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Jugendkultur Guide (pdf)

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MUSIK-SZENEN<br />

Osbournes Image als Schock-Rocker unter seinen Fans bereits so gefestigt, dass sich diese<br />

bei Konzerten selbst aktiv an der Inszenierung des Gesamtkunstwerkes Ozzy beteiligten.<br />

Jeder wusste, wie er sich zu verhalten hatte, wenn er zu einem Osbourne-Konzert ging.<br />

„Auf der Diary-of-a-Madman-Tour warf Ozzy allabendlich rohes Fleisch ins Auditorium.<br />

Die Konzertverträge in dieser Zeit enthielten sogar Bestimmungen über die<br />

Menge der anzuliefernden Innereien. Irgendwann begannen die Fans ihrerseits<br />

blutige Schnitzel zu schleudern. Am 20. Januar 1982 schließlich wurde bei einem<br />

US-Gig in Iowa eine lebene Fledermaus auf die Bühne geworfen, die wegen des<br />

hellen Scheinwerferlichtes unbeweglich liegen blieb. Sofort biss Ozzy auch diesem<br />

Tier den Kopf ab, angeblich, weil er es für ein Plastikexemplar hielt. Danach war<br />

erstmal Tollwut-Impfung nötig. Der Sage nach hat Ozzy nur gelacht und wie ein<br />

Hund gebellt, als er ins Krankenhaus gerollt wurde.“<br />

(Hardrock & Metal Hammer, November 2001)<br />

In der Folge radikalisierten sich die Inszenierungen der Szene-Bands immer mehr. In<br />

Texten und Bühnendarstellungen wurden satanistische Exerzitien, nekrophile Handlungen,<br />

frauenfeindliche Phantasien, ekstatische Beschreibungen eines globalen Holocaust<br />

und Ähnliches thematisiert. Damit wurde das Metal-Genre mehr und mehr auch<br />

ein Thema für den Jugendschutz. Vor allem in den USA bildete sich in den 80er-Jahren<br />

eine Jugendschutzbewegung, die sich für Verbote und Verkaufsrestriktionen aussprach<br />

und in der die Frau des späteren Vize-Präsidenten Al Gore, Tipper Gore, ihre Gallionsfigur<br />

fand. Aus dieser Zeit stammen auch die noch heute auf vielen CDs prangenden<br />

Warnetiketten „Parental Advisory. Explicit Content“.<br />

Wenngleich die Intensität der Debatte in den letzten Jahren merklich nachgelassen<br />

hat, zieht sich der Streit um die jugendgefährdende Wirkung des Metal bis in die Gegenwart.<br />

Letztendlich gipfelte er in einer Debatte um die Freiheit der Kunst, in die sich<br />

Pop- und Rockstars aus allen Genres involvierten; sie wollten die Gängelung und Einschränkung<br />

der Kunst durch betuliche Elterninitiativen verhindern. Auch in Musikproduktionen<br />

selbst wurde die Problematik thematisiert. Eines der besten Beispiele dafür<br />

ist der Cut „Censor“ auf der LP „Mondo Bizarro“ der Punk-Formation „The Ramones“. In<br />

diesem Song empfiehlt Jimmy Ramon der unter Musikern besonders verhassten Tipper<br />

Gore, sich um Dinge zu kümmern, von denen sie mehr versteht als von Musik.

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