Jugendkultur Guide (pdf)
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JUGENDLICHE SUBKULTUREN<br />
145<br />
reisen für ein Demo-Event, das sie wichtig finden, quer durch die Lande. Unterkunft<br />
finden sie meist in einer autonomen WG vor Ort. Und wenn sie nicht genügend materielle<br />
Ressourcen für ihre politischen Aktivitäten zur Verfügung haben, wenn das Geld für<br />
Kleister und die Plakate fehlt, wird einfach in bewährter Art „geschnorrt“.<br />
Spendenaufruf aus der autonomen Zone Innerfavoriten<br />
„werte menschen, das altehrwürdige ekh wagt es, anfang mai auf tour durch<br />
ösenland zu gehen und weil alles so teuer ist und die menschen raffzaehne<br />
sondergleichen, kommt hier das schnorrmail deluxe ...<br />
das brauchen wir dringend: planen, tapeziertische, schläuche, kanister, gas, herd,<br />
essen, seile, stoffe, infowaende, stromaggregat, autos, busse, geschirr, musik,<br />
plattenspieler, diaprojektoren, instrumente, tonnenweise gaffa, anlage, werkzeug,<br />
radln, megafone, suchscheinwerfer und natuerlich nicht zu vergessen koepfe voller<br />
verwirrung und wahnsinn“<br />
(Mail aus dem Jahr 2000)<br />
In den Medien werden die Autonomen meist recht plakativ als „die Anarcho-Szene“<br />
abgetan oder als „linke Chaoten“ beschimpft, auch wenn nicht alle von ihnen chaotisch<br />
und schon gar nicht alle gewaltbereit sind. Von den Sicherheitsbehörden werden<br />
sie „links außen“ eingestuft und häufig auf ihre Kontakte zur internationalen linksextremen<br />
Szene hin überwacht. Mit dem gängigen Punk-Klischee werden sie heute<br />
hingegen eher selten in Verbindung gebracht. Sie selbst sehen sich meist als Anarchisten.<br />
Ihr Lebensmotto ist, politisch autonom und ökonomisch „independent“ zu sein.<br />
Zugegeben, das erinnert sehr stark an Punk. In ihrem Style geben sie sich aber nicht<br />
immer übermäßig „punkig“: schwarze Jeans, T-Shirts, alles ein bisschen abgetragen –<br />
Low-Budget-Look.<br />
Markenklamotten stoßen in dieser Szenen auf Ablehnung – weil internationale<br />
Großkonzerne dahinter stehen, und ein klein wenig auch deshalb, weil Markenklamotten<br />
uniform machen und die Individualität des Einzelnen beschneiden. Die Musik,<br />
die in der Szene gehört wird, ist in erster Linie „Hardcore-Punk“ und seit nicht allzu<br />
langer Zeit auch (wieder) Reggae – und zwar von „Roots“ bis zu „Dancehall“ und<br />
von Hamburg bis nach Wien.