1910-Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter
1910-Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter
1910-Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
- 105 -<br />
wegen der zunehmenden Macht und Habgier der adeligen Vizdume die<br />
Einsetzung eines eigentlichen Beamten, dem die Vizdume einen Teil ihrer<br />
Kompetenzen abgeben mussten, wünschenswert. Es konnte dann nicht fern<br />
liegen, diesen Beamten mit. dem gleichen Titel zu benennen wie den Ammann<br />
in <strong>Chur</strong>. - Wurde dann in der Folge bei zunehmender Ausdehnung der<br />
<strong>Grundherr</strong>schaft die Errichtung neuer Verwaltungsstellen notwendig, so zog es<br />
die Herrschaft natürlich vor, statt eines Vizdumlehens ein neues Ammannamt<br />
zu errichten: daher gab es Bezirke, wo keine Vizdume amteten, sondern die in<br />
ihren Amtskreis fallenden Geschäfte <strong>von</strong> einem Ammann besorgt wurden.<br />
Als Unterbeamte für gerichtliche, administrative und fiskalische<br />
Angelegenheiten sind dann auch die Weibel zu nennen 495 , deren einer auch z.B.<br />
in Fürstenau seines Amtes waltete 496 .<br />
Die Castellane waren in erster Linie Militärbeamte, so z.B. die Burgvögte <strong>von</strong><br />
Riedberg und Fürstenburg. Dagegen scheinen die Castellane <strong>im</strong> Unterengadin<br />
auch die Funktionen <strong>von</strong> Vizdumen versehen zu haben 497 .<br />
S. 130: Nun bleiben noch zu nennen, die Ämter der Zentralverwaltung an den<br />
bischöflichen Residenzen <strong>Chur</strong>, Fürstenau und Fürstenburg. Zu den höhern<br />
Hof- und Ehrenämtern, die Mitgliedern des hohen Adels verliehen wurden,<br />
gehörten wie am königlichen Hofe das Amt des Hofmeisters oder Marschalls,<br />
des Kämmerers, des Mundschenks und des Truchsessen. Daneben wurden an<br />
den Residenzen gehalten: ein Schwertvorträger, Jäger, Falkner, Küchenmeister,<br />
Pförtner, Schmied, Pfister, Baumeister, Fleischer, Küfer, Förster, Gärtner,<br />
Feuermacher und Hofnarr.<br />
Damit haben wir das ganze Verwaltungssystem kurz skizziert.<br />
Die Beamten wurden für ihre Dienste durch eine Besoldung, die ihnen - meist<br />
in Natura - aus den Einkünften zugewiesen wurde, und durch die Belehnung<br />
mit Dienstlehen entschädigt.<br />
<strong>Der</strong> erste Sammelpunkt der Einkünfte war <strong>als</strong>o der Fronhof. Von dort wurde ein<br />
best<strong>im</strong>mter Betrag entweder vom Obermeyer direkt an die Zentralverwaltung<br />
abgeliefert, während ein übriger Teil zur Bestreitung der Hofverwaltung und<br />
Löhnung des Meyers diente, der seinerseits auch wieder zu verschiedenen<br />
Aufwendungen verpflichtet war, z.B. bei Anwesenheit des <strong>Bischof</strong>s (Stellung<br />
495 Schröder, Deutsche Rechtsgeschichte, 627<br />
496 Muoth, Ämterbücher, 62.<br />
497 Muoth, Currätien in der Feudalzeit, 60.