29.12.2013 Aufrufe

Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum

Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum

Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

119<br />

Zudem treten extreme Kurse<strong>in</strong>brüche wesentlich häufiger auf, als dies bei e<strong>in</strong>er Normalverteilung<br />

der Fall wäre (Problem der fat tails). 111 Noch schwieriger dürfte sich die Schätzung der<br />

erwarteten Rendite der Assets des Unternehmens und deren Standardabweichung gestalten.<br />

Schaut man <strong>in</strong> die Praxis der Pensionsfonds, <strong>in</strong>sbesondere der angelsächsischen Welt, legen<br />

die aktuellen Probleme nahe, dass vielfach e<strong>in</strong>e Anlagepolitik gewählt wurde, die eher dem<br />

riskanten Risiko-Renditeprofil des Pensionsfonds III entspricht. 112 Für diesen entstehen <strong>in</strong><br />

allen Szenarien drastisch erhöhte Insolvenzwahrsche<strong>in</strong>lichkeiten, sowohl im Vergleich zu<br />

Unternehmen mit Pensionsrückstellungen als auch zu den Trägern von Pensionsfonds I und II.<br />

Im Basisszenario steigt die Insolvenzgefahr durch den Pensionsfonds III um ca. 90 % gegenüber<br />

der PPR, im Fall B um ca. 63 % und im Fall C um ca. 100 %.<br />

Im Ausgangsszenario der Simulationen (t=0) s<strong>in</strong>d alle Unternehmen h<strong>in</strong>sichtlich ihres Investitionsprogramms<br />

und ihrer Kapitalstruktur identisch. Alle Pensionsfonds s<strong>in</strong>d zu 100 %<br />

gedeckt. Ordnet man Pensionsrückstellungen risikoanalytisch im Vergleich mit der Population<br />

Pensionsfonds vollständig dem Fremdkapital zu, erhalten alle Unternehmen das gleiche<br />

Rat<strong>in</strong>g, obwohl sie tatsächlich e<strong>in</strong>em systematisch unterschiedlichen Insolvenzrisiko unterliegen.<br />

E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung von Über- bzw. Unterdeckungen <strong>in</strong> den Rat<strong>in</strong>gprozess ex post ersche<strong>in</strong>t<br />

zu kurz gegriffen, da sie nicht die Risikodimension e<strong>in</strong>er Anlage von Deckungsmitteln<br />

am Kapitalmarkt vorausschauend erfassen. 113 Geht man von realistischen Rendite-<br />

/Risikoprofilen der Pensionsfonds aus, wie sie sich <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den USA und UK e<strong>in</strong>gestellt<br />

haben, entstehen für die Trägerunternehmen erhebliche Kapitalanlagerisiken. Die<br />

Insolvenzgefahr steigt an. <strong>Deutsch</strong>e Unternehmen h<strong>in</strong>gegen, die Pensionsrückstellungen<br />

bilden, werden dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Rat<strong>in</strong>gprozess systematisch benachteiligt.<br />

111 Die Normalverteilung ist dennoch <strong>in</strong> der Kapitalmarkttheorie und <strong>in</strong> der empirischen Kapitalmarktforschung<br />

e<strong>in</strong>e übliche Annahme, die „elegante“ formale Modelldarstellung erlaubt, statistische Auswertungen<br />

erleichtert und oft e<strong>in</strong>e gute Approximation beobachteter Renditeentwicklungen ist.<br />

112 Standard & Poor’s geht davon aus, dass vielfach wesentlich weniger riskante Anlagestrategien verfolgt<br />

würden, wenn die Volatilität der Anlagemittel z.B. durch e<strong>in</strong>e Veränderung der Rechnungslegungsstandards<br />

stärker Berücksichtigung f<strong>in</strong>den würde. Vgl. Standard & Poor’s (2003b), S. 5.<br />

113 Es liegen ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise vor, dass Standard & Poors die Asset Allokation von Pensionsfonds mit e<strong>in</strong>em<br />

expliziten Bewertungsverfahren <strong>in</strong> den Rat<strong>in</strong>gprozess e<strong>in</strong>bezieht. Standard & Poors selbst empfiehlt jedoch,<br />

dass die Asset Allokation von Pensionsfonds nicht nur auf freiwilliger Basis veröffentlicht werden sollte, da<br />

dies e<strong>in</strong> Ausgangspunkt se<strong>in</strong> könnte, Pensionsfonds zu identifizieren, die besonders hohen Anlagerisiken<br />

unterliegen. Vgl. Standard & Poors (2003b), S. 5. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass im E<strong>in</strong>zelfall <strong>in</strong> der<br />

Vergangenheit das Anlagerisiko zum<strong>in</strong>dest als qualitatives Rat<strong>in</strong>gkriterium e<strong>in</strong>e Rolle spielte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!