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Jugendkultur Guide (pdf)

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MUSIK-SZENEN<br />

Für die gesellschaftliche Wirklichkeit interessieren sich diese Techno-Kids wenig.<br />

Sie denken nicht gern über ihren eigenen Tellerrand hinaus, sie konzentrieren sich<br />

lieber auf das nächste Party-Wochenende und auf sich selbst. Ein beachtlicher Prozentsatz<br />

dieser Jugendlichen tendiert, wie aktuelle Studien zeigen, politisch nach<br />

„rechts“. Fremdenfeindlichkeit ist bei ihnen weit stärker verbreitet als in anderen jugendkulturellen<br />

Szenen. „Ausländer“, „Juden“, „Zigeuner“ – das sind für einen Teil der<br />

Jugendlichen aus der Mainstream-Techno-Szene echte Feindbilder. Von der toleranten<br />

und weltoffenen Lebensphilosophie der ersten Techno-Generation ist hier kaum mehr<br />

etwas zu spüren.<br />

Jugendliche aus anderen Szenen finden die Techno-Szene, so wie sie sich hier präsentiert,<br />

ziemlich „proll“ (proletenhaft). Die Techno-Jugendlichen gelten als selbstbezogen,<br />

desinteressiert und dumpf. Die Monotonie des lauten, harten Hammer-Techno<br />

wird als Bild für die Dumpfheit derer, die diese Musik hören, gesehen. Und der chartstaugliche<br />

Techno-Pop, der die Großraum-Discos beschallt, stellt die, die ihn hören, auf<br />

eine Ebene mit den Fans der volkstümlichen Musik und des deutschen Schlagers. Auch<br />

der Dress-Code der Mainstream-Technokids stößt außerhalb der Techno-Szene auf<br />

breite Ablehnung. Der Look gilt in anderen Jugendszenen als „schlechter Massengeschmack“.<br />

Während die frühe Techno-Bewegung mit ihren schrillen, kreativen Outfits<br />

von sich Reden machte, regiert in der Mainstream-Techno-Szene der Gegenwart die<br />

Mittelmäßigkeit. Der Style ist zwar noch immer bunt und es gibt noch immer viel Haut<br />

und wenig Stoff. Die Schnitte sind noch immer körperbetont, die Materialien sind noch<br />

immer synthetisch. Die Techno-Girlies tragen noch immer bunten Lidschatten und<br />

Haarspangen. Aber sie stechen damit nicht mehr aus der Masse heraus. Die Szene, die<br />

in den 90er-Jahren die großen Jugendtrends setzte, hat heute nicht mehr viel zu<br />

bieten. Der Look der Technos ist „billig“: Mainstream-Marken wie „Buffalo“, „New<br />

Yorker“ und „TWA“ stehen für eine neue Ära der stillosen Techno-Uniformität.<br />

Die Szene ist ausgereizt, abgedriftet und ausverkauft. Und das Image der Techno-<br />

Jugendlichen ist – man kann es ganz offen sagen – richtig mies. Techno ist von einer<br />

schillernden und kreativen <strong>Jugendkultur</strong> zu einem Synonym für oberflächliche Konsumkids<br />

aus unteren Sozial- und Bildungsschichten geworden.

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