Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum
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Folgt man dem zweiten Lösungsansatz (Abbildung 18.b1), ist die Bilanz des Unternehmens<br />
R1 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Nettobilanz zu transformieren. Dies hat folgende Auswirkungen: Auf der Passivseite<br />
s<strong>in</strong>d nur noch 30 GE Eigen- und 50 GE Fremdkapital ersichtlich. Entsprechend muss die<br />
Aktivseite auf 80 GE gekürzt werden. Hierbei sei e<strong>in</strong>e proportionale Kürzung aller Vermögensgegenstände<br />
unterstellt, so dass die Rendite des Unternehmensvermögens unverändert bei<br />
10% bleibt. Das noch dem Unternehmen zugerechnete EBIT beträgt folglich 8 GE. Unter<br />
Beachtung dieser Änderungen ergeben sich folgende Kennzahlenwerte für Unternehmen R1:<br />
FKQ R1, netto = 50 / 80 = 0,625<br />
ZDG R1, netto = 8 / (50 x 0,06) = 2,67<br />
Diesen Kennzahlenwerten stehen die ursprünglich für Unternehmen F1 berechneten Werte<br />
von FKQ F1, netto = 0,70 und ZDG F1, netto = 2,38 gegenüber. Die Nettobetrachtung mit Bilanzkürzung<br />
liefert also tendenziell das richtige Signal e<strong>in</strong>es höheren Insolvenzrisikos von Unternehmen<br />
F1.<br />
Beim Lösungsansatz von Moody’s und Fitch (Abbildung 18.b2) ist die Pensionsrückstellung<br />
von Unternehmen R1 anteilig durch Eigen- und Fremdkapital zu ersetzen. Die Aufteilung soll<br />
sich dabei an der Kapitalstruktur ohne Pensionsrückstellungen orientieren. Dementsprechend<br />
s<strong>in</strong>d die 20 GE Pensionsrückstellung auf ( 30 / 80 x 20 =) 7,5 GE Eigen- und ( 50 / 80 x 20 =) 12,5<br />
GE Fremdkapital aufzuteilen. Dementsprechend ergeben sich folgende Kennzahlenwerte für<br />
Unternehmen R1:<br />
FKQ R1,Moody’s = (50 + 12,5) / 100 = 0,625<br />
ZDG R1, Moody’s = 10 / [(50 + 12,5) x 0,06] = 2,67<br />
Aufgrund der Orientierung an der Netto-Kapitalstruktur stimmen die Kennzahlenwerte mit<br />
denjenigen der Nettobetrachtung mit Bilanzkürzung übere<strong>in</strong>. Insofern liefert auch die Vorgehensweise<br />
von Moody’s und Fitch tendenziell das richtige Signal über die Insolvenzrisiken<br />
der beiden Unternehmen.<br />
Der seit dem Frühjahr 2003 von Standard & Poor’s propagierte Lösungsansatz lässt sich als<br />
e<strong>in</strong>e fiktive Auslagerung der Pensionsrückstellungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Fonds bei vollständiger Ref<strong>in</strong>anzierung<br />
mit Fremdkapital <strong>in</strong>terpretieren (Abbildung 18.b3). In der Kennzahlenberechnung<br />
schlägt sich dies für Unternehmen R 1 wie folgt nieder: