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Jugendkultur Guide (pdf)

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JUGENDLICHE SUBKULTUREN<br />

stehende) „ziemlich jenseits“. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass es in der Szene<br />

zwei verschiedene Stilrichtungen gibt: einen verträumten Romantik-Stil und einen<br />

wilden Lack-Leder-Latex-Look.<br />

Außerhalb der Szene ist vor allem der New-Romantic-Look bekannt. Er gilt als „der<br />

typische Gruftie-Look“. Seine Markenzeichen sind schwarze Kleider und Mäntel aus<br />

Samt, die an Historienkostüme erinnern; spitze schwarze Schuhe oder Stiefelchen; porzellanweiße<br />

Haut, die zu speziellen Anlässen zusätzlich weiß geschminkt wird (der<br />

weiße Teint wirkt wie ein äußeres Zeichen einer inneren Zerbrechlichkeit). Die Augen<br />

werden mit Kajal schwarz umrahmt. Die meist pechschwarz gefärbten Haare werden<br />

entweder hochtoupiert oder lang und offen getragen; Mädchen sehen nicht selten aus<br />

wie „Lilly Munster“ mit siebzehn.<br />

Ganz anders präsentiert sich der Fetisch-Look, der in der Gothic-<br />

Szene ebenso etabliert ist. Mit verträumter Romantik und märchenhafter<br />

Phantasy hat er nichts zu tun. Lack, Leder und<br />

Latex geben hier den Ton an. Und die diversen Accessoires<br />

spielen unübersehbar mit der SM-Ästhetik.<br />

Wenn man die beiden Stile nebeneinander stellt, sind sie –<br />

auch wenn sie natürlich beide schwarz sind – doch wie schwarz<br />

und weiß. In der Gothic-Szene bestehen sie jedoch ganz selbstverständlich<br />

nebeneinander – so als müsste das einfach so sein.<br />

Warum das möglich ist, ist leicht erklärt. Die Gothic-Ästhetik<br />

lebt von einem kleinsten gemeinsamen Nenner: der optischen<br />

Abgrenzung gegenüber der Normalbürger-Welt. Die Mittel<br />

und Wege, die zu dieser Abgrenzung führen, können frei gewählt<br />

werden – einzige Bedingung: schwarz müssen sie sein.<br />

Unpolitisches Aussteigertum<br />

Die Gothic-Szene ist ein seltsames Sammelbecken für allerlei Schwarzes. Romantischer<br />

Weltschmerz, Sado-Masochismus, Vampirismus, Teufelsanbetungen, Esoterik, Distanz<br />

zur katholischen Kirche und Anspielungen auf rechten Okkultismus stehen hier scheinbar<br />

unverbunden nebeneinander. Als Außenstehender fragt man sich unweigerlich:

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