Jugendkultur Guide (pdf)
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JUGENDLICHE SUBKULTUREN<br />
sinnten und setzen auf Pathos und rituelle Verbundenheit. Und die Transparente mit<br />
der Aufschrift „Ihr habt Rudolf Hess ermordet!“, die in den Proberäumen rechter Amateurbands<br />
hängen, halten alte rechte Opfermythen wach. Rechtsextremer Rock wird<br />
damit zu einer emotional stark aufgeladenen Erlebnis- und Eventkultur.<br />
Skinhead-Musik fordert dazu auf, ein rechtes Weltbild gegenüber den „linken<br />
Zecken“, „dreckigen Juden“ und zugewanderten „Parasiten“ zu verteidigen – und zwar<br />
gemeinsam mit Gleichgesinnten. „This is white power rock & roll: the music of white<br />
men” und „They call us criminal: nazis and rassists, murderers and monsters. Call us<br />
what you want. We are white nationalists” singt „Wolfsrudel“, eine deutsche Rechtsrock-Band.<br />
Und alle, die ihnen zuhören, singen schon nach kurzer Zeit selbst mit.<br />
Zensur ist in der rechtsextremen Skinhead-Szene kein großes Thema. Viele Bands<br />
arbeiten mit Wortbildern und einer nach der Zahlenlogik von 88 (= „Heil Hitler“) codierten<br />
Sprache. Dies ist nicht verboten und wird in der Szene von allen verstanden.<br />
Und die Kult-Bands der rechtsextremen Szene setzen offen auf „Hatecore“ – das ist<br />
Musik, die unter dem beklemmenden Motto „White noise spreads the hate“ steht.<br />
Kult-Bands der rechten Szene<br />
Skrewdriver, Störkraft, Landser, Zillertaler Türkenjäger, Endstufe<br />
133<br />
Alles, was illegal ist, ist zwar verboten, aber damit bekanntlich noch lange nicht weg<br />
vom Markt. Im Internet blüht der rechte E-Commerce geradezu. Zu haben ist alles,<br />
was das rechte Herz begehrt – ganz besonders das, was man sonst nur unter der Hand<br />
auf Szenepartys und Konzerten bekommt. Das gilt natürlich nicht nur für CDs, sondern<br />
auch für Klamotten und andere rechtsextreme Accessoires. Auch hier boomen die Mailorder-Services,<br />
die Anlaufstellen für rechten Versandhandel im Netz. „Faschos“ und<br />
„White-Power-Skins“ werden mit einem überbordenden Angebot an rechtsextremen<br />
Skinhead-Artikeln versorgt: angefangen bei Merchandising-Sweatshirts der internationalen<br />
White-Power-Bewegung bis zu T-Shirts mit Aufdrucken wie „Youngland – we<br />
are united“, „Hate-Rock-Cafe – Valhalla“ oder – in direkter Anspielung auf den<br />
gängigen Nazi-Gruß „Heil Hitler” – „H-H-Society“. Zwar ist die rechte Skinhead-Szene<br />
Männersache, doch manche Mailorder-Services bieten auch Mädchen-Kollektionen