Gutachten in Deutsch - Bayerischen Finanz Zentrum

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kasse) es wie in den USA zu vergleichbaren „shareholder activism“, „focus lists“ usw. kommt
und Unternehmen dadurch zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit ihren Aktionären
gezwungen werden.
Auffallend ist zunächst, dass es primär (unabhängige) Pensionsfonds öffentlich Bediensteter
sind, die als Advokaten einer verbesserten Corporate Governance auftreten. Ein Grund hierfür
könnte in der Größe der verwalteten Deckungskapitalien liegen, die ein aktives Management
erschweren. Statt Beteiligungen im Zweifelsfall abzustoßen („exit“), erscheint dann u.U. ein
aktives Einwirken auf das Management („voice“) sinnvoll, um eine Renditeverbesserung zu
erzielen. 24 Da alle Aktionäre von den Kontrollaktivitäten profitieren, jedoch nicht die Kosten
gemeinschaftlich tragen, lohnt sich der „shareholder activism“ nur für Großaktionäre. Dies
kann jedoch nicht alleine das aktive Engagement öffentlicher Pensionsfonds erklären, da auch
viele Pensionsfonds großer Konzerne des Industrie- und Dienstleistungssektors ein beachtliches
Volumen aufweisen. 25 Ein weiterer Grund könnte in Interessenkonflikten liegen, da eine
(öffentliche) Kritik an anderen Unternehmen bereits bestehende oder potenzielle Geschäftsbeziehungen
gefährden könnte. Zudem delegieren Pensionsfonds von Unternehmen des privaten
Sektors typischerweise das Management an Investmentgesellschaften, die nicht nur für ein
Unternehmen arbeiten und damit bei scharfer Kritik auch Interessenkonflikte mit anderen
(potenziellen) Auftraggebern produzieren. Hingegen wird Managern von Pensionsfonds
öffentlicher Angestellter mitunter vorgeworfen, dass sie primär populäre, medienorientierte
Themen wählten, die nicht zwangsläufig die Performance der Anlagemittel fördern, sondern
ihrer eigenen Publicity und politischen oder privatwirtschaftlichen Karrieren dienen. 26
Im Hinblick auf die deutsche Situation ist zu erwarten, dass private Unternehmen bei einer
verstärkten Nutzung externer Durchführungswege der betrieblichen Altersversorgung, wie die
Mehrheit der Unternehmen in den USA, die Verwaltung des Deckungskapitals delegieren
werden. Es ist davon auszugehen, dass hiervon insbesondere die in Deutschland dominierenden
Universalbanken profitieren würden. Diese verfügen aufgrund direkten Beteiligungsbesitzes,
Depotstimmrechte und dem Aktienbestand bei ihren Kapitalanlagegesellschaften bereits
über erhebliche Einflusspotenziale auf große deutsche Publikumsaktiengesellschaften.
24 Hirschmann (1970) unterscheidet neben „exit“ und „voice“ noch „loyality“.
25 Der Pensionsfonds von General Motors hat etwa das halbe Volumen des Pensionsfonds von CalPERS.
26 Vgl. z.B. Gillan/Starks (1998), Murphy/Van Nuys (1994) und Romano (1993).