Jugendkultur Guide (pdf)
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MUSIK-SZENEN<br />
Der Lifestyle der „Mainstream-Technos“<br />
Die Lebenseinstellung: Die Freizeit der Techno-Jugendlichen dreht sich um<br />
Partys und Konsum. Viel Freizeit und viel Geld zu haben – das ist für sie<br />
erstrebenswert.<br />
Der Dress-Code: synthetisch und bunt<br />
Die Szene-Marken: billige Mainstream-Marken<br />
Der Sound: entweder harter Tool-Techno („Hardcore-Techno“) oder<br />
chartstauglicher Techno-Pop<br />
Die Drogen: Alles, was an Party-Locations und in Großraum-Discos „gedealt“<br />
wird – allem voran Extasy, Amphetamine und Cannabis.<br />
Der Techno-Underground lebt: die Szene in der Szene<br />
Bereits Ende der 90er war klar, dass der Abstieg der Techno-Szene unaufhaltsam<br />
seinen Lauf nehmen würde. Diejenigen, die in den kreativen Kernbereichen der Szene<br />
aktiv waren und für die Techno zu einem zentralen Lebensinhalt geworden war,<br />
wollten das natürlich nicht so einfach hinnehmen. Sie suchten nach Mitteln und Wegen,<br />
um den Abwärtstrend zu stoppen. Sie traten gegen den „Sell-out“ der Szene an. Sie<br />
wollen die Technobewegung zu ihrem kulturellen Selbstverständnis von einst zurückführen.<br />
Sie wollten „back to the roots“. Je weiter der kommerzielle Ausverkauf der<br />
Techno-Bewegung voranschritt und je mehr Techno zur Volksmusik für die jugendlichen<br />
Massen wurde, desto lauter tönte der Ruf nach einem neuen Techno-Underground.<br />
1997 wurde in Berlin, dem Zentrum der deutschen Techno-Szene, mit der „Fuck<br />
Parade“ erstmals eine Gegenveranstaltung zur größten Techno-Party im deutschsprachigen<br />
Raum, der „Love Parade“, veranstaltet. Die „Fuck Parade“ startete ursprünglich<br />
unter dem Titel „Hate Parade“. Da der Name „Hate Parade“ aber von vielen falsch<br />
interpretiert wurde, benannte man die „Hate Parade“ schon ein Jahr später zu „Fuck<br />
(the Love) Parade“ um. Die Ziele der „Fuck Parade“ wirkten von Anfang an intellektuell:<br />
Man verstand sich als „das schlechte Gewissen des Techno-Pop“. Man wollte für<br />
musikalische Vielfalt als Ausdruck einer toleranten Lebenshaltung eintreten – und<br />
gegen „positive Zensur“, die bestimmt, dass nur das gespielt wird, was sich verkauft.<br />
Das ist nun schon einige Jahre her. Die „Fuck Parade“ steht bei den Insidern der<br />
Szene aber noch immer für ein glaubwürdiges Gegenkonzept zum Kommerz-Techno.<br />
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