Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum
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Wird auf e<strong>in</strong>e solche umfangreiche risikoanalytische Vorgehensweise verzichtet, besteht e<strong>in</strong>e<br />
zweite Möglichkeit dar<strong>in</strong>, die Pensionsrückstellungen <strong>in</strong>tern f<strong>in</strong>anzierender Unternehmen bei<br />
der Berechnung von Jahresabschlusskennzahlen nicht vollständig dem Fremdkapital zuzurechnen.<br />
In den Simulationsrechnungen erfolgt dies dadurch, dass <strong>in</strong> der „Population Pensionsfonds“<br />
die Eigenkapitalquote so lange angehoben wurde, bis das Insolvenzrisiko auf e<strong>in</strong><br />
der „Population Pensionsrückstellung“ vergleichbares Niveau zurückgeht. Dieser Vorgang<br />
kann als risikoanalytisches Äquivalent zu der von Moody’s und Fitch unterstellten Ausgliederung<br />
von Pensionsrückstellungen und Gegenf<strong>in</strong>anzierung durch Eigen- und Fremdkapital<br />
angesehen werden. Aus risikoanalytischer Sichtweise sollten hierbei aber – neben dem durch<br />
das ursprüngliche Verhältnis von Eigenkapital und F<strong>in</strong>anzverb<strong>in</strong>dlichkeiten abgeschätzten<br />
Kapitalstrukturrisiko – auch die Anlagerisiken des Fondsvermögens und dessen Korrelation<br />
mit dem Unternehmensvermögen berücksichtigt werden.<br />
Um e<strong>in</strong>en ökonomisch s<strong>in</strong>nvollen Vergleich von Unternehmen mit unterschiedlich f<strong>in</strong>anzierten<br />
leistungsorientierten Pensionszusagen zu ermöglichen, sollte e<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtung<br />
gewählt werden, die bei externer F<strong>in</strong>anzierung der Zusagen das Unternehmens- und<br />
Fondsvermögen <strong>in</strong>tegriert. Wird alle<strong>in</strong> das Kapitalstrukturrisiko betrachtet, wird dies durch<br />
die Betrachtung von Bruttobilanzen (on-balance approach) erreicht, bei denen die Unternehmensbilanz<br />
um das Fondsvermögen und die Pensionsverpflichtung erweitert wird. Die zusätzliche<br />
Betrachtung des Kapitalanlagerisikos des Pensionsfonds macht e<strong>in</strong>en risikoanalytischen<br />
Ansatz notwendig, der sich beispielsweise an etablierten Verfahren der F<strong>in</strong>anzwirtschaft<br />
orientieren kann.<br />
In den Vorgehensweisen der Rat<strong>in</strong>gagenturen ist e<strong>in</strong>e solche ganzheitliche Sichtweise offensichtlich<br />
bislang nicht verankert, sondern es erfolgt e<strong>in</strong>e Kennzahlenanalyse auf Grundlage<br />
e<strong>in</strong>er Nettobetrachtung (off-balance approach) der Pensionszusagen. Ändert sich dies nicht,<br />
sollten die Bilanzen von Unternehmen mit <strong>in</strong>tern f<strong>in</strong>anzierten Zusagen unter Annahme e<strong>in</strong>er<br />
fiktiven Auslagerung der Pensionsverpflichtung erstellt werden. Für die hierbei notwendige<br />
Ref<strong>in</strong>anzierung ist dabei e<strong>in</strong>e anteilige Eigen- und Fremdkapitalaufnahme zu unterstellen. Die<br />
Höhe des Eigenkapitalanteils hängt vom Kapitalstrukturrisiko des Unternehmens und dem<br />
Rendite-Risikoprofil des fiktiven Pensionsfonds ab. Wird auf e<strong>in</strong>e explizite Analyse der<br />
Investitionsrisiken des Fonds verzichtet, ist die Orientierung an der vorherigen Kapitalstruktur<br />
<strong>in</strong>klusive der Pensionsrückstellungen am besten geeignet. Hierdurch wird zum<strong>in</strong>dest das<br />
Kapitalstrukturrisiko strukturgleich zur Bruttobetrachtung berücksichtigt. Die Annahme e<strong>in</strong>er<br />
vollständigen Ref<strong>in</strong>anzierung des Auslagerungsvorgangs mit Fremdkapital führt demgegen-