1910-Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter
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wieder die weiblichen ausgeschlossen werden 454 . Weniger eng wird die<br />
Erbfolge durch Vorschriften begrenzt, welche einfach die Eigenschaft <strong>von</strong><br />
«heredes legit<strong>im</strong>i» zur Voraussetzung der Erbfähigkeit machen 455 .<br />
Eine andere dehnbarere Abmachung lautet: «Et eorum heredibus qui ex eis<br />
tantum processerint concess<strong>im</strong>us... tali conditione adjecta quod si sine<br />
heredibus ex eis procreatis quemquam eorum decedere contigerit quicumque<br />
eorum alium super vixerit habere debeat dictam domum et eis mortuis predicta<br />
domus sit libere absoluta...».<br />
Über sogenannte Tragerei oder Einzinserei habe ich keine Vorschriften<br />
gefunden, wohl aber ein Verbot der Teilung des Leiheobjektes überhaupt 456 .<br />
Neben der Erbleihe finden sich Leihe auf Lebenszeit (in Leibgedinge an<br />
bäuerlicher Leihe) 457 und auch andere willkürliche Befristungen der<br />
Leihedauer, z.B. auf zehn Jahre 458 .<br />
Wie steht. es mit der Veräusserung der Berechtigungen seitens des Leiheherrn<br />
und des Leihemannes? <strong>Der</strong> Zinsherr kann jederzeit frei seine Rechte<br />
veräussern. Es ist interessant, aus den betreffenden Urkunden herauszulesen,<br />
wie verschieden deutlich das Bewusstsein, Eigentümer zu sein, bei den<br />
verschiedenen Zinsherren ausgeprägt ist. <strong>Der</strong><br />
S. 122: eine redet <strong>von</strong> einem Zinsanspruch und auch seinen übrigen Rechten an dem<br />
verliehenen Gut 459 , der andere nur vom Zins, durch welchen sein Recht am<br />
sichtbarsten zutage tritt 460 . <strong>Der</strong> Zins kann auch nur teilweise veräussert<br />
werden 461 . Natürlich ist aus den Urkunden nicht <strong>im</strong>mer zu erkennen, ob es sich<br />
bei Teilzinsen um den ursprünglichen Leihezins handelt oder um Renten, die<br />
auf Meliorationen oder Neubauten gelegt wurden 462 . Für den Fall säumiger<br />
Zinsentrichtung dem Zinskäufer gegenüber sind auch Best<strong>im</strong>mungen<br />
454 Mohr, Cod. dipl., 2, Nr. 237: «et heridibus suis legit<strong>im</strong>is masculi sexus per directam lineam<br />
descendentibus». Dagegen Cod. dipl. 2, Nr. 252 heisst es: «(infeodav<strong>im</strong>us) heredes.... masculos et<br />
femellas».<br />
455 z.B. Mohr, Cod. dipl., 2, Nr. 123.<br />
456 Mohr, Cod. dipl., 4, Nr. 14.<br />
457 z.B. Urkunde <strong>im</strong> bischöflichen Archiv <strong>von</strong> 1299.<br />
458 Mohr, Dokumentensammlung, 15. Jahrhundert, Urkunde vom Jahr 1447.<br />
459 z.B. Quellen zur Schweizergeschichte 10, Urkunde Nr. 38: «(der Zinsherr verkauft) fur lidig aigen<br />
unsrem liben guten fründ hansen <strong>von</strong> Bulliake und sinen erben acht pfund mailisch geltes järlich aus<br />
ainer wiesen die joderli ze ainem erblehen <strong>von</strong> uns hat».<br />
460 z.B. Mohr, Cod. dipl., 2, Nr. 301, Quellen zur Schweizergeschichte 10, Urkunde Nr. 159.<br />
461 Quellen zur Schweizergeschichte 10, Urkunden Nr. 59 und 93.<br />
462 Mohr, Cod. dipl., 3, Nr. 192,4 Nr. 123, Dokumentensammlung, 15. Jahrhundert, Nr. 484, vom Jahr<br />
1454.