1910-Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter
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Aufschluss über die Verwaltungsmassregeln, die Art, Grösse und Verwendung<br />
der Einkünfte, sowie das Verwaltungspersonal gewähren hauptsächlich das<br />
bischöfliche Einkünfterodel aus dem 13. Jahrhundert 475 und die <strong>von</strong> Muoth<br />
herausgegebenen Ämterbücher.<br />
Die Mittelpunkte der Verwaltung bildeten die Fron- oder Meierhöfe, in deren<br />
engern Wirtschaftsverband eine Anzahl Huben und etwa auch coloniae<br />
(grössere Bauernhöfe) gehörten, welche in erster Linie die für den Eigenbetrieb<br />
des Hofes erforderlichen Arbeitskräfte stellten. Aber auch die ausser einem<br />
solchen Wirtschaftsverband stehenden Leihegüter jeglicher Art waren einer<br />
best<strong>im</strong>mten Hofverwaltung zur Aufsicht und Zinszahlung unterstellt.<br />
<strong>Der</strong> ökonomischen Verwaltung dieser Höfe standen sogenannte Meyer (villici)<br />
vor. Unter ihnen wurden manchmal dann noch Obermeyer (villici majores) <strong>von</strong><br />
den soge-<br />
S. 126: nannten Niedermeyern (villici minores) unterschieden 476 . Die Meyer wurden<br />
durch den <strong>Bischof</strong> unter Mitwirkung des Domkapitels ernannt. In der<br />
Hofverwaltung <strong>von</strong> Zuoz <strong>im</strong> Oberengadin wiederholte sich diese Wahl in der<br />
Regel alle 5 Jahre, und zwar traf hier die Wahlbehörde ihre Wahl unter drei<br />
Kandidaten, die <strong>von</strong> einem siebenköpfigen Wahlmännerkollegium <strong>von</strong><br />
Hubeninhabern vorgeschlagen wurden. Im Domleschg dagegen wurden die<br />
Kandidaten <strong>von</strong> der gesamten Gerichtsversammlung vorgeschlagen 477 .<br />
Als Gehülfen <strong>im</strong> Wirtschaftsbetriebe waren den Meyern beigegeben sogenannte<br />
saltarii (Flurschützen), sagniones (Sennen) 478 und cellerarii (Keller, Kellner,<br />
Kellermeister) 479 .<br />
Als vorgesetzte Beamte der Meyer sind zu nennen der Vizdum (vicedominus)<br />
und Ammann (Amtmann).<br />
Bischöfliche Vizdume amteten in <strong>Chur</strong>, <strong>im</strong> Domleschg, Engadin und Vinstgau,<br />
und zwar. zugleich <strong>als</strong> bischöfliche Gerichts- und Verwaltungsorgane. Sie sind<br />
demnach <strong>als</strong> die Nachfolger der früheren Sculdasii zu betrachten, die sehr<br />
wahrscheinlich bis zur Einführung der Centenare ebenfalls zugleich<br />
475 Mohr, Cod. dipl., 2, Nr. 76.<br />
476 Muoth, Rätien in der Feudalzeit, 56 ff.<br />
477 Muoth a. a. O. 57.<br />
478 Muoth a. a. O. 56.<br />
479 Schröder, Deutsche Rechtsgeschichte, 206