Jugendkultur Guide (pdf)
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FUNSPORT-SZENEN<br />
Jason Irvin, Skateboard-Designer: „Eine Grafik muss so etwas wie eine Einstellung<br />
darstellen, auch wenn sie vom Markt abhängig ist. Wenn du für Hardcore-Skater<br />
arbeitest, musst du auch die abgefahrensten Motive auf die Bretter bringen.“<br />
(Art On Boards, 1999)<br />
Wie ein roter Faden durchziehen Tabubrüche die Geschichte der Skater – Tabubrüche<br />
in vielen Bereichen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Beispiel Mode:<br />
Baggy-Pants – das sind extrem weite Hosen, deren Schritt irgendwo in Kniehöhe<br />
hängt – sind heute eine Selbstverständlichkeit im modischen Erscheinungsbild junger<br />
Menschen. Längst werden sie nicht mehr nur von Skatern getragen. Zivile, also nicht<br />
so ausgeprägte Formen, findet man in jedem Shop, der sich auf junge Mode spezialisiert<br />
hat. Dennoch waren vor zehn bis fünfzehn Jahren die weiten Hosen, die Bewegungsfreiheit<br />
auf dem Brett gewährleisten, noch ein kleiner öffentlicher Skandal und<br />
sorgten zuhause für Diskussionen, die unter dem Motto „So gehst du mir nicht aus<br />
dem Haus!“ standen.<br />
Auch vor christlichen Werten, sogar vor der personifizierten Jenseitsangst der<br />
Gläubigen, dem Teufel, macht die subversive Spaßkultur auf Rollen nicht halt. Die<br />
Boarder-Firma „World“ beispielsweise bildet nicht nur diverse Teufelsfratzen auf ihren<br />
Boards ab. Nein, in Amerika ging man noch einen Schritt weiter. Die Firma legte jedem<br />
Skateboard einen Vertrag bei, in dem die Jugendlichen dem Teufel ihre Seele für ein T-<br />
Shirt verkaufen konnten. Das T-Shirt trug die Botschaft „Ich habe meine Seele verkauft<br />
und alles was ich dafür bekommen habe, ist dieses lausige T-Shirt“. Worauf der amerikanische<br />
christliche Fundamentalismus auf die Barrikaden stieg.<br />
Immer wieder in Skandale verwickelt war auch die Firma „Fuct“. Ihr gelang es, die<br />
Elternwelt mit sexuellen Abbildungen auf den Boards ihrer Kinder zu schocken. Erik<br />
Brunitti erinnert sich nur zu gut: „Die waren natürlich schockiert, als ihr Kind mit einer<br />
Oralsex-Abbildung auf dem Skateboard nach Hause kam.“ Aber genau das wollten<br />
die Leute von „Fuct“ ja – ebenso wie ihre Kunden: Sie wollten schockieren. Denn nur<br />
wenn der Blutdruck der „Moralapostel“ zumindest leicht erhöht ist, ist der echte Skateboarder<br />
zufrieden und eins mit sich selbst.<br />
In einer Welt, in der die großen Tabubrüche kaum mehr möglich sind, inszenieren die<br />
Skateboarder immer wieder kleine Skandale, um den Leuten zu zeigen: „Hey, wir sind