Jugendkultur Guide (pdf)
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MUSIK-SZENEN<br />
Der Song spricht offen und ohne Umschweife aus, was sich auf Fußballfan-Reisen<br />
wirklich abspielt. Man sieht sie förmlich vor sich: eine betrunkene Menge von jungen<br />
Männern, fahnenschwingend in den Dressen der Nationalmannschaft. Zudem ist der<br />
Song im richtigen „Mitgröl-Stil“ komponiert, musikalisch durchaus vergleichbar mit dem<br />
Song „Hey Baby“ von DJ Ötzi, der im Übrigen in englischen, deutschen und österreichischen<br />
Fußballstadien auch besonders gern abgesungen wird.<br />
Die junge Fußball-Szene und die Onkelz-Fans bilden eine kulturelle Einheit. Die<br />
Klammer, die sie verbindet, kann man als männliche, hemdsärmelige Brachialkultur beschreiben,<br />
in der gerne gesoffen, gerne gegrölt und gerne oberflächlich reaktionär<br />
über Politik gesprochen wird. Die „Böhsen Onkelz“ haben die richtige Musik und die<br />
richtigen Texte gefunden, um die Zugehörigen dieser Kultur optimal anzusprechen. Die<br />
Gefahr des politischen Extremismus unter den Fans der Böhsen Onkelz ist so groß und<br />
so klein wie bei den Fußballfans.<br />
Speed, Trash, Death: harte Währung in harten Zeiten<br />
Schneller, härter, schockierender, brutaler – das ist das Motto, unter dem nun seit mehr<br />
als zwanzig Jahren die Entwicklung des Metal abläuft. Die von Männern dominierte<br />
Szene will an die äußersten Grenzen des menschlichen Seins<br />
gehen. Desto näher man an sie herankommt, desto besser. Eine<br />
Möglichkeit, Grenzen auszuloten, ist die Geschwindigkeit. Im<br />
Straßenverkehr kostet diese vor allem männliche Vorliebe der<br />
Grenzerfahrung in ganz Europa jährlich tausende Tote. Im Metal<br />
ist das Spiel mit der Geschwindigkeit für das Individuum gefahrlos.<br />
Einziges Problem: Wenn der Rhythmus, wie im Speed<br />
Metal, einmal wie Maschinengewehrfeuer klingt, ist „Headbanging“<br />
kaum mehr möglich. Die Körper der Zuhörer einer<br />
Speed-Metal-Darbietung zucken im Stakkato-Tempo oder vibrieren<br />
nur noch ekstatisch zur Höllenmusik im Hyper-Speed.<br />
Dem Speed Metal ganz ähnlich ist das Genre Trash Metal.<br />
Zwischen den beiden Stilen sind die Übergänge fließend und<br />
eine kategorische Zuordnung einzelner Bands zu einer der bei-<br />
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