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1910-Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter

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sogenannter Vogt 574 . Wem diese letztere Kompetenz in Zizers etc. zustand, ist<br />

nicht sicher.<br />

Das Urteil über schwere Verbrechen hatte sich übrigens der <strong>Bischof</strong><br />

vorbehalten 575 - wie Planta meint, nur für gewisse Fälle (Appellation) 576 . Die<br />

Gerichtssitzungen fanden nach Bedarf und sonst ordentlicherweise <strong>im</strong> März<br />

und <strong>im</strong> Herbst statt 577 . Die Beisitzer bildeten sehr wahrscheinlich sechs <strong>von</strong> der<br />

Nachbargemeinde zu stellende Eidschwörer,<br />

S. 148: weitere sechs <strong>von</strong> der Stadt <strong>Chur</strong> zu best<strong>im</strong>mende Eidschwörer, die zugleich<br />

zum Proveidgericht gehörten, und der Rat (12 Mitglieder) 578 . Den sogenannten<br />

Nachrichter, der oft in Anspruch genommen wurde, best<strong>im</strong>mte der Vogt selbst.<br />

An Emolumenten bezog der Vogt eine Vogtsteuer <strong>von</strong> der Stadt 579 , einen Teil<br />

der Bussen 580 , und best<strong>im</strong>mte Abgaben <strong>von</strong> zwei bischöflichen Meyerhöfen 581 .<br />

Dafür musste er während der Gerichtstage einen Schreiber und einen Weibel<br />

unterhalten 582 . <strong>Der</strong> <strong>Bischof</strong> und die Stadt bezogen auch einen Anteil an den<br />

Bussen.<br />

<strong>Der</strong> Vizdum, den wir bereits <strong>als</strong> Nachfolger des Sculdasius und advocatus auch<br />

in der bischöflichen Verwaltung tätig gefunden haben 583 , bekleidete nun das<br />

Amt des Immunitätsrichters in der Stadt <strong>Chur</strong>. Demnach richtete er über<br />

574 Muoth, Ämterbücher: Die weltlichen Ämter, 2. Stadtvogtei: (ain vogt) soll richten über das blut und<br />

fraevlinen und umb all unzucht». - Vergl. Planta, Currätische Herrschaften, 35 ff.<br />

575 Zusammenstellung der bischöflichen Beamtungen: «item was grosser fräglinen beschehent, wie die<br />

genant sind, es sig ze <strong>Chur</strong> in der statt oder anderswo in dem gotzhus, die gehörent ainem byschof zu<br />

und die mag ainen herr strafen nach sinen gnaden».<br />

576 Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt <strong>Chur</strong> <strong>im</strong> <strong>Mittelalter</strong> (Jahrbuch der hist.-ant. Gesellschaft<br />

Graubündens II 25).<br />

577 Muoth, Ämterbücher a. a. O.: «es ist ze wissen, dass ain vogt alle tag soll sitzen ze gericht wenn<br />

notdurftig ist». Das Märzgericht ist in der alten Stadtordnung genannt, und das Herbstgericht dürfte<br />

obenso wie <strong>im</strong> Domleschg auch in <strong>Chur</strong> stattgefunden haben.<br />

578 Planta a. a. O. 25 ff.<br />

579 Muoth a. a. O.: «item (hat ein Vogt) <strong>von</strong> gemeiner Statt <strong>Chur</strong> XVI libras mailesch und IV schilling<br />

mailesch».<br />

580 Muoth a. a. O.: «item wer ain gewünlich fräffli verschult der muss geben VIII libras mailesch churer<br />

werschafft , da<strong>von</strong> wird ainen byschof ein libra mailesch, item der statt ein libra mailesch und dem<br />

vogt VI librae mailesch».<br />

581 Muoth a. a. O.: «item <strong>von</strong> dem vogtamt so hat järlichen <strong>von</strong> zwai Maygerhöfen des <strong>Bischof</strong>f und <strong>von</strong><br />

ainem Maygerhof der Chorherren ze <strong>Chur</strong> <strong>von</strong> jedem Hof VII schaf. - item <strong>von</strong> den jetzt gesaiten<br />

Maygeren allen V Pfund mailesch minder III schilling mailesch».<br />

582 Planta a. a. O. 25.<br />

583 Siehe oben S. 126.

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