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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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also Bedeutung des Zweckes, <strong>und</strong> dessen, was im Innern dabei vorging <strong>und</strong> was m<strong>an</strong> dabei empfing.<br />

„Christlichen Lebens“ übersetzt Luther. Der griechische Text hat nur „Christi“. M<strong>an</strong> würde es<br />

jetzt besser verstehen, wenn der Apostel gesagt hätte: „der Lehre <strong>von</strong> Christo“. Der Apostel sagt<br />

aber nicht „der Lehre <strong>von</strong> Christo“, sondern „Christi“, denn er meint nicht einen Unterricht, welcher<br />

das Herz leer läßt, sondern einen solchen, der lauter Leben ist. Ebenso wie Galater 3, Vs. 1: „Zur<br />

Vollkommenheit fahren“: Vollkommenheit war die Lehre in ihrer Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> in ihrem G<strong>an</strong>zsein.<br />

Vs. 2. „Buße <strong>von</strong> den toten Werken“ ist die Sinnesänderung, die <strong>von</strong> solchen Werken wegführte,<br />

welche keinen Effekt in irgend welcher Beziehung hatten; der Apostel meint vorzüglich das Eitle<br />

des damaligen jüdischen Gottesdienstes. „Glauben auf Gott“ [wörtlich für: „Glauben <strong>an</strong> Gott“, wie<br />

Luther übersetzt] heißt es, <strong>und</strong> nicht auf Abraham oder auf Moses, denn solchen trieben die damaligen<br />

jüdischen Gottesgelehrten mit Hint<strong>an</strong>setzung des Gehorsams gegen Gott <strong>und</strong> seinen Gesalbten.<br />

„Lehre der Taufen“, der Waschungen, ist Unterricht, was die verschiedenen Waschungen auf sich<br />

hätten, welchen die Juden sich unterzogen, die ja alles, Hände, Betten, Geschirr <strong>und</strong> Kleider mit<br />

Wasser in altherkömmlicher Weise reinigten; weiter, was die Waschungen, die im Gesetz <strong>an</strong>geordnet<br />

waren, für einen Zweck hätten; endlich, was die Taufe Joh<strong>an</strong>nis <strong>und</strong> Christi bedeute. „Die Auflegung<br />

der Hände“ geschah nach der Taufe fast allgemein, wie aus der Apostelgeschichte <strong>und</strong> den<br />

<strong>Briefe</strong>n der Apostel zu ersehen ist (vergl. „Lege keinem zu rasch die Hände auf“ 1. Tim. 5,22). Es<br />

waren damals damit verschiedene Gnadengaben verb<strong>und</strong>en.<br />

„Auferstehung der Toten.“ In einer Zeit, in der es so viele Sadducäer gab, mußte notwendig diese,<br />

<strong>von</strong> den Pharisäern noch geh<strong>an</strong>dhabte Lehre durch die Predigt der Auferstehung Christi mitunter<br />

als ein Hauptpunkt <strong>und</strong> Artikel des Trostes der Lehre vorgestellt werden; auch „das ewige Gericht“<br />

in Verbindung mit der Parusie [Wiederkunft] Christi <strong>und</strong> dem Unterg<strong>an</strong>g alles Sichtbaren mußte in<br />

der Belehrung nicht weniger einen Hauptartikel bilden.<br />

Damit Sie aber g<strong>an</strong>z im Klaren über diese Worte seien, müssen Sie sich den damaligen jüdischen<br />

Ideeng<strong>an</strong>g derjenigen, die aus den Juden Christo zugefallen waren, lebhaft vergegenwärtigen. Sie<br />

würden jetzt <strong>an</strong>dere Sachen mehr hervorheben, wenn Sie jem<strong>an</strong>d warnen wollten, daß er nicht abstehe<br />

<strong>von</strong> Christo, <strong>und</strong> sagen: „Soll ich denn wieder mit Ihnen <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen <strong>von</strong> …“ <strong>und</strong> würden sod<strong>an</strong>n<br />

aufzählen, was jetzt g<strong>an</strong>g <strong>und</strong> gäbe ist, <strong>und</strong> worin m<strong>an</strong> sich heute verirrt, während m<strong>an</strong> den<br />

Glauben gut zu verstehen <strong>und</strong> zu glauben meint.<br />

Vs. 3. „Und das wollen wir tun, so es Gott <strong>an</strong>ders zuläßt.“ Nicht als ob wir, so wie wir sind, ungeduldig<br />

sein würden, auch dieses alles nochmals <strong>von</strong> neuem vorzutragen, wenn sie eingestehen<br />

würden, sie könnten damit dennoch nicht gut vor<strong>an</strong>; oder: nicht, daß wir sonst, wo es not tut, auch<br />

damit nicht abermals <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen würden; nein, wenn <strong>an</strong>ders Gott es befiehlt, werden wir dieses auch<br />

tun; – aber, wenn ich das in Betracht ziehe, wie ihr seid, wenn ich bedenke, wohin ihr auch in eurer<br />

eigenen Wertschätzung gekommen seid, d<strong>an</strong>n meine ich nicht, daß Gott dieses befehlen wird. Denn<br />

wozu sollte es nützen? Wird m<strong>an</strong> einen, der her<strong>an</strong>gewachsen ist, das Gehen lehren? Oder einen, der<br />

aus Nachlässigkeit schlecht spricht, mit der Grammatik kurieren, die er selbst gut kennt? Das ist unmöglich.<br />

Wird m<strong>an</strong> einen, der nun genau weiß, was es mit der „Gerechtigkeit aus Werken“ auf sich<br />

hat <strong>und</strong> der selbst dawider zeugt <strong>und</strong> dennoch darin verflochten ist, mit den Anf<strong>an</strong>gsgründen, was<br />

Sünde, was Glaube, was Werk, was Gnade, was Gerechtigkeit, was Ungerechtigkeit ist, kurieren?<br />

M<strong>an</strong> möchte wohl <strong>von</strong> neuem mit ihm <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, wenn wenigstens Gott es so befiehlt oder verfügt,<br />

aber die Erfahrung hat mich belehrt, daß solches so nicht eintrifft, sondern daß vielmehr in solchen<br />

Menschen etwas aufgekeimt ist, wodurch es unmöglich ist, sie wieder zu erneuern.<br />

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