15.11.2012 Aufrufe

Jugendkultur Guide (pdf)

Jugendkultur Guide (pdf)

Jugendkultur Guide (pdf)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

92<br />

FUNSPORT-SZENEN<br />

Jason Irvin, Skateboard-Designer: „Eine Grafik muss so etwas wie eine Einstellung<br />

darstellen, auch wenn sie vom Markt abhängig ist. Wenn du für Hardcore-Skater<br />

arbeitest, musst du auch die abgefahrensten Motive auf die Bretter bringen.“<br />

(Art On Boards, 1999)<br />

Wie ein roter Faden durchziehen Tabubrüche die Geschichte der Skater – Tabubrüche<br />

in vielen Bereichen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Beispiel Mode:<br />

Baggy-Pants – das sind extrem weite Hosen, deren Schritt irgendwo in Kniehöhe<br />

hängt – sind heute eine Selbstverständlichkeit im modischen Erscheinungsbild junger<br />

Menschen. Längst werden sie nicht mehr nur von Skatern getragen. Zivile, also nicht<br />

so ausgeprägte Formen, findet man in jedem Shop, der sich auf junge Mode spezialisiert<br />

hat. Dennoch waren vor zehn bis fünfzehn Jahren die weiten Hosen, die Bewegungsfreiheit<br />

auf dem Brett gewährleisten, noch ein kleiner öffentlicher Skandal und<br />

sorgten zuhause für Diskussionen, die unter dem Motto „So gehst du mir nicht aus<br />

dem Haus!“ standen.<br />

Auch vor christlichen Werten, sogar vor der personifizierten Jenseitsangst der<br />

Gläubigen, dem Teufel, macht die subversive Spaßkultur auf Rollen nicht halt. Die<br />

Boarder-Firma „World“ beispielsweise bildet nicht nur diverse Teufelsfratzen auf ihren<br />

Boards ab. Nein, in Amerika ging man noch einen Schritt weiter. Die Firma legte jedem<br />

Skateboard einen Vertrag bei, in dem die Jugendlichen dem Teufel ihre Seele für ein T-<br />

Shirt verkaufen konnten. Das T-Shirt trug die Botschaft „Ich habe meine Seele verkauft<br />

und alles was ich dafür bekommen habe, ist dieses lausige T-Shirt“. Worauf der amerikanische<br />

christliche Fundamentalismus auf die Barrikaden stieg.<br />

Immer wieder in Skandale verwickelt war auch die Firma „Fuct“. Ihr gelang es, die<br />

Elternwelt mit sexuellen Abbildungen auf den Boards ihrer Kinder zu schocken. Erik<br />

Brunitti erinnert sich nur zu gut: „Die waren natürlich schockiert, als ihr Kind mit einer<br />

Oralsex-Abbildung auf dem Skateboard nach Hause kam.“ Aber genau das wollten<br />

die Leute von „Fuct“ ja – ebenso wie ihre Kunden: Sie wollten schockieren. Denn nur<br />

wenn der Blutdruck der „Moralapostel“ zumindest leicht erhöht ist, ist der echte Skateboarder<br />

zufrieden und eins mit sich selbst.<br />

In einer Welt, in der die großen Tabubrüche kaum mehr möglich sind, inszenieren die<br />

Skateboarder immer wieder kleine Skandale, um den Leuten zu zeigen: „Hey, wir sind

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!