Jugendkultur Guide (pdf)
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JUGENDKULTUR<br />
allen Jugendszene-Analysen eindrucksvoll nachgewiesen. Drei von vier Jugendlichen<br />
zählen heute zur Gruppe der Szenemitglieder und -sympathisanten. Vor allem die<br />
12- bis 19-Jährigen sind echte Szene-Freaks. In geballter Form trifft man in dieser Altersgruppe<br />
auf HipHopper, Skater, Technos, Computerspieler oder Snowboarder, um nur<br />
einige der zehn wichtigsten Szenen zu nennen.<br />
Szenen sind heute ein integraler Bestandteil der Jugendphase und darüber hinaus<br />
das wichtigste Differenzierungsphänomen, anhand dessen man das Kind-Sein vom<br />
Jugendlich-Sein kulturell unterscheiden kann. Durch seine demonstrative Zuordnung<br />
zu einer Jugendszene signalisiert der junge Mensch seiner Umwelt: „Aufgepasst, ich<br />
bin kein Kind mehr, ich bin jetzt ein Jugendlicher!“ Und er macht dies deutlich, indem<br />
er sein Zimmer mit Postern von Hardcore-Skatern tapeziert, in großer Lautstärke Hip-<br />
Hop hört und Hosen im Oversized-Look trägt. Da der Übergang vom Kind zum Jugendlichen<br />
immer früher beginnt, hat sich auch das Einstiegsalter in die <strong>Jugendkultur</strong><br />
vorverlagert. Nicht selten sind es schon die Neun- und Zehnjährigen, die den Pop-<br />
Fernsehsender VIVA regelmäßig sehen, die neueste Bravo-Hit-Compilation unbedingt<br />
haben müssen und sich ihre Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke aus dem Katalog<br />
des wichtigsten deutschen Anbieters von Skateboard-Artikeln, dem „Monster Skateboard<br />
Megalog“, aussuchen. Die Pokemon- oder gar die Teletubbies-Phase ist für<br />
diese Kids schon längst vorbei.<br />
Noch vor zwanzig Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass ein Zehnjähriger gemeinsam<br />
mit seinen Freunden ein Snowboard-Event wie „Air&Style“ besucht, weil<br />
dort sein Lieblingsrapper, „Samy Deluxe“, auftritt. Die Zehnjährigen der frühen 80er-<br />
Jahre lebten noch in der Welt der Kinderkulturen, die von Lego, Matador, Merklin, Puppen<br />
und Bessy- und Micky-Maus-Comics geprägt waren. Heute sind die Zehnjährigen<br />
mehrheitlich Bravo-Leser, Spielzeug ist für sie Kinderkram.<br />
Nichts dauert ewig im Leben, auch nicht der starke Einfluss der Jugendszenen. Mit<br />
dem zwanzigsten Lebensjahr, mit dem für die meisten Jugendlichen der gleitende<br />
Übergang in die Erwachsenenphase beginnt, setzt auch der Bedeutungsverlust der Jugendszenen<br />
ein. Nach und nach rücken Dinge wie Beruf, Partnerschaft und die eigene<br />
Wohnung in den Mittelpunkt des Interesses. Gleichzeitig landet das Skateboard im<br />
Speicher und das Snowboard wird nur noch einmal im Jahr herausgeholt. Auch die ge-