Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum
Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum
Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
12<br />
Pensionsrückstellungen <strong>in</strong> Eigenkapital durch e<strong>in</strong>e konzertierte Aktion der deutschen Wirtschaft<br />
nachgegangen werden. Unternehmen übertragen hierzu ihre Direktzusagen auf Pensionsfonds<br />
und statten diese mit entsprechendem Deckungskapital aus. Unternehmen nehmen<br />
die hierzu notwendigen Mittel von den Pensionsfonds <strong>in</strong> Form von Eigenkapital auf. Damit<br />
s<strong>in</strong>d die Pensionsfonds vollständig <strong>in</strong> Eigenkapital <strong>in</strong>vestiert und die Eigenkapitalquote vieler<br />
Unternehmen wird massiv erhöht. Tatsächlich steigt aber die Bonität der Unternehmen<br />
dadurch nicht systematisch an, da die Ansprüche der Arbeitnehmer Festbetragsansprüche<br />
bleiben. Steigt der Wert des Eigenkapitals aller beteiligten Unternehmen an, fällt der Betrag<br />
ökonomisch den Eigenkapitalgebern zu, die nicht <strong>in</strong>direkt über e<strong>in</strong>en Pensionsfonds am<br />
Eigenkapital beteiligt s<strong>in</strong>d. Fällt der Wert des Pensionsfonds unter den Festbetragsanspruch,<br />
entsteht für die Eigenkapitalgeber e<strong>in</strong>e Nachschusspflicht. Verschärft wird diese Situation<br />
dadurch, dass die Eigenkapitalgeber „außerhalb“ des Pensionsfonds die Nachschusspflicht für<br />
die vom Pensionsfonds gehaltenen Aktien mit übernehmen müssen.<br />
Durch die Sicherungspflicht der Festbetragsansprüche beim Pensions-Sicherungs-Vere<strong>in</strong><br />
VVaG für den Fall der Insolvenz e<strong>in</strong>es Trägerunternehmens bei gleichzeitig e<strong>in</strong>geschränkter<br />
Leistungsfähigkeit des Pensionsfonds wird die Systematik endgültig volkswirtschaftlich<br />
zementiert, da das fehlende Deckungskapital von allen anderen Unternehmen aufzubr<strong>in</strong>gen<br />
ist. Festbetragsansprüche können eben nicht Risiko kongruent durch Eigenkapital gedeckt<br />
werden. Bei e<strong>in</strong>er Unternehmensanalyse muss daher nicht nur die Über- oder Unterdeckung<br />
e<strong>in</strong>es Pensionsfonds mit e<strong>in</strong>fließen. Um zu e<strong>in</strong>em Bonitätsurteil gelangen zu können, müssen<br />
das Risiko bzw. die Schwankungsbreite des <strong>in</strong>vestierten Kapitals und deren Korrelation zu<br />
denen des Trägerunternehmens mit berücksichtigt werden. Es wird im Verlauf dieses <strong>Gutachten</strong>s<br />
zu klären se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>wiefern die Ansätze der Rat<strong>in</strong>gagenturen diese Risikofaktoren zutreffend<br />
abbilden können.<br />
2.4 Pensionsrückstellungen versus Pensionsfonds: Agencytheoretische<br />
Argumente<br />
In den bisherigen Überlegungen wurde von e<strong>in</strong>er Interessenübere<strong>in</strong>stimmung zwischen der<br />
Unternehmensleitung (Agent) und den Anteilseignern (Pr<strong>in</strong>cipals) ausgegangen. Hebt man<br />
diese der neoklassischen Theoriebildung zugrunde liegende Prämisse auf, können die wechselseitigen<br />
Vor- und Nachteile von Pensionsrückstellungen und Pensionsfonds auch im H<strong>in</strong>blick<br />
auf Anreiz- und Kontrollprobleme diskutiert werden. Hierbei steht die Frage im Vordergrund,<br />
ob Direktzusagen zu e<strong>in</strong>er Fehlallokation des Deckungskapitals der betrieblichen