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1910-Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter

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und den missatischen Gerichten zu 215 . Sie konnte aber auch andern Gerichten<br />

durch königliches Mandat für einzelne Fälle oder durch besondere Verleihung<br />

für das Gerichtsverfahren überhaupt zugestanden werden. Eine solche<br />

Verleihung <strong>im</strong> letztem Sinne sehen wir <strong>als</strong>o in der genannten Königsurkunde<br />

vor uns.<br />

Weiteren interessanten Aufschluss über die Weiterentwicklung der Immunität<br />

in Rätien gibt dann eine Urkunde Ottos III. vom Jahr 988 216 , welche die <strong>Chur</strong>er<br />

Immunität bestätigt. Darin heisst es: Nullus dux vel comes.:. habeat postestatem<br />

in locis vel villis... eidem ecclesiae concessis placita habenda seu bannos<br />

tollendos.... aut homines ipsius ecclesiae censuales liberos aut servos aliquo<br />

modo distringere in aliquibus negotiis ad eandem ecclesiam pertinentibus vel<br />

inquietare praesumat, sed omnes propter ecclesiastica servitia et censuus tantum<br />

ad placitum advocati... sicut mos est in aliis episcopiis nostri regni<br />

constringantur et propter censualem terram liberorum et fiscalium hominum et<br />

colonorum ad praefatam ecclesiam pertinentem non in cujuslibet ducis vel<br />

comitis aut alicuius judiciariae personae placito nisi in advocati... solumodo...<br />

placito deinceps constringentur.<br />

In erster Linie ist an diesem Text bemerkenswert, dass er nicht bloss die übliche<br />

Formel enthält, welche den «introitus» öffentlicher Beamter in das<br />

Immunitätsgebiet<br />

S. 60: untersagt sondern auch eine positive Angabe <strong>von</strong> Kompetenzen des<br />

Immunitätsgerichtes. Das gegen die öffentlichen Beamten gerichtete Verbot<br />

«homines ipsius ecclesiae censuales aliquo modo distringere in aliquibus.<br />

negotiis ad eandem ecclesiam pertinentibus» wird <strong>im</strong> Nachsatz dahin expliziert,<br />

dass, wenn es sich um kirchliche Dienste, kirchliche Zinse oder Kirchenland<br />

handle, die Kirchenleute nur vor das Gericht des Vogtes geladen werden<br />

dürfen. Man darf daraus schliessen, dass in andern Fragen nicht völlige<br />

Exemtion <strong>von</strong> der öffentlichen Gewalt bestand. Dass dies Resultat nicht ganz<br />

<strong>im</strong> Einklang steht mit dem Wortlaut des vorangehenden Satzes, der die<br />

zwingende Gewalt der öffentlichen Beamten auf kirchlichem Boden überhaupt<br />

ausschliesst, sagt nichts gegen die Richtigkeit unseres Schlusses. Denn bei der<br />

Auslegung unseres Immunitätsdiploms muss natürlich besonders auf jene<br />

Best<strong>im</strong>mungen geachtet werden, welche, weil aus keiner andern Urkunde<br />

215 Schröder a. a. O. 397 ff.<br />

216 Cod. dipl. I Nr. 69.

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