Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
nach meiner Meinung beachten, daß Gott im allgemeinen verbietet, nicht mit einer Sache etwas <strong>von</strong><br />
ihr Verschiedenes zu verbinden, wodurch, wenn m<strong>an</strong> sie vergleicht, für die eine Sache Lob, für die<br />
<strong>an</strong>dere Tadel entsteht. Der Weinberg soll Trauben tragen, wenn er aber einerseits <strong>von</strong> Trauben, <strong>an</strong>dererseits<br />
<strong>von</strong> Getreidefrüchten voll ist, d<strong>an</strong>n ist er eine Art Zwitterding (Amphibium), <strong>und</strong> was<br />
d<strong>an</strong>n <strong>von</strong> dem Früchteertrag gelobt oder Gott geheiligt wird, muß verabscheuungswürdig sein. Es<br />
soll einem jeden das Seine bleiben, sonst setzt eins das <strong>an</strong>dere herab.<br />
Prediger 7, Vs. 25 u. 26: „Ich kehrte mein Herz, zu erfahren <strong>und</strong> zu erforschen <strong>und</strong> zu suchen<br />
Weisheit <strong>und</strong> Kunst, zu erfahren der Gottlosen Torheit <strong>und</strong> Irrtum der Tollen <strong>und</strong> f<strong>an</strong>d, daß ein solches<br />
Weib, des Herz Netz <strong>und</strong> Strick ist <strong>und</strong> ihre Hände B<strong>an</strong>de sind, bitterer ist, denn der Tod. Wer<br />
Gott gefällt, der wird ihr entrinnen; aber der Sünder wird durch sie gef<strong>an</strong>gen“.<br />
Um diese Stelle ins rechte <strong>Licht</strong> zu setzen, ziehe die Geschichte vieler junger Studenten hinzu.<br />
Was durchforschen sie nicht alles! Nichts lassen sie unberührt. Alles suchen sie zu erkennen. Aber<br />
was finden sie? Für Fülle <strong>von</strong> Weisheit findet jeder seine Helwina. Wir wollen Gott D<strong>an</strong>k sagen,<br />
wenn wir schnell genug entronnen sind: dem Reinen neigt sich alles zum Guten. Was ich gef<strong>und</strong>en<br />
habe, habe ich bei Menschen jeder Art <strong>von</strong> Theorie gef<strong>und</strong>en, daß sie am wenigsten in Wahrheit<br />
weise sind. Wir werden alle gar bald <strong>von</strong> unseren Begierden getrieben, <strong>und</strong> wenn die Praxis <strong>und</strong> Anwendung<br />
dessen, was wir festgestellt haben, gefordert wird siehe, d<strong>an</strong>n ist irgend ein Weib oder eine<br />
Jungfrau da um derer willen Ilium fällt <strong>und</strong> ebenso das mit viel Mühe <strong>und</strong> Schweiß für Gott erbaute<br />
himmlische Babylon der Askese. Ich suche Vernunftschlüsse bei dem Menschen, der doch mit Vernunft<br />
begabt ist aber ich finde sie nicht. W<strong>an</strong>kend geworden ist aller Weisheit. Das köstliche Gut der<br />
Fre<strong>und</strong>schaft, wie sie zwischen David <strong>und</strong> Jonath<strong>an</strong> best<strong>an</strong>d, habe ich allerdings gef<strong>und</strong>en, aber ich<br />
habe kaum ein Weib gef<strong>und</strong>en, welche das unterstützte, was der M<strong>an</strong>n sich als gerecht <strong>und</strong> richtig<br />
erträumt hatte. Gestehen wir also, was in dem Gebot Gottes ist: „Du sollst nicht begehren“ <strong>und</strong> was<br />
in uns ist. Wenn nun dies in uns gef<strong>und</strong>en wird, so werden wir uns nichts zurechnen, wodurch wir<br />
uns dem Gesetz der göttlichen Gnade entziehen könnten, sondern werden <strong>an</strong>erkennen, daß Gott uns<br />
im Wort, in seinem Christus, so geschaffen hat, daß wir recht <strong>und</strong> gut in ihm sind, <strong>und</strong> daß wir auf<br />
dem Weg der Gerechtigkeit laufen. Aber was uns <strong>an</strong>geht: „nitimur in vetitum semper cupimusque<br />
negata“ [„wir strecken uns nach dem Verbotenen, <strong>und</strong> immer begehren wir das, was uns verweigert<br />
wird“].<br />
Pred. 11, Vs. 9: „So freue dich, Jüngling, in deiner Jugend, <strong>und</strong> laß dein Herz guter Dinge sein in<br />
deiner Jugend. Tue, was dein Herz gelüstet <strong>und</strong> deinen Augen gefällt, <strong>und</strong> wisse, daß dich Gott um<br />
dies alles wird vor Gericht führen“. Ich lege das „<strong>und</strong> wisse“ nicht so aus, daß es bedeute „aber wisse“,<br />
sondern „denn wisse“, nämlich: Gott wird dich vor sein Gericht rufen, <strong>und</strong> dort wird es dir<br />
nicht wohl ergehn, wenn du nicht mit fröhlichem <strong>und</strong> heiterem Sinn das gebraucht hast, was er dir<br />
zum Gebrauch gegeben hat. Denn Gott will, daß der Jüngling sich seiner Jahre freue <strong>und</strong> fröhlich<br />
<strong>und</strong> heiter sei. Darum treibe die Griesgrämigkeit aus <strong>und</strong> alles, was dich hindert, daß du köstlich alles<br />
das genießest, was Gott aus der Fülle seiner Gnade dir zukommen läßt; entferne sie <strong>von</strong> deinem<br />
Fleisch, <strong>und</strong> weit mögen sie weg sein, denn eitel ist die Jugend – schnell gleitet sie dahin <strong>und</strong><br />
kommt nicht wieder [vergl. Vs. 10: „tue das Übel <strong>von</strong> deinem Leibe, denn Kindheit <strong>und</strong> Jugend ist<br />
eitel. Luth.].<br />
2. Sam. 5, Vs. 6 ff.: „Sie sprachen zu David: Du wirst nicht herein kommen, sondern Blinde <strong>und</strong><br />
Lahme werden dich abtreiben. Das meinten sie aber, daß David nicht würde da hineinkommen. David<br />
aber gew<strong>an</strong>n die Burg Zion, das ist Davids Stadt. Da sprach David desselbigen Tages: Wer die<br />
Jebusiter schlägt <strong>und</strong> erl<strong>an</strong>get die Dachrinnen, die Blinden <strong>und</strong> Lahmen, denen die Seele Davids<br />
feind ist …! Daher spricht m<strong>an</strong>: Laß keinen Blinden <strong>und</strong> Lahmen ins Haus kommen“. Wenn Du in<br />
42