus Bula, in dem große Anlagen stecken, würde nichts werden, wenn er sich jetzt<br />

schon selbst überlassen bliebe. Ich k<strong>an</strong>n demnach nicht <strong>an</strong>ders, als Gottes Fügung in dieser Sache<br />

erkennen <strong>und</strong> preisen, wie schmerzlich ich auch für Sie den Verlust Wolfenbergers empfinde.<br />

Was Bula betrifft, so habe ich die beiden, Herter <strong>und</strong> ihn, mit sehr aufmerksamen Augen beachtet,<br />

<strong>und</strong> wenn Herter vieles voraus hatte, so neigte sich mein Gemüt doch zu Bula, <strong>und</strong> es ist durch<br />

vielerlei Umstände meine Meinung dahin gerichtet worden, daß ich ihn als den geeignetsten Ersatzm<strong>an</strong>n<br />

für Wolfensberger betrachtete. Ich weiß, er hat m<strong>an</strong>ches, wodurch er weniger gefällt, auch<br />

k<strong>an</strong>n er der Ged<strong>an</strong>ken, die sich in ihm drängen, noch nicht recht Meister werden. Aber diese Ecken<br />

<strong>und</strong> K<strong>an</strong>ten verbergen einen kräftigen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>en Kern, <strong>und</strong> ich hege die Hoffnung, daß er, wenn<br />

er ein paar Jahre <strong>an</strong> Ihrer Seite gewesen ist, ein sehr tüchtiges Werkzeug werden wird. Da ich für<br />

einen zukünftigen Prediger nichts Wünschenswerteres kenne als die betreffende Stelle, so hatte ich<br />

<strong>an</strong> Herter vor einem halben Jahre deshalb geschrieben; es ist mir nun merkwürdig, daß Herter bereits<br />

ins Amt gekommen ist <strong>und</strong> Bula nun allein in Frage kommt. So sehr ich den lieben Huber in<br />

mein Herz geschlossen habe, halte ich doch dafür, daß er nach Leib <strong>und</strong> Seele dem Posten noch<br />

nicht gewachsen ist.<br />

Ich will ein paar Worte beilegen, die zur offiziellen Mitteilung <strong>an</strong> etliche Glieder des Presbyteriums<br />

geeignet sein möchten.<br />

Die Cholera hat sehr nachgelassen. Meine Pauline <strong>und</strong> ich sind g<strong>an</strong>z gerührt <strong>und</strong> bewegt über<br />

den netten Hausst<strong>an</strong>d, den Gott uns nach seiner Güte bereitet. Nächstens mehr.<br />

In herzlicher Liebe Ihr Joh<strong>an</strong>nes <strong>Wichelhaus</strong>.<br />

An den Hilfsprediger meinen herzlichsten Gruß <strong>und</strong> D<strong>an</strong>k für seinen lieben Brief.<br />

______<br />

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