Jugendkultur Guide (pdf)
Jugendkultur Guide (pdf)
Jugendkultur Guide (pdf)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
52<br />
MUSIK-SZENEN<br />
Für die gesellschaftliche Wirklichkeit interessieren sich diese Techno-Kids wenig.<br />
Sie denken nicht gern über ihren eigenen Tellerrand hinaus, sie konzentrieren sich<br />
lieber auf das nächste Party-Wochenende und auf sich selbst. Ein beachtlicher Prozentsatz<br />
dieser Jugendlichen tendiert, wie aktuelle Studien zeigen, politisch nach<br />
„rechts“. Fremdenfeindlichkeit ist bei ihnen weit stärker verbreitet als in anderen jugendkulturellen<br />
Szenen. „Ausländer“, „Juden“, „Zigeuner“ – das sind für einen Teil der<br />
Jugendlichen aus der Mainstream-Techno-Szene echte Feindbilder. Von der toleranten<br />
und weltoffenen Lebensphilosophie der ersten Techno-Generation ist hier kaum mehr<br />
etwas zu spüren.<br />
Jugendliche aus anderen Szenen finden die Techno-Szene, so wie sie sich hier präsentiert,<br />
ziemlich „proll“ (proletenhaft). Die Techno-Jugendlichen gelten als selbstbezogen,<br />
desinteressiert und dumpf. Die Monotonie des lauten, harten Hammer-Techno<br />
wird als Bild für die Dumpfheit derer, die diese Musik hören, gesehen. Und der chartstaugliche<br />
Techno-Pop, der die Großraum-Discos beschallt, stellt die, die ihn hören, auf<br />
eine Ebene mit den Fans der volkstümlichen Musik und des deutschen Schlagers. Auch<br />
der Dress-Code der Mainstream-Technokids stößt außerhalb der Techno-Szene auf<br />
breite Ablehnung. Der Look gilt in anderen Jugendszenen als „schlechter Massengeschmack“.<br />
Während die frühe Techno-Bewegung mit ihren schrillen, kreativen Outfits<br />
von sich Reden machte, regiert in der Mainstream-Techno-Szene der Gegenwart die<br />
Mittelmäßigkeit. Der Style ist zwar noch immer bunt und es gibt noch immer viel Haut<br />
und wenig Stoff. Die Schnitte sind noch immer körperbetont, die Materialien sind noch<br />
immer synthetisch. Die Techno-Girlies tragen noch immer bunten Lidschatten und<br />
Haarspangen. Aber sie stechen damit nicht mehr aus der Masse heraus. Die Szene, die<br />
in den 90er-Jahren die großen Jugendtrends setzte, hat heute nicht mehr viel zu<br />
bieten. Der Look der Technos ist „billig“: Mainstream-Marken wie „Buffalo“, „New<br />
Yorker“ und „TWA“ stehen für eine neue Ära der stillosen Techno-Uniformität.<br />
Die Szene ist ausgereizt, abgedriftet und ausverkauft. Und das Image der Techno-<br />
Jugendlichen ist – man kann es ganz offen sagen – richtig mies. Techno ist von einer<br />
schillernden und kreativen <strong>Jugendkultur</strong> zu einem Synonym für oberflächliche Konsumkids<br />
aus unteren Sozial- und Bildungsschichten geworden.