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Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum

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14<br />

„Adverse selection“ oder Negativauslese beschreibt opportunistisches Verhalten vor Vertragsabschluss,<br />

d.h. im vorliegenden Kontext vor der Entscheidung zur Gewährung von<br />

Direktzusagen. So wird tendenziell das Management von Unternehmen ger<strong>in</strong>ger Qualität c.p.<br />

e<strong>in</strong> höheres Interesse an der Bildung von Pensionsrückstellungen haben, als an e<strong>in</strong>em Liquiditätsabfluss<br />

an e<strong>in</strong>en externen Versorgungsträger und u.U. an e<strong>in</strong>er dann erforderlichen Inanspruchnahme<br />

des Kapitalmarktes. Die Präferenz für Pensionsrückstellungen gilt auch, wenn<br />

man (zukünftige) Pensionszahlungen als marktbestimmten Vergütungsbestandteil betrachtet,<br />

da ansonsten e<strong>in</strong> höherer Lohn zu zahlen wäre. 14<br />

Mit dem Begriff „moral hazard“ wird opportunistisches Entscheidungsverhalten des Managements<br />

nach Vertragsschluss, d.h. nach der Entscheidung für Pensionsrückstellungen,<br />

charakterisiert. Anknüpfungspunkt ist hier der so genannte Free Cash Flow, der als derjenige<br />

Teil der f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen def<strong>in</strong>iert wird, der nach Durchführung aller Investitionen mit<br />

positivem Kapitalwert noch zur Verfügung steht. Beim Aufbau von Pensionsrückstellungen<br />

steigt im Vergleich zu e<strong>in</strong>er Mittelzuführung zu e<strong>in</strong>em externen Versorgungsträger oder<br />

erhöhter direkter Lohnzahlungen der potenzielle Free Cash Flow, wodurch dann e<strong>in</strong>e Konfliktsituation<br />

zwischen dem Management und den Interessen der Eigenkapitalgeber entsteht,<br />

wenn freie f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen <strong>in</strong> Projekte mit negativem Kapitalwert <strong>in</strong>vestiert werden.<br />

Dabei lässt sich e<strong>in</strong>e Reihe von Motiven seitens des Managements identifizieren. 15 E<strong>in</strong> Grund<br />

kann <strong>in</strong> der Entlohnung der Unternehmensleitung liegen. Hängt diese zum<strong>in</strong>dest teilweise von<br />

der Unternehmensgröße, gemessen z.B. an der Bilanzsumme oder dem Umsatz, ab, ist der<br />

Anreiz zu e<strong>in</strong>er Maximierung des Investitionsvolumens sofort e<strong>in</strong>sichtig. Steigt mit der<br />

Unternehmensgröße das persönliche Ansehen und die Macht, wird der Anreiz noch verstärkt.<br />

16 Die Strategie, e<strong>in</strong> möglichst schnelles Unternehmenswachstum durch Unternehmensübernahmen<br />

und Fusionen zu erreichen, wird <strong>in</strong> diesem Zusammenhang oft als „empire<br />

build<strong>in</strong>g“ oder „legacy build<strong>in</strong>g“ bezeichnet.<br />

14 Zu e<strong>in</strong>er dynamischen Negativauslese kann es dann kommen, wenn die Pensionsansprüche der Arbeitnehmer<br />

kollektiv durch die Trägerunternehmen gegen Insolvenz gesichert werden und die Sicherungsprämien<br />

unabhängig vom Insolvenzrisiko des e<strong>in</strong>zelnen Unternehmens s<strong>in</strong>d. Mit steigenden Sicherungsprämien<br />

werden Unternehmen hoher Qualität, d.h. niedrigem Insolvenzrisiko, sich zunehmend für Durchführungswege<br />

außerhalb der Sicherungspflicht entscheiden. Zur zukünftigen Funktionsfähigkeit der Insolvenzsicherung<br />

durch den Pensions-Sicherungs-Vere<strong>in</strong> VVaG vgl. Gerke/Heubeck (2002).<br />

15 Vgl. Jensen (1986).<br />

16 Vgl. Jensen (1993).

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