Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum

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Fristigkeit (langfristiges – kurz- und mittelfristiges Kapital) sowie nach der rechtlichen
Stellung (Eigenkapital – Fremdkapital) vor.“ 57
Dennoch ist die Fristigkeit verschiedener Fremdkapitalposten ein wichtiges Element der
Insolvenzprognose. Innerhalb des Ratingprozesses ist deshalb sicherzustellen, dass die besondere
Langfristigkeit von Pensionsrückstellungen berücksichtigt wird und keine Gleichstellung
etwa mit kurzfristigen Fremdkapitalpositionen erfolgt. Das Gleiche gilt auch im Hinblick auf
andere Eigenschaften von Pensionsrückstellungen, die sie von Finanzverbindlichkeiten
unterscheiden. So kann das Fehlen von Akzelerationsregeln und Sondertilgungsrechten dazu
führen, dass eine Finanzierung über Pensionsrückstellungen den Unternehmen größere finanzielle
Stabilität verleiht als eine Finanzierung mit Bankkrediten. Hier scheinen über die reine
Kennzahlenberechnung hinausgehende Analyseschritte notwendig, die vor allem auch die
Risikowirkung der Pensionszusagen und deren Einfluss auf die künftige Cash Flow-
Entwicklung einbeziehen. Letztere wird bei rückstellungsfinanzierten Pensionszusagen stark
von Faktoren wie dem Durchschnittsalter der Beschäftigten und der Pensionäre sowie dem
künftigen Unternehmenswachstum beeinflusst und kann deshalb nicht pauschal beurteilt
werden.
Als Ergebnis und Ausgangsbasis für die weiteren Überlegungen bleibt festzuhalten, dass
Pensionsrückstellungen sowohl in bilanzieller Hinsicht als auch für Zwecke des Ratings als
Fremdkapital anzusehen sind. Sie bilden Zahlungsverpflichtungen des Unternehmens gegenüber
den eigenen Mitarbeitern ab und sind nicht Teil der Haftungsmasse des Unternehmens.
Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass sich diese Aussage allein auf tatsächlich vorhandene
Verpflichtungen bezieht. Anders könnte die Wertung ausfallen, wenn im Rahmen einer
Jahresabschlussanalyse mit Fiktionen wie z.B. der Auslagerung intern finanzierter Pensionszusagen
in einen Pensionsfonds gearbeitet wird, wie dies bei Moody’s und Fitch der Fall ist.
Welche Annahmen hierbei über die – ebenfalls rein fiktive – Refinanzierung zweckmäßig
sind, wird in Abschnitt 4.2.4 noch eingehend betrachtet.
4.2.2 Vereinheitlichung der Bewertungsparameter
Die Darstellung der Bilanzierungsvorschriften hat hinsichtlich der Bewertungsparameter
erhebliche Unterschiede zwischen den internationalen Rechnungslegungsvorschriften (US-
GAAP, IAS/IFRS) und den deutschen Vorschriften (HGB, EStG) aufgezeigt. Tabelle 3 fasst
57 Rehkugler/Poddig (1998), S. 50.