1910-Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter
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übereinst<strong>im</strong>men. Sie leuchtet mir aber deshalb nicht ein, weil diese beiden Teile<br />
wirtschaftlich <strong>von</strong>einander abhängig waren, indem fast jedes in der Stadt<br />
befindliche Haus Güter vor der Stadt besass.<br />
Dass hingegen der Königshof sich <strong>im</strong> «welschen Dörfli» befand, nehme ich<br />
auch an. Denn ich halte ihn <strong>als</strong> identisch mit der <strong>im</strong> bischöflichen Rodel aus<br />
dem 13. Jahrhundert genannten «curtis de ultra pontem ipsius episcopi juxta<br />
civitatem Curiam».<br />
Was meint dann Ströbele mit dem «Herrschaftsrecht über die Stadt, worunter<br />
natürlich auch diese (Hofstatt-) Zinse fallen», welches er <strong>als</strong> Gegenstand der<br />
Schenkung ansieht? Die Gotteshausleute standen bereits unter des <strong>Bischof</strong>s<br />
Gerichtsbarkeit, Markt~ und Wegzoll standen ihm schon zu. Das Münzrecht<br />
wird ihm in unserer Urkunde besonders verliehen. Über freies Eigen in <strong>Chur</strong><br />
und ihre Inhaber aber stand auch in Zukunft den königlichen Grafen die<br />
Gerichtsbarkeit zu, wie aus einer Urkunde vom Jahr 1274 147 zu ersehen ist.<br />
Meines Erachtens bedeutet <strong>als</strong>o der Anspruch auf diese Bodensteuer - etwas<br />
anderes ist der Hofstattzins nicht, wenn schon er <strong>von</strong> dem Gedanken des<br />
staatlichen Obereigentums am Boden abzuleiten ist - in erster Linie eine<br />
Bereicherung der bischöflichen Einkünfte, begründet aber weiters kein<br />
namhaftes «Herrschaftsrecht». Soweit erkläre ich mich mit Kind einverstanden,<br />
gegen Planta, der sich<br />
S. 35: etwas zweifelhaft ausdrückt, der <strong>Bischof</strong> sei durch diese Schenkung<br />
«gewissermassen Territorialherr <strong>von</strong> <strong>Chur</strong>» geworden 148 .<br />
Als weitere Erwerbungen an Grundbesitz sind noch zu verzeichnen das frühere<br />
Berglehen des gräflichen Dienstmannes Bernhard 149 , der königliche Hof<br />
Obersaxen 150 , Weinberge in Tr<strong>im</strong>mis und Malans 151 und erbloses Gut, das der<br />
königlichen Kammer <strong>im</strong> Vinstgau und Unterengadin zugefallen 152 . Letztere<br />
wurden zwar dem Erzpriester Victor persönlich geschenkt, verblieben aber<br />
nach dessen Tod offenbar dem Bistum. Aus einer Bestätigungsurkunde des<br />
Jahres 995 153 scheint sodann hervorzugehen, dass auch das Dienstlehen des<br />
147 Mohr, Cod. dipl., I, Nr. 275.<br />
148 Planta, Currätische Herrschaften, 24.<br />
149 Mohr, Cod. dipl, I, Nr. 56.<br />
150 Mohr, Cod. dipl, I, Nr. 2.<br />
151 Mohr, Cod. dipl, I, Nr. 2.<br />
152 Mohr, Cod. dipl., I, Nr. 63.<br />
153 Mohr, Cod. dipl, I, Nr. 2.