Jugendkultur Guide (pdf)
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JUGENDLICHE SUBKULTUREN<br />
Die Skinhead-Szene<br />
Für die Medien sind sie „die Glatzen“. Rassistische Übergriffe und rechtsextreme Gewalt<br />
gelten als ihre Markenzeichen, brennende Asylantenheime haben ihnen traurige Berühmtheit<br />
beschert. Nachdem es Mitte der 90er-Jahre eine Zeit lang ruhig um sie geworden<br />
war, sind die Skinheads heute wieder Thema. Ihre offene Aggression gegenüber<br />
allem Fremden rückt sie ins Licht der Öffentlichkeit. Die Bevölkerung ist sensibilisiert,<br />
für sie ist die Skinhead-Szene ein Synonym für rechtsextreme Jugendliche.<br />
Doch die Sicherheitsbehörden beruhigen. Sie sagen, dass die überwiegende Mehrheit<br />
der Skinheads unpolitisch sei. Aber sie geben offen zu, dass Experten mit großer Sorge<br />
beobachten, wie die internationale politische Rechte über popkultur-kompatible Strategien<br />
immer größeren Einfluss auf das Skinhead-Milieu gewinnt. Ob und wie die unpolitischen<br />
Skinheads zu politischen Rechten werden, darauf wissen auch sie keine<br />
Antwort.<br />
Die Wurzeln der Skinhead-Bewegung<br />
Entstanden ist der Skinhead-Kult bereits in den 60er-Jahren in Großbritannien: die<br />
Skinheads waren ursprünglich eine Melange aus ständig zum Prügeln bereiten Fußballfans<br />
und farbigen Einwanderer-Gangs. Unmengen Bier gehörten ebenso zu ihrer<br />
Kultur wie ein Musikstil namens „Ska“. Ska war ein Import aus Jamaika und mit dem<br />
Reggae verwandt, aber schneller und wilder. Bei den pop-interessierten Massen galt<br />
Ska als primitiv, für die Skinheads der ersten Stunde hingegen war es der passende<br />
Soundtrack zu ihrem rebellischen Lebensgefühl.<br />
Dieses Lebensgefühl der Skinheads war von einem ausgeprägten „Working-Class“-<br />
Bewusstsein geprägt. Sie suchten nicht wie die Hippies nach alternativen Lebensformen,<br />
sondern heroisierten das Leben der Arbeiterklasse. Körperliche Arbeit war für sie<br />
von hohem Wert, Schlägereien waren Teil ihrer traditionellen Männlichkeitsrituale.<br />
Diese erste Skinhead-Generation war zwar immens gewaltbereit, aber sie war nicht<br />
politisch rechts. Und sie machte sich Rassismus auch nicht zur Maxime. Skinhead zu<br />
sein bedeutete damals: saufen, mit anderen Skins abhängen und sich mit rivalisierenden<br />
Fußballgangs und allen anderen, die einem in die Quere kamen, zu prügeln. Um