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Briefe von H. F. Kohlbrügge an J. Wichelhaus - Licht und Recht

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stehn. Und wenn auch die <strong>an</strong>deren bei dem alten Vorwurf, die Gemeinde halte sich abgesondert, beharren,<br />

– so wissen sie es doch wohl besser. Gibt der König die reformierte Kirche wieder frei in allen<br />

Internis [inneren Angelegenheiten], <strong>und</strong> kehrt die ev<strong>an</strong>gelisch-reformierte Gemeinde d<strong>an</strong>n zu<br />

dem Gr<strong>und</strong> der Väter zurück, so ist ja die Einheit <strong>und</strong> der Friede da. Übrigens bestehen z. B. in<br />

Magdeburg wallonisch- <strong>und</strong> deutsch-reformiete Gemeinden neben ein<strong>an</strong>der, so auch in Berlin; –<br />

warum soll nicht auch in Elberfeld eine niederländisch-reformierte Gemeinde neben der ev<strong>an</strong>gelisch-reformierten<br />

bestehen?<br />

Die Arbeiten drängen; ich möchte sonst noch m<strong>an</strong>ches erzählen <strong>und</strong> fragen. Die herzlichsten<br />

Grüße <strong>an</strong> alle die Ihrigen. Meine liebe Frau wird Fräulein Anna für Brief <strong>und</strong> Geschenk d<strong>an</strong>ken; wir<br />

haben uns sehr darüber gefreut.<br />

In d<strong>an</strong>kbarer Liebe Ihr Joh<strong>an</strong>nes <strong>Wichelhaus</strong>.<br />

Von dem holländisch Gedruckten über Genes. III möchte ich um ein Exemplar bitten. Neulich<br />

teilte uns Frau Zahn den Brief einer Fre<strong>und</strong>in mit, der sie Ihre Predigten zuges<strong>an</strong>dt; diese Frau geht<br />

einen sehr schweren G<strong>an</strong>g <strong>an</strong> der Seite eines fast barbarischen M<strong>an</strong>nes <strong>und</strong> wird ihres Gehorsams<br />

wegen <strong>von</strong> den <strong>an</strong>dern viel <strong>an</strong>gefochten. Das war ein Brief der Kern hatte! Die Predigt über Römer<br />

8,3 sei ihr g<strong>an</strong>z aus der Seele gesprochen. Zahn’s d<strong>an</strong>ken sehr für die Grüße.<br />

Halle, 15. Mai 1857.<br />

Lieber Herr Pastor!<br />

______<br />

Anlage 20 zu Brief 75.<br />

Herzlichen D<strong>an</strong>k für Ihre liebevollen, ermutigenden Zeilen, die mir sehr wohltuend waren. Ich<br />

habe allerdings in dem letzten Halbjahr nach Leib <strong>und</strong> Seele viel, sehr viel gelitten. Ich habe aber<br />

zugleich erfahren, daß Gott unserer eingedenk bleibt. Wie süß, wie selig ist in allem Schmerz, Zagen<br />

<strong>und</strong> Jammern seine Huld <strong>und</strong> Wahrheit, daß m<strong>an</strong> es Tag für Tag erlebt, daß er da ist, daß er alle<br />

meine Torheiten <strong>und</strong> Sünden bedeckt <strong>und</strong> hinter seinen Rücken wirft, daß er durchhilft, wo gar kein<br />

Durchkommen scheint <strong>und</strong> daß er uns fein stille macht, daß wir nur auf ihn <strong>und</strong> seine H<strong>an</strong>d sehen.<br />

Daß ich körperlich so elend wurde, hatte wohl bei meinem äußerst sensiblen Blut- <strong>und</strong> Nervensystem<br />

hauptsächlich darin seinen Gr<strong>und</strong>, daß ich im Winter morgens <strong>von</strong> 8-9 Uhr lesen mußte, was<br />

ich nicht gut vertragen konnte, <strong>und</strong> daß mir nun bei besserer Kost, als ich früher gewohnt war, das<br />

Blut zu sehr nach dem Kopfe ging, so daß ich keine einzige Nacht ordentlich schlafen konnte <strong>und</strong><br />

das g<strong>an</strong>ze Nervensystem <strong>und</strong> der sensus vitalis [der Lebensnerv] sich versetzte. Zwei sehr heftige<br />

Schnupfen<strong>an</strong>fälle, der letzte in den Ferien, wobei ich mich g<strong>an</strong>z schonen konnte, scheinen den Körper<br />

wieder gereinigt zu haben, so daß ich mich jetzt wieder wohler fühle. Ich sah aber so übel aus,<br />

daß die Leute ängstlich wurden.<br />

Wenn aber der Leib so gezerrt wird, d<strong>an</strong>n auch die Seele, – <strong>und</strong> das schreckliche Gefühl des<br />

„Fleischseins“, des „im Tode liegens“ in allen seinen Gestalten, dazu die Anklagen des Sat<strong>an</strong>s, die<br />

gerechten Beschuldigungen, die teuflischen Ged<strong>an</strong>ken, die einem durch die Seele fliegen können, –<br />

dazu die Erfahrung, daß Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Brüder um uns her, daß die Pfl<strong>an</strong>zung unserer Hände, worauf<br />

unser Auge mit Hoffnung geruht, daß dies alles uns zerrinnt, daß wenigstens Gott uns alles so verbergen<br />

k<strong>an</strong>n, daß wir auch garnichts mehr sehen, – ach! da heißt es: „Wäre dein Wort nicht mein<br />

Trost gewesen!“<br />

Die Predigten über den Cherub Gottes, die Auslegung <strong>von</strong> Genesis III, die Predigt über Römer 8,<br />

Vs. 28 <strong>und</strong> etliche Passions-Predigten waren mir da so g<strong>an</strong>z nach meinem Bedürfnis. H<strong>und</strong>ertmal<br />

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